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1918: Verpasster Sieg im Westen

          Verpasste "Säuberungschance" im Osten

Alexander Kerenski, Ministerpräsident der Provisorischen Regierung Russlands, sollte ein seltenes Beispiel politischer Blödheit abliefern. In Russland hatte sich ein merkwürdiges System, genannt "Doppelherrschaft", herausgebildet, als des- sen andere Hälfte außer der Regierung die Arbeiter- und Soldatenräte, genannt "Sowjets", agierten, die nach und nach von den Bolschewiki, maßgeblich von dem mit deutscher Hilfe aus dem Schweizer Exil wieder nach Russland gekommenen Revolutionär Lenin inspiriert, unterwandert und vereinnahmt wurden.

 

 

Kerenski hatte den als verdienten und ehrgeizigen Frontkommandeur bekannten General Kornilow als Oberkommandierenden eingesetzt. Als dieser drastische Maßnahmen zur Wiederherstellung der Disziplin der Armee verkünden wollte, wurde Widerstand des Petrograder Sowjets, der eigene revolutionäre Truppen zu seiner Verfügung hatte, und der als der  hauptstädtische der einflussreichte unter den Räten war, befürchtet. Als Kornilow gegen den Petrograder Sowjet vorging, vermutete Kerenski einen Staatsstreich Kornilows und rief seinen eigentlichen Gegner, den Petrograder Sowjet, um Hilfe.  Kornilow, wütend über den in seinen Augen wankelmütigen Ministerpräsidenten, empörte sich. Aber seine  führungs- losen Truppen ließen sich auf keine größeren Auseinandersetzungen mehr ein, ergaben oder verbrüderten sich mit den Gegnern. Kerenski aber stand nun ohne eigene militärische Machtbasis da. Wenig später fiel sein Regime der Oktoberrevolution zum Opfer, die Bolschewiki kamen ans Ruder und zeigten sich gegenüber Deutschland verhandlungsbereit.

 

Der Krieg im Osten war damit faktisch zu Ende.  Die Chance, den Sieg zu erring- en, kam spät,  aber sie kam. Denn nun konnte man größere Truppenkontingente von der Ost- an die Westfront verschieben und dort die Offensivtätigkeit wieder aufnehmen. Aber die Frühjahrsoffensiven 1918 zeigten, dass die deutsche militä- rische Führung, jetzt repäsentiert von Hindenburg und Ludendorff, nicht wusste, was sie mit der unverhofften Chance anfangen sollte. "Wir hauen ein Loch hinein, das Weitere findet sich!" Der Ausspruch Ludendorffs macht klar,  dass auch jetzt keine strategische Perspektive vorhanden war. Die deutsche Armee hatte dazuge- lernt. Es gelang ihr, im Stoßtruppverfahren in die feindlichen Linien einzubrechen und teils noch einmal erhebliche Geländegwinne erzielen. Sobald aber der  Gegner eine rückwärtige Verteidigungsstellung einrichten konnte, wurden die Vorstöße abgebrochen. Ludendorff hatte sogar das kleine Einmaleins seiner Kunst, die eindeutige Schwerpunktbildung, vergessen. Anstatt einmal erzielte Einbrüche zu Durchbrüchen auszuweiten, wurde in immer neuen, begrenzten Offensivversuchen bis Juli 1918 vergeblich versucht, die weichste Stelle in der Front zu finden und so  die noch vorhandenen Reserven verbraten.

Den deutschen Truppen mangelnde Beweglichkeit vorzuwerfen (Groß, S. 137, Neitzel, S. 114), mag in der Sache gerechtfertigt sein, die Kritik verfehlt aber jegliches Ziel. Ob die deutsche Kriegswirtschaft des Ersten Weltkriegs, auch mit dem Besitz der Ölquellen von Ploiesti, jemals in der Lage gewesen sein sollte, etwa durch ausreichende Produktion gummibereifter Lastwagen eine derartige Beweglichkeit herzustellen, halte ich für mehr als fraglich. Der These, dass aus- gedehnte Marschpausen der deutschen Truppen für das Scheitern der Offensive verantwortlich gewesen sein sollten, in denen die Soldaten eroberte alliierte Vor- ratslager plünderten und sich betranken (SPIEGEL Nr. 9/2004, S. 137), wider- spricht Neitzel (S. 114). Auch der Panzer als neue Waffe spielte keine kriegsent- scheidende Rolle. Die langsamen, unzuverlässigen und für die Besatzung extrem anstrengend zu betreibenden Ungetüme des Ersten Weltkriegs bewirkten nie mehr als örtlich begrenzte taktische Vorteile, die für die Alliierten nur ihre ohnehin vorhandene Überlegenheit zusätzlich verstärkten (persönliche Einschätzung).

 

Mit den letzten, heftigen Offensiven im Westen hatte man wieder versucht, an das Gedankengut der Vor- und frühen Kriegszeit mit den Motiven "kurzer Krieg" und "günstiger Verhandlungsfrieden" anzuknüpfen. Die geostrategische Perspektive, die sich durch die Situation im Osten ergeben hatte und  aus der für den Westen die Erfordernis eines geduldigen und vorsichtigen Vorgehens folgte, sah man ent- weder gar nicht, oder zu spät. Die Bolschewiki hatten sich zwar als verhandlungs-, nicht aber als friedensbereit erwiesen, erst erneutes militärisches Vorgehen zwang sie zum Abschluss des Friedensvertrags von Brest-Litowsk. Ludendorff wäre lieber weiter vormarschiert. Er  widersprach sich aber, wenn er  meinte, ein "Handeln im Osten" würde Kräfte dort freimachen. Das konnte nicht sein, statt- dessen hatte er mit der Vorbereitung der Offensive im Westen sich die Hände und militärisch die Kräfte gebunden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch nach Abschluss von "Brest-Litowsk" war man sich über das weitere Verhält- nis zu Russland in der deutschen Führung nicht einig. Exemplarisch gegeneinan- der standen die Haltungen Ludendorffs und des Außenministers Kühlmann. Lud- endorff formulierte, "es sei eines der wichtigsten Kriegsziele, den eisernen Ring, den die Einkreisungspolitik der Entente um Deutschland gelegt und die den An- laß zum Krieg gebildet habe, unter allen Umständen zu sprengen. Deshalb "muß [Deutschland] im Osten in Rußland einen zuverlässigen Freund und Verbündeten finden, der nicht nur keine Gefahr für Deutschlands politische Zukunft bildet, sondern der in möglichster politischer, militärischer und wirtschaftlicher Abhängig- keit von Deutschland eine wirtschaftliche Kraftquelle Deutschlands wird." Nur auf diese Weise könne sich Deutschland die Herrschaft über Europa sichern und die Grundlage zu dem europäisch-asiatischen Block legen, zu dem ein Deutschland freundlich gesinntes und von ihm abhängiges Rußland die Brücke bilden müsse. Nur so vermöge Deutschland seine Weltstellung zu behaupten gegenüber den beiden anderen sich herausbildenden Weltstaatengebilden: dem panamerikani- schen Block und dem britischen Block mit dem Dominium."..."Dazu sei erforder- lich, mit allen deutschfreundlichen Gruppen in Rußland Fühlung aufzunehmen und sie zu stärken, von ihnen aber die Anerkennung des Brest-Litowsker Vertrages zu verlangen. Ludendorff verstand unter diesem Vertrag nun aber eine ganz neue Version: »Finnland, das Baltikum, Litauen und Polen, Georgien scheiden endgültig aus dem russischen Staatsverbande aus, während Deutschland der Schaffung eines föderativen Staatenbundes der übrigen Teile Rußlands wohlwollend gegenübersteht, unter der Voraussetzung der festen wirtschaftlichen Angliederung Rußlands an Deutschland." Also genau die Chimäre, die die Alliierten immer gefürchtet hatten!

 

Kühlmann dagegen war der Ansicht, mit dem Erfolg über Russland wäre der Ein- kreisungsring bereits gesprengt, das wäre der größte Erfolg, den Deutschland überhaupt hätte erringen können, und die bolschewistische Herrschaft wäre die beste Voraussetzung dafür, dass Russland schwach bliebe. Daher sollte,  für eine Übergangsfrist, weiter mit den Bolschewiki zusammengearbeitet werden. Kühl- mann, dem Kaiser und Hindenburg wurde eine Denkschrift des früheren rus- sischen Diplomaten  Karl Staël von Holstein vorgelegt, die insbesondere Kühlmanns Argumentation bis ins Detail beeinflusste.  Zusammengefasst stand darin unter anderem Folgendes: "Sollte aber eine deutsche Intervention in Groß- rußland stattfinden, so sei mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß der Löwenanteil an Arbeit den deutschen Truppen und Verwaltungsorganen zufallen würde. Eine deutsche Okkupation Großrußlands werde daher zur Folge haben, daß der Deutsche als lästiger Bedrücker und Ordnungsstifter der bestgehaßte Mann in Rußland werden würde. Unter diesen Umständen und wegen der völligen Zerrüttung des russischen Wirtschaftslebens werde sich auch der deutsche Han- del in Großrußland nicht entwickeln können.  würde. Insbesondere hat Frankreich ein Interesse daran, die von der Sowjetregierung gekündigten Anleihezinsen nicht zu verlieren, und, da es nicht recht ersichtlich ist, wie die französische Regierung ohne Einwilligung und Zutun Deutschlands einen diesbezüglichen Druck auf Rußland auszuüben imstande wäre, so läge in dieser Frage in Zukunft vielleicht ein Moment der Verständigung zwischen Deutschland und seinem westlichen Nachbarn." Unter dieses Hirngespinst einer deutsch-französischen Verständigung setzte der Kaiser ein "Richtig!" als Marginalie - und unterschrieb damit praktisch seine Abdankungsurkunde.

 

Staëls Vortrag, so logisch er klingt, ist nicht zu folgen. Denn der Russe ist leichtgläubig und beeinflussbar, und wie die bald kommende Zukunft zeigen würde, er würde sich jedweder Führung unterwerfen, sofern diese nur selbstbe- wusst genug auftritt. Dazu brauchte es weder die russische Tradition, der Marxis- mus entspricht ihr nicht, noch die russische Nationalität des Führers - Stalin war ja kein Russe, sondern Georgier. Zu  Genüge waren  Angehörige der alten Füh- rungsschicht als Betroffene des roten Terrors an die deutsche Seite mit der Bitte um Eingreifen herangetreten, und mit dem General Mannerheim, der im Zweiten Weltkrieg als Führer Finnlands sein besonderes militärisches und politisches Talent unter Beweis stellen sollte, hatte man eine vielversprechende Variante für den künftigen Organisator eines mit Deutschland verbündeten Russlands im Auge. Aber das Auswärtige Amt setzte sich durch, eine Intervention in Russland unterblieb. Ludendorff fügte sich, der Misserfolg in Frankreich hatte ihn kleinlaut gemacht, und er glaubte selbst nicht mehr, für eine  antibolschewistische Aktion genügend Kräfte übrig zu  haben.

 

Zum dritten Mal, nach 1890, als sie die Fortsetzung des Rückversicherungs-vertrags zerschossen, und 1902, als die Lamsdorf-Initiative zurückgewiesen wurde, hatten die Ratgeber des Kaisers im Jahr 1918 ein Zusammengehen Deut- schlands mit Russland, dieses Mal ein gewaltsames, zunichte gemacht. Damit war der Krieg verloren (auch wenn er sich noch ein paar Monate hinziehen sollte), und zwar nicht durch feindliche Aktionen, sondern durch Deutschlands eigene Unzulänglichkeit.

 

Ludendorff, der Militär, hatte in seinem eigenen Metier keine Strategie besessen, aber sehr wohl eine politische. Nur war es dafür im  Juni 1918 eigentlich auch schon zu spät. Der geeignete Zeitpunkt, eine Vorgehensweise wie die von Luden- dorff skizzierte anzugehen, wäre die Jahreswende 1917/18 gewesen. Unter Ver- zicht auf die Offensive im Westen hätte man Russland zur Kooperation bringen und für seine Zwecke nutzen können, insbesondere die hungernde Bevölkerung der Mittelmächte mit Nahrung vom russischen Boden zu versorgen. Mit einer Of- fensive im Westen hätte man auch bis 1919 oder sogar 1920 warten können. Bis dato hätte  man noch zusätzlich russische Hilfstruppen in großer Zahl aufstellen und dann mit großer Übermacht im Westen angreifen können. Das wäre sicher nicht einfach gewesen, aber was ist im Krieg schon einfach? Bei fortgesetzter De- fensive im Westen wären  im Sommer 1918 genügend Truppen der Mittelmächte vorhanden gewesen, um dem roten Spuk in Russland ein Ende zu machen. Statt- dessen zog man es vor, mit den Bolschewiki zu kooperieren (dass man ihnen noch einen Ergänzungsvertrag zu Brest-Litowsk abzwang und ähnliche Winkel- züge spielten für den Kriegsausgang keine Rolle mehr), deren Charakter als "jüdi- sche Geschäftsleute" irgendwann durchschlagen und die entsprechend wirt- schaftlich vernünftig und profitorientiert mit den Mittelmächten zusammenar- beiten würden. Eine groteske Fehleinschätzung, die Deutschland nicht nur den Sieg kosten, sondern auch die Weltgeschichte auf Jahrzehnte hinaus negativ be- einflussen sollte.

Persönliche Einschätzung, <Einfügung 19.10. 2016> die u.a. Ereignisse lassen Kerenski aber auch als tragische Figur erscheinen. Jedenfalls war er von der Situation total überfordert.

 

 

 

 

 

 

 

Einen einigermaßen verständlichen Überblick über die sehr komplizierten, von Missverständ- nissen und Intrigen Dritter geprägten Ereignisse liefert der Aufsatz von Harvey Asher: The Korni- lov Affair: A Reinterpretation, in The Russian Review, Band 29, 1970, Heft Nr. 3, Seiten 286 - 300. Danach war die Aufstellung von Truppen gegen den Petrograder Sowjet zunächst defen- siv gedacht (S. 294). Kornilow handelte mit sei- nem Vorrücken zwar ohne Befehl Kerenskis, aber im guten Glauben zu dessen Einverständ- nis (S. 298). Die Diffamierung Kornilows als Ver-

räter und seine Absetzung wurden von einer Person aus Kerenskis Umfeld öffentlich verkün- det (S. 299), Kerenski konnte dahinter nicht mehr zurück. <Block und Anmerkungen geän- dert 19.10.2016>

 

 

 

 

 

Der entsprechende Wikipedia-Eintrag ist sehr empfehlenswert.

 

Ludendorff-Zitat Gerhard P. Groß, Mythos und Wirklichkeit, Literaturangabe s. Kapitel 2 des ersten Teils, S. 136, eingebettet in die Behand- lung der Frühjahrsoffensiven S. 135ff, alliierte Gegenmaßnahmen S. 137, Ludendorffs Über- forderung insbes. S. 135/139. Ludendorff hatte bereits 1917 Hoffmann seine "Abklopfstrategie" erklärt, Hoffmann war not amused (Hoffmann, Krieg der versäumten Gelegenheiten, Literatur- angabe s. Kapitel 1 dieses Teils, S. 172, "ab- klopfen" bei Neitzel, Blut und Eisen, Literaturan- gabe s. Kapitel 1 dieses Teils, S. 112). Bis wo- hin die Offensive vorgetragen werden sollte,

konnten Hindenburg und Ludendorff dem sie be-

suchenden türkischen General Mustafa Kemal, der die Dardanellenschlacht gewonnen hatte und später als Atatürk berühmt wurde, nicht er- klären (Johannes Glasneck, Kemal Atatürk und die moderne Türkei, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1971, S. 72). Mangelnde

deutsche Reserven Neitzel, S. 114, Glasneck, S. 74, deren Aufgebrauchtheit, nachdem man der alliierten Julioffensive nichts mehr entgegen-

zusetzen hatte, Groß, S. 140.

 

 

 

 

 

 

 

 

Erneutes Zeitdruck-Motiv, auch unter dem (letz- ten Endes überschätzten) Eindruck der Lan- dung amerikanischer Truppen in Europa Groß, S. 135, dort auch, dass Ludendorff nicht mehr als einen taktischen Sieg anstrebte (mehr war auch (vorerst) nicht möglich, persönliche Ein- schätzung, ein darauf basierender Friedens- schluss wäre also ein "günstiger Verhandlungs- frieden" gewesen).

Zur geostrategischen Perspektive s.u., einer der deutschen Verhandlungsführer in Brest-Litowsk war Hoffmann. Über die zähe Verhandlungstak- tik der kommunistischen Delegation, insbeson- dere Trotzkis, bei Hoffmann S. 207ff.

Die hier weiter folgende Darstellung stützt sich hauptsächlich auf Winfried Baumgart, Deutsche

Ostpolitik 1918, Von Brest-Litowsk bis zum En- de des Ersten Weltkrieges (Dissertation), Verlag

Oldenbourg, Wien u.a. 1966. Die Schrift steht im Internet als PDF zum Herunterladen zur Verfü- gung: https://publications.ub.uni-mainz.de/opus/volltexte/2010/2356/pdf/2356.pdf. Luden- dorffs Standpunkt dort S. 24.

 

Nach meiner Einschätzung ist die gewisse vor- handene zeitliche Differenz in den folgend refe- rierten Positionen Ludendorffs und Kühlmanns

weniger gravierend. Diese resultiert aus der Nie-

derlegung in Dokumenten, m.e. kann aber davon

ausgegangen werden, dass in mündlichen Aus- einandersetzungen die Haltungen zeitgleich auf- einandertrafen.

Gegensatz zwischen Ludendorff und Kühlmann Baumgart, S. 60ff.

Wörtliche Übernahme von Ludendorffs Ausfüh- rungen (Ende Juni 1918) zu "Zielen der deut- schen Politik" Baumgart beginnend mit "Des- halb" S. 85, mit "Dazu" S. 86.

 

 

 

 

 

 

Die Westalliierten, insbesondere die Briten, die den Chimären-Gedanken ja ursprünglich ent- wickelt hatten, machten sich bereits erhebliche Sorgen, ob das von Ludendorff skizzierte Vor- gehen erfolgreich ins Werk gesetzt werden würde (Baumgart, S. 45f, 54, Lowe/Dockrill, Bd. III, S. 684, Parsons, S. 128. Literarturangabe zu Parsons im Kapitel zuvor, zu Lowe/Dockrill im Unterkapitel "Kriegsgeständnisse" im ersten Teil).

 

 

Dahingehende Stellungnahme Kühlmanns vom 03.05.1918 Baumgart, S. 73.

 

 

Ds., S. 78.

 

 

Aufzeichnung Staëls eingegangen 22.05. 1918 ds., S. 76f, Anm. 55.

 

 

An die Möglichkeit eines militärischen Sieges der Mittelmächte glaubte Kühlmann nicht, ins- besondere, nachdem Amerika in den Krieg ein- getreten war (ds., S. 374). Die Ententemächte hätten das Übergewicht eines durch das Poten- tial Russlands vermehrten Preußen-Deutsch- lands nie hingenommen, sondern den Krieg à outrance weitergeführt (ds., S. 375). Diese Üb- erlegung ist falsch, denn a) konstatiert sie selbst

ein "Übergewicht" der deutsch-russischen Kom-

bination und b) hätte gerade diese, und nur die- se Kombination es Deutschland ermöglicht, die Niederlage zu vermeiden und, die von Kühlmann

konstatierte Unerbittlichkeit der Entente voraus- gesetzt, den Krieg à outrance fortzusetzen.

 

 

 

 

Zum russischen Volkscharakter, der damals nicht stärker als heute gewesen sein wird, der Philosoph Alexander Zipko im SPIEGEL Nr. 23/2016, S. 136/138.

 

 

Hilfeersuchen aus Russland an die deutsche Seite Baumgart, S. 74, und Hoffmann, S. 223.

Idee, Mannerheim einzusetzen, Baumgart, S. 71f. Die Legitimität eines hypothetischen Bruchs

des Friedensvertrags von Brest-Litowsk möchte

angesichts des Vorgehens der Bolschewiki der

Leser selbst beurteilen.

 

 

Entsprechende Entscheidung des Kaisers ds., S. 84, Ludendorffs Zurückhaltung ds., S. 87.

 

 

Zu den Vorereignissen siehe die entsprechen- den Unterkapitel "1890 - 1897" und "1898 - 1907"

im ersten Teil.

 

 

 

 

 

 

Baumgart ist der gegenteiligen Ansicht (S. 371), er schließt sich Kühlmann an, der Ludendorff die politischen Fähigkeiten abgesprochen hatte (S. 61f). Dessen Vorstellungen charakterisierte das Auswärtige Amt als "Alexanderzüge" bzw. "ufer- los" (ds., S. 377), letzteres übernimmt Baumgart (S. 86). Nun liegen die Ufer des Arktischen und des Indischen Ozeans sicher weit auseinander, aber sie existieren. Das zeigt nur, wie wenig von Weltpolitik/Geostrategie in Deutschland verstanden wird.

 

 

Skizzierung einer deratigen Vorgehensweise bei Hoffmann, S. 226, deren Erfordernis und Ein- schätzung als "Kleinigkeit" zuvor S. 224.

 

 

Beurteilung der Sowjetführer durch das Auswär-

tige Amt Baumgart, S. 269.

 

Ein Friedensangebot an die Westmächte, von Hoffmann (s.o.) im zeitlichen Zusammenhang mit einem Vorrücken in Russland vorgeschla- gen, hätte man sich allerdings sparen können. So gesehen war Kühlmanns Einschätzung des Kriegswillens der Entente à outrance schon richtig Siehe auch Baumgart zu Clemenceau, S. 47 (Zitat): "Ich führe immer Krieg... ich werde weiter Krieg führen bis zur letzten Viertelstunde, denn uns wird die letzte Viertelstunde gehören."