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Chancenlose Friedensbemühungen Deutschlands und der

kleineren neutralen Staaten

In den beiden Eingangskapiteln dieses Teils haben wir gesehen,  wie die Mächte- konglomerate geschaffen wurden, die die Ausgangsbasis für den Zweiten Welt- krieg bildeten. Sodann haben wir in den beiden vorgehenden Kapiteln   gesehen, wie der Machtpolitiker Hitler, und Deutschland mit ihm, in einen Aggressionskrieg getrieben wurde, den er so nicht gewollt hatte. Auch nach seinem Sieg über Polen war ihm dieser Krieg nicht recht, und er suchte, nach Möglichkeit  daraus wieder herauszukommen. Der Krieg produzierte für Deutschland unkalkulierbare Risiken, und so hätte  eine "Anzeigenadel des Schicksals", wenn es so etwas geben würde, von Anfang an eher auf Deutschlands Untergang als auf seinen zu erkämpfenden Weltmachtstatus gezeigt.

 

Das war auch und vor allem dem deutschen Widerstand klar, dem die Irrationalität Hitlers und seines Systems ebenso geläufig war wie dessen Illegitimität und Grau- samkeit, und der gerne über einen Sturz Hitlers und damit verbundenen Friedens- schluss das Schlimmste zu verhindern und entsprechend Kontakte insbesondere zur britischen Führung suchte. Deutscherseits erfolgten also Friedensbemühung- en sowohl seitens der Regierung und regierungsnaher Kreise ebenso wie seitens der Opposition, wobei die Abgrenzung der Lager nicht ganz einfach gelingt, weil sich handlungsfähige Oppsitionskreise nur im Militär- und Regierungsapparat be- finden konnten.

 

Die kleineren neutralen Staaten, zu denen man anfangs, vor seinem Kriegseintritt, auch Italien zählen muss, konnten am Krieg keinerlei Interesse haben. Er würde sie mindestens in ihren Geschäften stören bzw. sie bei Ausweitung absehbar in Mitleidenschaft ziehen. Entsprechend  gingen auch von ihrer Seite Friedensbe- mühungen aus. Zu den beiden großen "neutralen" Staaten, USA und UdSSR, ist im ersten Fall einiges, im zweiten wenig zu sagen. Aber auch dazu wird Stellung genommen. Bekanntermaßen führten alle Friedensbemühungen zu nichts, der Krieg wurde bis zum bitteren Ende durchgekämpft. Hätte ein angelsächsisches Interesse am Frieden bestanden, wäre weder der Krieg enstanden, wenigstens  nicht in der Form, in der er sich  ereignete, noch wäre es unmöglich gewesen, ihn vor der totalen Niederlage der Achsenmächte zu beenden.

 

Wie sich nun die Westmächte, insbesondere Großbritannien, konkret zu den Friedensschritten der Gegenseite bzw. der Neutralen stellten, und ob vielleicht auch Friedensschritte von Großbritannien ausgingen (solche von französischer Seite sind nicht bekannt, von amerikanischer nur durch Privatleute) sollen die folgenden Ausführungen zeigen.

 

 

1) Friedensschritte der deutschen Regierung und regierungsnaher Kreise

 

Seitens der deutschen Regierung wäre zunächst Hitler selbst zu nennen. In zwei "Friedensreden" nach der Niederlage Polens (06.10.1939)  bzw. Frankreichs (19. 07.1940) versuchte er zuerst beide europäischen Westmächte, dann Großbri- tannien   zum Einlenken zu bewegen. In diesem Zusammenhang kann man auch ein Interview Hitlers durch den deutschstämmigen amerikanischen Journalisten Carl von Wiegand sehen, in dem Hitler eine Art europäischer Monroe-Doktrin re- klamiert, nach der Amerika sich nicht in europäische Angelegenheiten einzumi- schen hätte, die Umkehrung werde schließlich auch nicht angestrebt.

Hitler hatte nicht damit gerechnet, dass Großbritannien es wegen  Polens zum Krieg kommen lassen würde. Gegenüber Mussolini äußerte er, der Krieg würde keine Sieger, sondern "nur zwei oder mehr Besiegte" erzeugen. Mit Großbritan- nien wollte er sogar eine "europäische Konföderation" anstreben. Die vergleichs- weise maßvollen Friedensbedingungen gegenüber Frankreich waren auch als Aufforderung an Großbritannien zu verstehen, die Waffen zu ebensolchen Bedingungen niederzulegen. Angesichts der alliierten Haltung hatte Hitler aber bereits im November 1939 die Gegenstandslosigkeit von Vermittlungsbemühung- en einsehen müssen.

 

Sodann wäre der "zweite Mann im Reich" anzuführen, Hermann Göring.  Genauso britannien-affin wie sein Herr und Meister (für eine Übereinkunft mit Großbritannien hätte er "am liebsten Japsen und Russen über Bord geworfen"), sandte er zunächst auch nach Kriegsausbruch seinen schwedischen Vertrauten Dahlerus nach London, später wurde für ihn Max Egon Prinz zu Hohenlohe tätig. Hohenlohe handelte nicht im offiziellen Auftrag, man kann ihn aber nur als Emissär Görings bezeichnen. Kennzeichnend für seine und zahlreiche andere Versuche, sowohl regierungs- als auch widerstandsseitig, sind die Anstreng- ungen, über diplomatische Kanäle in Kontakt mit der britischen Regierung zu kommen. Hohenlohe hielt  jedenfalls permanent Kontakt zu Göring, einmal wurde er auch bei Hitler persönlich vorgelassen. Letzteres hinderte ihn nicht,  seinem britischen Gesprächspartner Göring bei ausreichender britischer Rückendeckung als putschbereit zu präsentieren (wobei sich eine Parallele zu der sich im Spät-herbst 1939 ebenfalls wieder sich mit Putschgedanken tragenden Führung des deutschen Heeres ergibt).

 

Intensiv bemühte sich auch der frühere Reichs- und Vizekanzler Franz von Papen in seiner neuen Funktion als deutscher Botschafter in der Türkei um einen Friedensschluss. Und letztendlich ist in diesem Zusammenhang noch der  aufseh- enerregende persönliche Einsatz des "Stellvertreters des Führers" Rudolf Heß  in Form seines Flugs nach Schottland zu betrachten.

 

Hitlers Friedensvorstellungen wurden in Entgegnungsreden zurückgewiesen, zu- nächst von Chamberlain, dann von Halifax. Roosevelt widersprach der Anwend- barkeit der "amerikanischen" Monroe-Doktrin, so wie er sie verstand, auf andere Weltgegenden. Hohenlohe und Papen bissen mit ihren Fühlungnahmen bei ihren britischen Adressaten mehrfach auf Granit. Heß schließlich, in  dessen Mission Hitler vermutlich eingeweiht war, wurde bekanntermaßen umgehend nach seinem Fallschirmabsprung fest-, verhört, aber nicht ernstgenommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2) Friedensschritte des deutschen Widerstands

 

Bei der üblichen und auch gerechtfertigten Unterscheidung: hier verbrecherisches Naziregime, da hehrer Widerstand, darf man einen Fehler nicht machen, nämlich das Bild des Widerstands von Deutschland mit dem der Nachkriegsbescheiden- heit gleichzusetzen. Auch die Widerständler, wenigstens soweit sie hier eine Rolle spielen, waren national gesonnen bis zum Nationalismus und forderten den  Großmachtstatus Deutschlands, worin sie den Nazis gar nicht so unähnlich waren. Ihre Vorstellungen von territorialen Revisionen in Europa zu diskutieren bringt im Rahmen dieser Arbeit keinen Gewinn, man kann aber generell davon ausgehen, dass die  "Grenzen von 1937" ihnen nicht genügten.

 

Im folgenden sollen einige Beispiele namentlich aufgeführt  werden. Da wäre der ehemalige Leipziger Oberbürgermeister Carl Goerdeler, der von belgischer Seite als deutscher Nationalist charakterisiert wird und dessen Pläne auf eine deutsche Hegemonie hinausgelaufen wären, die Diplomaten Ulrich von Hassell und Al- brecht von Kessel, von denen ersterer die deutsche  Großmacht als Bollwerk ge- gen den Osten  sah, letzterer sogar für Deutschland freie Hand im Osten forderte. Die Erneuerung des deutschen Großmachstatus war auch für den Geographen und Diplomaten Albrecht Haushofer wesentlich, ein Vertrauter von Rudolf Heß.

 

Dem Widerstand ging es darum, mit einem Putsch Hitler zu beseitigen und dafür die britische Rückendeckung zu erhalten. Nachdem  Kontakte zu Großbritannien vom isolierten Reich aus nicht möglich waren, verlegte man sich auf Reisediplo- matie. Genau wie Hohenlohe waren in der Schweiz der deutsche Diplomat Theo Kordt und der frühere Reichskanzler Joseph Wirth aktiv. Der in die militärische Abwehr des Admirals Canaris eingeschleuste spätere CSU-Politiker Josef "Och- sensepp" Müller machte sich zum Papst nach Rom auf. Und der Jurist Adam Trott zu Solz reiste über den Atlantik, um in den USA um deren Einfluss auf eine gün- stige Friedensregelung zu werben.

 

Kordts britische Kontaktpersonen statteten ihn mit nicht mehr als einem Manus- kript der Rede Chamberlains vom 12.10.1939 aus. Was er und Kessel für ein sub- stanzielles Zugeständnis hielten, konnte die deutsche Heeresgeneralität natürlich nicht zu Aktionen motivieren. Was Müller über katholische Kleriker von deren bri- tischen diplomatischen Ansprechpartnern beim Heiligen Stuhl erhielt, war dünn genug, um von einem weiteren Widerständler für die Militärs aufgehübscht zu werden. Generalstabschef Halder, der das Manöver durchschaute, konnte auf die- ser Grundlage aber seinen  Oberkommandierenden Brauchitsch nicht zum Han- deln bewegen (inzwischen war es Anfang April 1940, und die Offensiven standen bevor).

 

 

 

 

 

 

 

 

Trott, der in den USA auf Schritt und Tritt vom FBI überwacht wurde, erzielte mit seiner Reise  trotz einer großen Zahl an Kontakten nicht den geringsten Erfolg. Das  interessanteste Ergebnis gelang noch Ex-Reichskanzler Wirth. Er wollte über seine Mittelsmänner von Halifax die Zusage erhalten haben, einen Staatsstreich in Deutschland nicht militärisch auszunutzen und  mit einer "hitlerfreien" Regie-rung (der auch sonst keine Nazis angehören sollten, was eine Übergangs-kanzlerschaft Görings ausgeschlossen hätte) zusammenzuarbeiten. Die über Wirth laufende britische Offerte, wenn es denn eine solche war, erreichte aber nie ihre Adresse. Wirths Nachrichtenüberbringer, der frühere Reichswehrminister Otto Geßler, suchte Halder nicht auf. Geßler, so wurde vermutet, hatte in Wirklickeit mit Ribbentrop zusammengearbeitet. Demnach war  seine Tätigkeit ein Ablenkungs-manöver von den anstehenden Offensiven deutscherseits.

 

Wie dem auch sei, die Lösung, über einen Staatsstreich in Deutschland zum Frie- den zu kommen, sah sich besonderen Problemen gegenüber. Die deutschen Wi- derständler konnten niemals sicher sein, ob die Westalliierten mit ihnen wirklich zusammenarbeiten würden. Hitler zu stürzen, und das im Gegensatz zu 1918 in den Jahren 1939/40 ohne militärische Zwangslage bei einem vom Krieg noch un- erschütterten Deutschland, hätte mindestens eine neue Dolchstoßlegende ausge- löst. Außerdem hätte die Armee das Reich nicht regieren können und wäre auf die Hilfe kooperationsbereiter Elemente innerhalb der Nazipartei angewiesen gewe- sen, sofern es solche überhaupt gab. Im Volk, und insbesondere in den niedrige- ren  Chargen des Offizierskorps, jugendlich und von der nazistischen Aufbruchs- stimmung entscheidend beeinflusst, hatte der Widerstand keinen Rückhalt.

 

 

 

 

 

 

Das geostrategische Grundproblem Deutschlands hätte ein erfolgreicher Putsch gegen Hitler auch nicht gelöst, eher im  Gegenteil, wenn wir uns  die westalliierte Kriegsbegründung, die Chimärenfurcht, noch einmal vor Augen führen. Danach wäre eine Großmacht Deutschlands im Zentrum Europas, wie s.o. auch von den Widerständlern bevorzugt, stets und auch gerade nicht unter einer antikommu- nistischen Naziführung, in der Lage gewesen, sich mit Russland, egal, ob dieses sich jetzt Sowjetunion oder sonstwie nennt, zum Nachteil der angelsächsischen Mächte zu vereinen. Der Erste Weltkrieg hatte ja gezeigt, dass die Angelsachsen keine Naziführung  Deutschlands brauchten, um Deutschland mit Hilfe eines rück- sichtslosen Krieges als Machtfaktor auszuschalten.

 

 

3) Friedensschritte seitens kleinerer neutraler Staaten

 

An dieser Stelle seien zunächst Privatpersonen aus  neutralen Staaten genannt, die sich um den Frieden bemühten.   Oben in den Anmerkungen angeführt wur- den bereits der General-Motors-Manager James Mooney und der ehemalige Hochkommissar des Völkerbunds Carl J. Burckhardt, weiter zu erwähnen wäre der Chef der niederländischen Fluggesellschaft KLM Albert Plesman. Mooney konferierte außer mit Göring auch mit Halifax, dieser fertigte ihn aber  kurz ab. Auch Burkhardt unterhielt sich mit Halifax, konnte diesen aber auf nichts fest-legen. Plesman legte einen mit Göring und der niederländischen Exilregierung abgestimmten Plan vor, Halifax gab sich auch interessiert, aber Göring ver- leugnete dann die Kenntnis des Vorhabens.

 

In diesem Zusammenhang ist auch ein "christlicher" Handlungsstrang von Interes- se. In Kreisen um den Primas der norwegischen Kirche Berggrav wurde die Vor- stellung einer "einheitlichen Christenfront" gegenüber den gottlosen Kommunisten entwickelt, die von Skandinavien über die west- und mitteleuropäischen Länder bis in den katholischen Süden reichen sollte. Aber auch Berggrav holte sich bei Halifax eine Abfuhr. Seinem deutschen Bischofskollegen Heckel galt er zudem als britisch, den weiteren Amtsbrüdern aus neutralen Staaten nach der deutschen Besetzung Norwegens als deutsch beeinflusst. Die Idee der antibolschewistischen Einheitsfront unterstellten die Briten auch dem Papst. Pius XII. hatte die Müller-Mission unterstützt, verhielt sich aber sonst sehr zurückhaltend. Er unterließ es, den amerikanischen Staatssekretär Sumner Welles bei dessen Europareise zu einer Friedensgeste aufzufordern, und trat auch sonst nicht mit offenen Initiativen hervor. Nur nach dem Fall Frankreichs ließ er seinen Kardinalstaatssekretär Maglione Möglichkeiten für eine päpstlichen Friedensschritt ausloten. Dessen Ansprechpartner in Großbritannien rieten jedoch davon ab. Ein gemeinsames Vorgehen Hitlers und des Papstes, möglich im Herbst 1941, hätte die britische  Politik jedenfalls ordentlich geschockt (mit Erleichterung waren sowohl im Vatikan die Eröffnung des Ostfeldzugs als auch in Großbritannien das Unterbleiben einer o.a. nazistisch-katholischen Initiative registriert worden).

 

 

 

 

Seitens der  Regierungen kleinerer neutraler Staaten gab es eine ganze Reihe Friedensappelle. Sehr früh dran war der spanische Staatschef General Franco.  Die Kriegsunwilligkeit Italiens war bekannt, das Land "hätte einen Vergleich zwi- schen den Kontrahenten lebhaft begrüßt".  Einen weiteren Appell verfassten die Monarchen Belgiens und der Niederlande im November 1939, dem sich der ru- mänische König und der italienische Botschafter in Berlin anschlossen. Bei den kriegführenden Mächten stieß der Appell jedoch nicht auf Gegenliebe.

 

Nicht bei Schlie findet sich eine  belgisch-finnisch-rumänische Initiative vom Herbst 1939 an Roosevelt, der um Vermittlung gebeten wurde. Roosevelt weigerte sich.

 

 

 

 

 

 

Gespräche der britischen Seite mit schwedischen Vertretern führten, wie üblich, zu nichts. Ebenso fruchtlos blieb ein türkischer Sondierungsversuch vom Sommer 1940. Im Herbst 1941 wandten sich türkische Vertreter dann mit besonders hefti- ger Wortwahl an die Westmächte, eine Fortführung des Krieges würde Europa ins totale Chaos stürzen und eine Völkerwanderung aus Innerasien in Gang setzen. Der spanische Gesandte in der Türkei schloss sich einem türkischen Vorschlag zu einer gemeinsamen Friedensvermittlung an. In diesem Fall verweigerte sich Rib- bentrop jeglichem Gespräch.

 

Zwischen den Zeilen lese ich den Gedanken, sowohl die Türkei als auch die Schweiz hätten als sozusagen letzten Schritt die Drohung erwogen, bei anhal- tender Friedensverweigerung Großbritanniens offen ins Lager der Achsenmächte überzuwechseln. Franz von Papen hat entsprechende Äußerungen über die Türkei verlauten lassen und stand auch mit Schweizer Diplomaten in Kontakt.    Schlie referiert interne Schweizer Diskussionen über den politischen Kurs. Letzt- endlich nahmen beide Staaten von einer derartig weitreichenden Entscheidung Abstand.

 

 

4) Die Positionierung Großbritanniens zu einem möglichen Friedensschluss

 

Wir haben bereits oben viele ablehnende und wenige ermutigende Reaktionen der britischen Seite auf an sie herangetragene Friedensinitiativen gesehen.   Einige Misserfolge gingen auf das Konto Deutschlands, die große Mehrzahl auf das britische. Bestärkungen aus Großbritannien an den deutschen Widerstand, Hitler zu stürzen, wie es etwa Halifax gegenüber Dahlerus und  in seiner Rede vom 07. 11.1939 ausdrückte, folgten keine Konsequenzen, man hatte ja bereits vor dem Krieg die Möglichkeit verworfen, mit dem deutschen Widerstand zusammenzuar- beiten.

 

 

 

 

 

 

Extrem überschaubar sind die Beispiele britischer Kompromissbereitschaft. Seinen im Anmerkungsteil oben geäußerten  "aufrichtigen Friedenswillen" be- stätigte Halifax gegenüber dem selbsternannten Vermittler Lonsdale Bryans (einem Briten, der Verbindungen zum deutschen Widerstand hatte, insbesondere zu Hassell). Ebenso wird deutlich, dass die bereits betrachteten Friedensvor- schläge (bis auf einen, s.u.) nie von der britischen Seite ausgingen. Gegen- beispiele sind genauso äußerst selten, es finden sich nur zwei an der Zahl, im zeitlichen Umfeld des französischen Zusammenbruchs, man war auf der Insel wohl etwas nervös geworden. Halifax  ging den italienischen Botschafter in Groß-britannien um eine Vermittlung Mussolinis an (25.05.1940, es gab  aber auch zeitähnlich Schritte der italienischen Seite). Und die oben bereits erwähnten  Gespräche mit schwedischen Diplomaten  resultierten aus Aktivitäten des parla- mentarischen Staatssekretärs im britischen Außenministerium Butler (Beginn 17. 06.1940). Im  zweiten Fall ist das Resultat schon bekannt, der involvierte britische Diplomat Victor Mallet sah nichts als den "unerbittlichen Willen zur Fortsetzung des Krieges" der Regierung  Seiner Majestät. Auch im ersten Fall sind die Folgen jedem historisch Interessierten geläufig,   Italien trat bald auf der Seite der Achsenmächte in den Krieg ein. Halifaxens Andeutungen waren zu vage gewe- sen, als dass der italienische Botschafter sich veranlasst gesehen hätte, Mussolini in Aktion  zu setzen. Die Regierung Churchill ihrerseits hatte die Initiative nicht weiterverfolgt, Krieg schien immer noch aussichtsreicher als Frieden.

 

 

 

 

Von einer britischen  Friedensbereitschaft kann also, bei Lichte besehen, nicht die geringste Rede sein. Ob die anfänglichen Sympathiegesten gegenüber dem deu- tschen Widerstand überhaupt ernst gemeint waren, oder ob es sich vielleicht nur um Hinhaltetaktik handelt, um den gegnerischen Zusammenhalt zu schwächen, den Krieg in die  Länge und schließlich die USA mit hineinzuziehen, ist also eine durchaus berechtigte Frage. Im Laufe der weiteren Entwicklung versteifte sich die britische Haltung immer weiter. Nun wurde  absolut deutlich, dass es nicht gegen Hitler und den Nationalsozialismus, sondern gegen Deutschland als Ganzes ging. Erkundungen nach Friedensabsichten jedweder Art kamen für Großbritannien nicht mehr in Frage, sie hätten als Eingeständnis der Schwäche gegolten. Die op- positionellen militärischen Kreise in Deutschland galten in Großbritannien nichts mehr, die Unterscheidung zwischen Naziregierung und Widerstand entfiel. "Abso- lute silence" gegen jeden Friedensvorstoß seitens der deutschen Opposition wur- de zur unverrückbaren Leitlinie. Die Chimärenfurcht bestimmte weiter ohne Ein- schränkung das britische Denken, auch wenn die Zerschlagung des britischen Empires  durch  Deutschland nur in Großbritannien, nicht in Deutschland anti-zipiert wurde und die britische Oberschicht zeitweise wegen des nach Hitlers Angriff auf die Sowjetunion unumgänglichen Schulterschlusses Großbritanniens mit den Kommunisten zeitweise unter erheblichem Hemdflattern litt.

 

 

 

 

Nach der angelsächsischen Logik hatten Deutschland, Japan und Italien als unab- hängige Großmächte von der Bühne abzutreten. Jeder Friede auf einer anderen Basis, so das Foreign Office am 17.11.1941, unter dem Eindruck des sich ab- zeichnenden Scheiterns des deutschen Vorstoßes auf Moskau und unter Beru- fung auf Roosevelt, hätte  die Neuordnung Europas nach deutschen Vorstel-lungen [auch denen des deutschen Widerstands, s.o.] bedeutet und  "Berlin als den großen Sklavenmarkt der Welt" belassen [wobei das sowjetische Zwangs-arbeitssystem natürlich keine Erwähnung findet, das man schließlich, als "unzer-störtes Karthago", als Widerlager der angestrebten zweipoligen Nachkriegs-Weltordnung brauchte].

 

 

5) Amerikanische Friedensdemotivation - auch im Zusammenhang mit dem Sum- ner-Welles-Besuch

 

Bereits im Vorkapitel haben wir gesehen, dass die Roosevelt-Regierung am Frie- den nicht im Mindesten interessiert war, und das folgende Kapitel soll dazu Einzel- heiten in großer Zahl zur Verfügung stellen. An der amerikanischen Friedens- demotivation änderte auch der Umstand nichts, dass Roosevelt seinen Staatsse- kretär im Außenministerium Benjamin Sumner Welles im März 1940 nach Europa schickte, um die Hauptstädte der kriegführenden Nationen und Italiens zu besu- chen.

 

Sumner  Welles suchte zunächst Mussolini in Rom auf, aber die Vorschläge, die er dort entgegennahm, entsprachen in etwa den deutschen vom Sommer 1939,  so gesehen hätte es keinen Krieg gebraucht. Den Weltfriedensplan, den Sumner Welles bereits im Herbst 1937 entwickelt hatte, nannte Vansittart in London ge- fährlich und naiv (Schlie referiert nicht den Inhalt der Gespräche in England, der Zusammenhang erschließt sich nur im zeitlichen Rückgriff). Roosevelt verbot jedenfalls Welles nach dessen Rückkehr nach Rom, Mussolini zu  gestatten, Ein- drücke  von Welles über Kompromissmöglichkeiten an Hitler weiterzukommu- nizieren.

 

Daraus ist klar ersichtlich, dass es sich bei dem Besuch von Sumner Welles überhaupt nicht um eine Friedenssondierung handelte, sondern lediglich um einen taktischen Schachzug Roosevelts, um die Unmöglichkeit eines Friedens zu be- weisen und seinen isolationistischen Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen, "im Rahmen seiner interventionistischen Globalstrategie, an deren Ende Festigung und Ausbau der amerikanischen Weltmachtposition stand und die zwangsläufig in den Kriegseintritt der Vereinigten Staaten an der Seite der West[?]alliierten münden mußte."

 

 

 

 

Nicht Wunder nimmt es daher, dass Roosevelt angesichts des französischen Zu- sammenbruchs den Briten [uneingeschränkten] Beistand versprach. Und das Hemdflattern der Gesellschafts- und Finanzelite der Insel angesichts des Pakts mit den  Kommunisten bezog sich auch auf den deutschen Vormarsch in Russ- land - es wird wohl von der mit ihr eng verbundenen amerikanischen herrschen- den Klasse geteilt worden sein, nachdem es die deutsche Botschaft in Washing- ton war, die die Nachricht verbreitete (25.06.1941).

 

 

6) Schlussfolgerungen

 

Mit diesem Kapitel ist die Betrachtung der Diplomatiegeschichte, deren Betrach- tungsobjekt ausgehend von ersten Schritten im Jahre 1839 in zwei Weltkriege führte, so gut wie beendet, auch wenn später, vor allem im nächsten Kapitel, noch diesbezügliche Versatzstücke auftauchen. Der beim Verfasser und anderen seit Jugendzeiten eingeübte Antifaschismus und die traditionelle transatlantische Freundschaft der Nachkriegszeit lassen normalerweise einen Blick wie den in  im Rahmen dieser Arbeit angestellten nicht zu. Aber das Ergebnis ist eindeutig, auch wenn Schwankungen in der Haltung der handelnden Personen, hier oben bei der Schlüsselfigur Halifax, möglich sind. Bei der angedeuteten oder ausgesprochenen Kompromissbereitschaft, etwa dem Angebot an Wirth, kann es sich durchaus auch um  Versuche gehandelt haben, den allzu engen eigenen diplomatischen Spielraum wenigstens verbal etwas zu erweitern, aber auch um Täuschungsma- növer bzw. bewusst weitergegebene Desinformationen.

 

Auffällig ist auf jeden Fall das merkwürdige Missverhältnis im Ursprung der Frie- densinitiativen. Fast alle gehen von Deutschland oder neutralen Staaten (minus der USA, deren Sumner-Welles-Mission nicht ernstgenommen werden kann) aus. Vor allem gab es nicht die Spur eines westlichen Friedensplans.  Auch sind kei- nerlei sowjetische Friedensinitiativen zu verzeichnen. Was ja auch nicht wundert, schließlich entsprach die Anfangsphase des Zweiten Weltkriegs als Auseinander- setzung der kapitalistischen Staaten untereinander den sowjetischen Interessen.

 

Der Fortgang der Ereignisse im Jahr 1941 diente diesen jedoch vorübergehend weniger. Ab einem gewissen Zeitpunkt, nachdem sich die Westmächte (vom Ausscheiden Frankreichs abgesehen) jedem vorzeitigen Friedensschluss konse- quent verweigerten, sah Hitler keinen Ausweg mehr, als die Sowjetunion anzu- greifen. Es war also nicht sein als "Lebensraum-Konzept" titulierter Osterober- ungsplan, der ihn dazu veranlasste, sondern die schiere Unmöglichkeit, im Wes- ten Frieden zu schließen. Einmal mehr erwies sich Hitler als der zuverlässige  Gehilfe der Westmächte. Durch bloßes, wenn auch durch militärische Aktionen unterlegtes  Zuwarten erreichten sie, was sie erreichen wollten: den deutsch-rus- sischen Krieg.

 

Für Deutschland war damit der Weg in die totale Niederlage vorgezeichnet. Die systematische Dummheit der autoritären Systemen und die auch gegeneinander wirkenden rassistischen Vorurteile vereitelten  von vornherein eine erfolgreiche deutsch-italienisch-japanische  Koalitionskriegführung, auch wenn kontrafaktische Überlegungen, wie wir sie noch anstellen werden, einen anderen als den tat- sächlichen Kriegsausgang suggerieren können. NS-Außenminister Ribbentrop muss man dummerweise beipflichten, wenn er forderte, Friedensschritte dürften nicht von Deutschland ausgehen, sondern die Gegenseite müsste sie zuerst und ganz offen erklären. Die  Herbeiführung des Friedens oblag nicht Deutschland.

 

 

Deshalb gehen auch einige von Schlie angestellte Schlussfolgerungen daneben. So wie die Verschleppung des Ersten Weltkriegs deutscherseits nur insoweit verschuldet war, als es nicht gelang, diesen Krieg kurzfristig siegreich zu been- den, so wenig hätte die Einberufung einer Friedenskonferenz durch Hitler die Briten [und damit die Amerikaner] entscheidend unter Druck setzen können, einen Friedensschluss zu akzeptieren. Denn obwohl Schlie entsprechende Belege an- führt, versteht auch er nicht, warum Großbritannien eher sein Empire opferte, als eine deutsche Halbhegemonialstellung über große Teile Europas zu akzeptieren (diese hätte ja, wie wir wissen, die Möglichkeit der "Chimäre", der deutsch-russ- ischen, die angelsächsische Weltstellung gefährdenden Verbindung eröffnet).

 

 

Die weitere Betrachtung von Friedensschritten nach dem von Schlie beleuchteten Zeitraum wäre möglich, aber einigermaßen sinnlos, nachdem  sich an der west- alliierten Haltung sowieso nichts mehr ändern sollte und insbesondere auf der  Konferenz von  Casablanca, auf Betreiben Roosevelts, die Forderung nach be- dingungsloser Kapitulation der Achsenmächte erhoben wurde. Die Verschwörung vom 20.07.1944 verfehlte daher ihren Sinn: über einen Sturz Hitlers die beding- ungslose  Kapitulation zu vermeiden und doch noch zu einer (im Grunde antisow- jetischen, aber das war ja bereits Hitlers Ziel gewesen) Vereinbarung mit den Westmächten zu kommen. Am Ende muss man feststellen, es erforderte die totale deutsche Niederlage, denn nur so war es dem deutschen Volk möglich, den Nazismus komplett, oder wenigstens so gut wie, loszuwerden.

Einleitende Zusammenfassungen und Interpre- tationen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die folgenden Ausführungen beruhen auf dem passend betitelten Buch "Kein Friede mit Deut- schland" von Ulrich Schlie, Verlag Langen Müll- er in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung, München und Berlin 1994. Zitate ohne Autoren- angabe in diesem Kapitel beziehen sich auf dieses Buch. Schlies Schrift deckt den Zeitraum

bis Ende 1941 ab. Es gab entsprechende Aktivi- täten über diese Periode hinaus. Je deutlicher sich die totale Niederlage der Achsenmächte abzeichnete, desto weniger Relevanz kann man

ihnen zuschreiben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hitlers Rede Herbst 1939 S. 26, Sommer 1940 S. 252. Statt Krieg hätte er angeblich gern einen "Sozialstaat von höchster Kultur" geschaffen, S. 251.

Wiegand-Interview S. 246.

 

 

 

Fehlkalulation Hitlers S. 28.

 

Mussolini wiederholt in einem Brief an Hitler des-

sen entsprechende Äußerungen, S. 80.

Konföderationsgedanke Hitlers S. 231, Bewer- tung der Friedensbedingungen für Frankreich S. 239.

So Ribbentrop in Hitlers Auftrag an die nieder- ländischen und belgischen Botschaften in Berlin,

S. 69.

 

 

 

In etwa wörtliches Göring-Zitat zu einem Deal mit GB (geäußert gegenüber dem friedensinte- ressierten amerikanischen Manager Mooney) S. 37. Erneute Dahlerus-Mission S. 32, dieser wirkt auf Cadogan "wie eine Wespe beim Picknick - er ist nicht zu verscheuchen", Dilks, Literatur-hinweis siehe 4. Kapitel im 4. Teil, S. 220, eigene Übersetzung des englischen Originaltextes.

Zu Hohenlohe (der sich mit Göring ständig aus- tauschte) S. 102ff, dessen fruchtloses Ges- präch mit Hitler S. 110, verschwörerisches An- gebot an den britischen Agenten Christie S. 104.

 

 

 

 

 

 

Zu Papen ausführlich S. 90ff, 337ff. Auch Papen

stellte sich Göring, mit dem ihn sonst nicht viel verband, als Übergangskanzler vor.

Ausführlich auch zu Heß S. 290ff, der meinte, der Krieg könnte ohne großes Blutvergießen beendet werden (S. 291).

 

Rede Chamberlains vom 12.10.1939 S. 136, ebensolche Halifaxens vom 22.07.1940 S. 253. Roosevelts Positionierung (nach US-internen Missverständnissen) S. 20 in Lothar Gruch- mann, Nationalsozialistische Großraumordnung:

Die Konstruktion einer "deutschen Monroe-Dok- trin", Deutsche Verlagsanstalt GmbH, Stuttgart 1962.

Scheitern Hohenlohes S. 109, 232, Papens, der als Monarchist bei der Naziregierung kein hohes Vertrauenspotenzial besaß, S. 100, 338.

Genauer zu S. 100: Papens Verbindungsmann, sein niederländischer Amtskollege Visser, hatte aus England einen positiven Eindruck mitge- bracht und referierte Halifaxens "aufrichtigen Friedenswillen" (S. 98f). Ribbentrop reichte

das nicht, er lehnte die Initiative über Papen ab

(19.03.1940, möglicherweise unter dem Ein- druck der kurz bevorstehenden deutschen Off- ensiven, eigene Einschätzung).

Worin eigentlich die Substanz des Heß-Flugs bestand, bleibt unklar, schließlich hatte er für seine britischen Ansprechpartner nichts Neues im Gepäck. Das Spektakuläre der Aktion war wohl das eigentlich Wesentliche, die Briten sollten aufgerüttelt werden (persönliche Ein- schätzung). Andeutungen über Hitlers Mitwisser-

schaft S. 304f, 315, 318.

[Ich habe einmal die Spekulation angestellt, Heß wäre in die anlaufenden Vorbereitungen zur Ju- denvernichtung eingeweiht gewesen und hätte mit dieser Information die Briten zum Einlenken zu erpressen versucht. Für diese These findet sich allerdings keinerlei Beleg, es würde aber eine Erklärung für die bis heute andauernde Ge- heimniskrämerei um den Flug bieten.]

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einschätzung Goerdelers durch den belgischen Manager Dannie Heineman, der den Briten im Auftrag Goerdelers ein Friedensmemorandum überbrachte, S. 61f. Zu Hassell S. 185, zu Kes- sel S. 126.

 

 

 

Zu Haushofer S. 299, Schlie referiert i.F. dessen Vorstellungen ausführlicher.

 

Schlie verbindet in seinem Werk eine zeitliche mit einer personellen Betrachtung, deshalb tauchen die handelnden Personen an verschie- denen Stellen auf. Zitatweise werden hier nur die wesentlichsten Funde angeführt. Zu Kordt S. 134ff, zu Müller S. 139ff, zu Trott S. 129ff.

 

 

 

 

 

 

Übergabe der Botschaft an den ebenfalls zum Widerstand zählenden Staatssekretär Weiz- säcker S. 136, keine Angaben, ob Weizsäcker diese überhaupt weitergab. Keine Angabe auch bei Rauh (Bd. II, Literaturangabe s. Einleitung),

S. 99, zu einem möglichen britischen Einfluss auf zeitähnliche erneute Putschgedanken der deutschen Heeresführung.

Müller soll anhand eines verschollenen Doku- ments eine britische Zusage zur "Regelung der gesamten Ostfragen zu Gunsten Deutschlands"

erhalten haben (S. 154). Er hatte seine Auf- zeichnungen dem Juristen innerhalb der Abwehr

Hans von Dohnanyi übergeben, der wohl, für die Militärs, einen Passus mit der Rückgabe El- sass-Lothringens einfügte. Halder vermutete Hassell dahinter, dessen sonst nur mit Goerde- lers übereinstimmende Vorstellungen über die deutsche Westgrenze ihm anscheinend bekannt

waren (S. 154f).

 

Der britisch-amerikanische Schulterschluss war stärker als jeder Trottsche Vernunftsappell, S. 133.

 

Christie übergab Wirth ein entsprechendes Do- kument, für das, ausgerechnet, Vansittart (der auch mit Theo Kordt gut bekannt war, S. 136) verantwortlich zeichnete. Geßler konnte aber nichts Schriftliches nach Deutschland mitneh- men und erging sich nach seiner Rückkehr nur in dunklen Andeutungen gegenüber Hassell (S. 179). Ds. Einschätzung Geßlers durch den päpstlichen Nuntius an einen Vertrauten Wirths.

Keine Angaben zum Verbleib des o.a. Doku- ments.

 

 

 

 

 

 

 

Furcht vor einer neuen Dolchstoßlegende S. 141, ebenso Rauh, S. 111. Keine Regierungs-

kompetenz der Armee S. 122, [unwiderspro- chen] festgestellt von C. J. Burckhardt gegenü- ber Halifax.

Rauh S. 101 "Besoffenheit" der jungen Offiziere,

konstatiert durch den als Teilnehmer des Put- sches vom 20.07.1944 bekannten General Witz-

leben. Mangelnde Verankerung des Widerstands

in der Armee ds., S. 88, ds. im Volk, bei Schlie letzteres S. 275 (im Sommer 1940 im Eindruck der vorangegangenen deutschen Waffenerfolge [und auch sonst, persönliche Einschätzung]).

 

Den "grenzenlosen Zynismus" der Briten, den Schlie (S. 62) bei ihnen im Zusammenhang mit dem Goerdeler-Memorandum konstatiert, kann man für die gesamte angelsächsische Kriegs- politik annehmen (persönliche Bewertung).

Nach Weizsäcker (S. 128) hat die britische Pro-

paganda nur seiner [d. h. der Nazi-]Regierung genutzt.

Zur britischen Chimärenfurcht wird auf das 4. Kapitel im 4. Teil, zur amerikanischen auf das 2. Kapitel dieses Teils verwiesen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Amerikaner Mooney kommt natürlich aus einem sehr großen neutralen Staat, seine Be- mühungen passen aber am besten in diesen Kontext. Nennung der Personen (und anderer) S. 36.

Mooneys Misserfolg S. 39, Burkhardts S. 122.

Plesmans Plan S. 221f, Görings Rückzieher [Mitte September 1940, auf dem Höhepunkt der Luftschlacht um England, hatte er vielleicht wenig Sinn für Friedensinitiativen] S. 222.

 

 

 

Wörtliches Zitat S. 54.

 

 

Ds., Einschätzung Berggravs S. 55.

 

 

S. 267: "...der Papst wünscht Frieden, damit die Welt eine gemeinsame Front gegen den Bol- schewismus bilden kann; ..."

Einsatzfreude des Papstes für die Müller-Missi- on S. 148ff, Zurückhaltung gegenüber Sumner Welles S. 267 und ff. sonst.

 

Magliones Versuch S. 272, inopportun für den päpstlichen Nuntius in Großbritannien und den Kardinal von Westminster.

"Gewisses Aufatmen" im Vatikan S. 334, briti- sches [uneingeschränkt] S. 335. Deutscherseits

hatte man sich Hoffnungen auf den Vatikan als Speerspitze eines antibolschewistischen Pro- pagandafeldzugs gemacht (S. 334).

Zur Garnierung der passende Ausspruch des Nuntius in Deutschland gegenüber Weizsäcker:

"Wer jetzt von Frieden spricht, ist ein Stalinist."

(S. 337).

 

Franco "in den ersten Septembertagen" S. 40 (Genaueres nicht feststellbar). Italienische De- motivation S. 62. "Leopold-Wilhelmina-Appell" S. 63ff, Carol und der italienische Diplomat S. 67f, anschließend das Schicksal der Demarche.

 

 

 

Rauh, S. 57. Es ist nicht klar, ob es sich um ei- ne koordinierte oder drei "offizielle Anregungen" (Rauh) handelte. Roosevelt behauptete [allen Ernstes], solche Initiativen lägen gar nicht vor. I.f. moralische Bedenken Roosevelts gegen das Überleben von Gewaltregimen [was ihn in seiner

Haltung zur Sowjetunion natürlich nicht erschüt- tert]. Die amerikanische Bevölkerung hätte eine Friedensinitiative ihres Präsidenten begrüßt.

 

S. 214ff.

S. 265.

 

S. 341f.

 

 

 

 

 

 

 

Zu diesem Block S. 342ff.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Halifax zu Dahlerus (S. 33): "Niemand in Groß- britannien glaubt auch nur noch ein Wort von dem, was Hitler sagt. Die Deutschen müssen selbst sehen, wie sie mit diesem fundamentalen

Dilemma fertig werden." In seiner Rede vom 07.

11.1939 sagte er, dass mit der gegenwärtigen deutschen Regierung an einen Friedensschluss nicht zu denken sei (wörtliche Übernahme aus S. 67, kursive Hervorhebung nicht im Original). Also kaum verklausulierte Aufforderungen zum Staatsstreich gegen Hitler.

 

 

S.o. S. 98 gegenüber Papens Emissär Visser, folgend dessen weitere Aktivitäten. Halifax zu Lonsdale Bryans: "Wäre erst einmal der Um- sturz erfolgt, würde er auch einem Friedens- schluss mit Deutschland zustimmen", wörtliche Übernahme aus S. 189.

 

 

 

Britische Überlegungen und Schritte zu einer ita-

lienischen Mediation S. 201ff.

 

 

 

S.o. 214ff. (Die Aktion beeinrächtigte noch But- lers Nachkriegskarriere, er verpasste zweimal, 1957 und 1964, die Ernennung zum Premiermi- nister, S. 216). Mallet S. 218.

 

 

 

Unterbliebene italienische Aktion S. 203f.

 

Churchill: "Es mag eine Zeit kommen, wo wir es für richtig befinden, den Kampfhandlungen ein Ende zu bereiten, aber die Friedensbedingungen

würden dann nicht weniger tödlich ausfallen, als die, die man uns jetzt anböte" (28.05.1940, S. 212).

 

 

 

 

Hinhaltetaktik konstatiert auch Schlie (S. 199).

 

 

 

 

 

S. 271f.

 

S. 280.

Gleichsetzung von "Oppositionellen und natio- nalsozialistischen Machthabern" S. 284, "abso- lute silence" S. 289. Der britische Diplomat Kirkpatrick fürchtete eine "weitere Verständigung

der beiden Diktatoren [Hitler und Stalin] auf Kos- ten Großbritanniens," aber kein bolschewisier- tes, weil dadurch gelähmtes Deutschland (S. 72, die Chimäre ist also nur unter deutscher Steuerung zu fürchten, nicht unter (sowjet-) russischer, also wollen sich die Angelsachsen auf die sowjetische Seite stellen).

"Empire": Britische Ignorierungung von Hitlers Kriegszielen S. 201. Beunruhigung der führen- den Kreise GBs S. 332f.

 

 

 

S. 346, Zeitangabe Anm. 49.

 

Kursive Hervorhebungen nicht im Original.

 

 

 

Karthago-Motiv S. Buchbesprechung "Mahan" im ersten Teil.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

S. 82ff.

 

 

 

 

 

S. 85.

S. 83f.

S. 88.

 

 

Ds..

 

 

 

 

 

 

Ds., "taktischer Schachzug" usf. S. 83.

 

 

Wörtliche Übernahme ds. Dagegen kann Schlies Schlussfolgerung zum Scheitern der Trott-Mission (s.o., S. 134): [Amerikanisches] "Unvermögen in der politischen Lagebeurteilung und Unverständnis für die Gewissenskonflikte deutscher Patrioten" nicht stimmen. Auch hier muss die Begründung in der angelsächsichen Gesamtstrategie liegen.

 

 

S. 211.

 

S.o. S. 332f.

 

 

S. 328f, zur transatlantischen Eliteverbindung siehe Buchbesprechung "Campbell" im ersten Teil.

 

 

 

 

 

Weitere diplomatiegeschichtliche Erörterungen finden sich in diesem Teil im Bereich der weiter- führenden Literatur.

 

 

 

Ich wiederhole meinen bereits in "1890 - 1897" geäußerten Standpunkt, nach dem der Nach- weis der Geradlinigkeit einer handelnden Per- son vom Historiker nicht gefordert werden kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zur sowjetischen Interessenlage siehe Kapitel "Trio Infernal" in diesem Teil.

 

 

 

 

 

 

Hitlers Motivation nachgewiesen durch Andreas Hillgruber, Hitlers Strategie, Politik und Kriegfüh-

rung 1940 - 1941, Bernard & Graefe Verlag für Wehrwesen, Frankfurt am Main 1965, S. 352ff, insbes. S. 355. Auch bei Schlie, S. 242ff, er zi- tiert auf S. 243 eine Tagebucheintragung Hal- ders: "Rußland schlagen, um England zu tref- fen."

 

 

 

 

"Systematische Dummheit" s. Teil 4.

 

Im zeitlichen Zusammenhang mit dem Wie- gand-Interview (s.o.) bewies Hitler seine Bereit- schaft zu einem Frieden auf Augenhöhe mit Großbritannien (S. 247 [und damit sein komplet- tes geostrategisches Unverständnis]).

Interpretation von Ribbentrops Haltung, nach der "Friedensanzapfungen im allgemeinen" (S. 340, Papens Initiativen im Besonderen) nur als deutsche Schwäche gewertet würden.

 

 

Fehlinterpretation zum Ersten Weltkrieg S. 239f.

 

Fehleinschätzung S. 355: "Schon hatte sich London auf das Schlimmste gefasst gemacht: eine europäische Friedenskonferenz." Als ob die Erhebung schwedischer, Schweizer, spanischer und türkischer Zeigefinger die westalliierte Hal- tung besonders beeindruckt hätte.

Schlies Belege s.o. zu Kirkpatrick und seine mit Hillgruber (Literaturangabe s. 2. Kapitel dieses Teils, S. 35f) konforme Interpretation der Roose- veltschen Gesamtstrategie im Zusammenhang mit der Sumner-Welles-Mission.

 

Eine Schrift, die den weiteren Zeitraum abdeckt, wäre: Hans Meiser, Gescheiterte Friedensinitia- tiven 1939 - 1945, erschienen allerdings im rechtsradikalen Buchdienst Hohenrain.

 

Im Film "Rommel" (2012) gibt es die Episode, in der die Pariser Verschwörerfraktion mit dem als deutschfreundlich geltenden britischen Bot- schafter in Spanien, Sir Samuel Hoare, Verbin- dung aufnehmen. Der kann aber auch nur die

Forderung nach der bedingungslosen Kapitulati-

on wiederholen.

Zum Schlusssatz teile ich die Ansicht eines der prominentesten Widerständler, nämlich Helmut James Graf von Moltke (S. 286, bei Rauh S. 111).