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Walther Hofer: Die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges

Bei dem hier vorgestellten Werk handelt es sich um die bis heute uneingeschränkt

gültige Standardquelle für die Zeit unmittelbar vor dem Beginn des Zweiten Welt- kriegs, zumindest was deutschsprachige Literatur angeht. Um "Hofer" kommt man daher nicht herum. Seine Sichtweise prägt die  öffentlich gepflegte Auffassung des betrachteten Zeitraums entscheidend. Eine Auseinandersetzung mit dem "Hofer" ist daher schon aus dem einen Grund unerlässlich, so weit, wie in dieser Arbeit  geschehen, man zu Ergebnissen kommt, die der Interpretation Hofers wider- sprechen.

 

 

 

Dabei geht es nicht darum, Hofer zu widerlegen, eine Diskussion darüber zu füh- ren, ob der Zweite Weltkrieg nun "entfesselt wurde" oder "ausgebrochen ist" oder Hitler und die Naziführung bzw. Deutschland als  Ganzes irgendwie von der Ver- antwortung für die Ereignisse freizusprechen. Es geht vor allem darum, zu über- prüfen, ob die bisher in dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnisse einem Vergleich mit "Hofer" standhalten. Auch wenn auf meiner Seite Irrtümer vorgekommen sein sollten, kann eine Korrektur der Sache nur dienen. Daneben kann man natürlich auch von Hofers Werk erwarten, dass es zusätzliche für diese Arbeit verwendbare Details zur Kenntnis bringt.

 

 

 

 

Historikern früherer Zeiten muss man zugestehen, dass sie die heutigen Möglich- keiten nicht hatten. Buchseiten sind prinzipiell eng begrenzt, das Internet gab es noch nicht, viele  (staatliche) Archive waren nicht zugänglich bzw. blieben Materia- lien unter Verschluss (was mancherorts noch der Fall sein mag, hier aber nicht weiter interessiert, da  Veröffentlichungen auf Basis frisch zugänglich gemachter Quellen vorrangig vor irgendwelchen Spekulationen, "was sonst noch irgendwo im Verborgenen liegt", beachtet werden sollten), insofern kann Hofer schlicht nicht alles "gewusst" haben.  Einen aufrechten Demokraten wie den Schweizer Hofer ehrt politische Voreingenommenheit - bis zu einem gewissen Grad. Was darüber hinaus geht, führt zur Unterdückung unangenehmer Erkenntnisse.

 

Um es zu wiederholen, und ich bitte das nicht als Herabsetzung von mir nicht aus- gewerteter oder mir nicht bekannter Werke zu verstehen, die Einschätzung der zum Zweiten Weltkrieg führenden Ereignisse beruht bis heute auf dem Werk von Hofer. Wie oben zu den unvermeidlichen  Raum- und Reichweiteneinschränkung- en historischer Literatur ausgeführt, muss beachtet werden, dass die Aufdeckung der gesamten Vorereignisse nachvollziehbar in einem einzigen Buch zu leisten kaum möglich erscheint und entsprechend von Hofer auch nicht unternommen wird. Es ist aber auch zu prüfen, ob in Hofers Darstellung nicht doch entscheiden- de Punkte fehlen, durch die die Nachvollziehbarkeit und Folgerichtigkeit einer  er- klärenden Darstellung, die unternommen zu haben ich mir meine zugute halten zu dürfen, erst gewährleistet wird, ungeachtet dessen, ob diese entscheidenden Punkte aus trüben, nämlich Nazi-Quellen, gefischt sein mögen - weil's halt sonst keiner sagt.

 

Generell erlaube ich mir festzustellen, dass Hofer ein wenig viel schlussfolgert und polemisiert, was die Lektüre etwas unangenehm macht. Aus der moralischen Positionierung zu Erkenntnissen zu gelangen stelle ich mir aber als den wissen- schaftlich fragwürdigeren Weg im Vergleich  zur umgekehrten Richtung vor. Bei der Art und Weise, wie Hofer argumentiert (und vermutlich alle ebenso, die sich auf ihn beziehen, also die ganze einschlägig-traditionelle Historienschau), geht es darum, sozusagen von Auschwitz und den anderen hitlerschen bzw. Nazi- Megaverbrechen rückwärts zu argumentieren, dadurch den "gefährlichen Brand- herd" bzw. das "reißende Raubtier" für die Entwicklung zum Krieg allein verantwortlich zu machen und so die Mitschuld anderer Mächte am Krieg (den anderen Übeltäter, Stalin, vielleicht noch ausgenommen) zu bagatellisieren.

 

 

 

 

Damit nimmt man vielleicht eine "rituelle Reinigung" von der totalitären Teufelei an sich selbst vor, man dient aber nicht der Wahrheit. Denn Hitlers "unbedingte Kriegsabsicht", so unbestritten sie auch vorhanden  war,    befand sich zunächst in einem abstrakten Stadium und wurde erst durch die Handlungen anderer Mäch-  te konkret!   Und genau deshalb  ist die Mitschuldfrage der Gegenseite eben nicht komplett ausgeschlossen!

 

 

Weiter halte ich es für komplett verfehlt, von Hitlers "wahren Absichten" als Kriegsanlass auszugehen anstatt von auf dem Tisch liegenden konkreten For- derungen, die seitens der Gegner nicht zugestanden wurden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei "wahren Absichten" handelt es sich um hypothetische Gebilde, die nicht Ge- genstand von Auseinandersetzungen sein können und somit auch nicht waren.  Das gilt auch dann, wenn man den konkreten Forderungen nicht mehr als eine Alibi-Funktion für die "wahren Absichten" zumisst. Denn der Gegner verschleierte seine "wahren Absichten" genauso, derartige Unterstellungen können also, ge- rechterweise, nicht ausschließlich die deutsche Seite treffen.

 

Da aber Hofer der Illusion  der unbedingten Ehrlichkeit der Gegenmächte verfällt, korreliert seine Bewertungsweise unausweichlich mit der üblichen Fehleinschät- zung der Appeasement-Politik, über deren Folgen er die Hände über dem Kopf zusammenschlägt.

 

 

Dass Hitlers "unbedingter Kriegswille", vor das Problem der Realisierung gestellt, in Wirklichkeit sehr bedingt war, zeigen doch seine ganzen Verhandlungsversuche bezüglich des polnischen Problems, Danzigs und des Korridors. Stattdessen hätte er einfach angreifen können, militärisch war die Sache sowieso ein Hasardspiel. Schon  aus dieser Überlegung wird absolut klar, dass Hitler den Krieg verhindern bzw. ihn vom Westen genehmigen lassen wollte!

 

 

 

 

 

Hofers Grundfehler liegt vermutlich in seiner Fehleinschätzung der Weltlage in den 30er Jahren. Denn es war im noch andauernden Zeitalter des Imperialismus eben gerade nicht erforderlich, den revisionistischen Mächten entgegenzutreten, bzw. ihnen zu verweigern, was man später der Sowjetunion zugestand.  Und auf Deutschland bezogen ergab sich dessen "Dynamik" eben nicht nur aus der Agg- ressivität des Nazitums, sondern diese wurde durch die, nicht von Deutschland verursachte,  Revisionspolitik  erst ermöglicht!

 

 

Wie äußert sich Hofer weiter zu den Beziehungen zwischen den Mächten vor dem Zweiten Weltkrieg?

 

Wie gesagt kann eine erschöpfende  Darstellung der Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs  nicht realistisch von Hofer erwartet werden, und er liefert sie auch nicht. Aber außer der unmittelbar oben rechts zitierten Aussage zum keineswegs natürlichen, sondern politisch gestalteten Gegensatz zwischen den traditionellen und den revisionistischen Mächten kann man aus seinem Werk einige weitere  beachtenswerte Aussagen zum Thema herausfiltern. So sehe ich  anknüpfend an meine obige Argumentation  für das noch anhaltende Zeitalter des Imperialismus es nicht als  zielführend an, die Grundsätze des Völkerbundes zu  bemühen. Darauf basierende Anschuldigungen gegen Japan und Italien waren also entwe- der fehl am Platz oder, wie gesagt, politisch begründet. Auch fehlt bei Hofer zur  italienischen Abessinienaktion der Hinweis, dass sie auf einem Anstoß seitens Frankreichs beruhte.

 

 

Ebensowenig kann von Hofer  eine zutreffende Einschätzung von Ereignissen des Ersten Weltkriegs gefordert werden.  Dass dieser "...nur durch das Eingreifen der so sträflich unterschätzten USA zuungunsten Deutschlands entschieden worden war", ergibt unsere Analyse  nicht, will man nicht die Kriegslieferungen der Verei- nigten Staaten als den wesentlichsten Faktor ansehen. Dass ausgerechnet die Politik der USA für den, ich verwende jetzt mal den von Hofer abgelehnten Aus- druck, "Ausbruch" des Zweiten Weltkriegs entscheidend mitverantwortlich war, konnte Hofer so einfach nicht wissen, da ihm der angelsächsische Hauptbeweg- grund, die Chimärenfurcht, nicht geläufig ist.  Dass  "die USA das Gewicht ihrer Macht nicht - nicht rechtzeitig! - in die Waagschale der Demokratie legten", beruh- te nicht nur auf ihrer isolationistisch bedingten vorübergehenden militärischen Handlungsunfähigkeit, sondern auf der zielstrebig auf einen Krieg zwischen Deutschland und der Sowjetunion hinauslaufenden  Politik ihres Präsidenten Roo- sevelt, wofür auch Hofer Belege anführt (freilich ohne sie passend zu bewerten).

 

Hitler betätigte sich jedenfalls als williger (Hofer schreibt: wichtiger) Helfer für Roo- sevelt, um dessen Interventionismuskurs an das amerikanische Volk zu verkau- fen.  Obwohl auch Hofer zutreffend ausführt, dass es keine gemeinsame Kriegs- planung der Achsenmächte gab, wurde eben diese Vorstellung bereits 1937 in den USA als Bedrohungsszenario zelebriert, so der Bericht des deutschen Bot- schafters in den USA Dieckhoff, mit der Konsequenz, dass die USA in einem Großbritannien betreffenden Konflikt nicht neutral bleiben würden.

 

 

 

 

 

 

 

 

Bereits erwähnt wurde Hofers Fehleinschätzung der Appeasement-Politik. Eine "Abwehrkoalition" [zugunsten Polens] bestand nur auf dem Papier. Und die Ver- hinderung einer "deutschen Vorherrschaft in Europa" wäre ohne die militärische Entwertung der Tschechoslowakei infolge von "München" einfacher vonstatten ge- gangen. Wer die Lage in Ansätzen richtig sah, waren anscheinend sowjetische Historiker, mit einer von Hofer zurückgewiesenen Sichtweise. So heißt es zu einem mit "Geschichtsfälscher" titulierten Dokument des Ministerrats der UdSSR von 1948: "Die Schuld am "Ausbruch" des Zweiten Weltkriegs wird neben Hitler den Westmächten zugeschoben, weil sie durch ihre Befriedungspolitik die natio- nalsozialistischen Aggressionen erst möglich gemacht hätten" (ein zureichendes Motiv für diese "Befriedungspolitik" wird allerdings nicht geliefert, auch auf sowje- tisch kann also das Appeasement als naiv statt als hinterhältig ausgelegt werden).

 

 

 

Die Macht, einen Weltkrieg zu entfesseln, wurde Hitler  jedenfalls keineswegs nur von Deutschland und seinen Nazis gegeben. "Jederzeit hätten die Nachbarn oh- ne ernsteren Kampf die Grenzen überschreiten und die Wiederabrüstung diktie- ren können..." (so Generalfeldmarschall Keitel, Hitlers oberster militärischer Hel- fer neben Göring, zur Frühphase des Aufbaus der deutschen Wehrmacht).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hitler und Stresemann trennten politisch sicher Welten, aber in der Frage der pol- nisch-deutschen Grenze waren sie sich wohl schon ein wenig einig. Dass diese Frage kein Thema einer "verspäteten Korrektur von Versailles" wurde, wohl aber die Sudetengebiete, fällt Hofer nicht auf, ebensowenig, dass durch die westliche Nachgiebigkeit in der Sudetenfrage nicht ein "großer" Krieg verhindert wurde, sondern ein "kleiner", der Hitler befriedigt hätte (soweit man Hitlers diesbezügli- chen Gedankengängen folgen kann), und damit ein mit entscheidender Schritt in den "großen" Krieg unternommen wurde. Interessant ist Hofers Aussage, Hitler wäre es zunächst darum gegangen, "die Unruhe der Sudetendeutschen, die durch den erfolgreichen Anschluss Österreichs entstanden war, zu besänftigen, um sich seinen "Fahrplan" nicht durcheinander bringen zu lassen." Also hat auch hier Hitler zeitweise moderierend eingegriffen, nicht erst in der Danziger Frage knapp ein Jahr später!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Was berichtet uns Hofer zur Kriegsbereitschaft der Achsenmächte?

 

Der Zweite Weltkrieg gilt als unprovozierter Aggressionskrieg seitens der Achsen- mächte. Die Delegitimierung eines derartigen Krieges hat ihre Parallele in der De- legitimierung des Imperialismus an sich. Für die 30er Jahre galt diese Sichtweise nur mit großen Einschränkungen. Die Achsenmächte sahen sich insbesondere als imperiale Mächte und kämpften mit dem Zweiten Weltkrieg gerade um diesen Status. Hofers Sichtweise hat mit dem Aufbau von aus den tragischen Erfahrung- en des Zweiten Weltkriegs resultierenden Moralvorstellungen zu tun. Mit morali- schen Bewertungen schießt man aber leicht über eine realistische Analyse hin- aus. Bei Hofer kommt es vor, dass er die eigene realistische Analyse zugunsten seiner ehrbaren Moralvorstellungen verkennt.

 

Dass sich Nazitum und Wissenschaft gegenseitig weitestgehend ausschließen, habe ich bereits im vierten Teil dieser Arbeit ausgeführt. "Geopolitik"  akademisch zu installieren, um "die Lebensraumtheorie "wissenschaftlich" zu untermauern", war, wenn überhaupt, ein Versuch, aus dem wenig resultierte. Vor allem ist ein "wissenschaftlicher" Einfluss auf Kriegsplanung und Kriegführung nicht bekannt.

 

Über Hitlers angebliche Weltherrschaftsgedanken  mag es einige Schriften geben. Ich habe aber bereits andernorts ausgeführt, dass für die Ermittlung der tat- sächlich zur Eröffnung der Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs theore- tische Überlegungen für Hitler keine Rolle spielten. Sofern diese ab einem bestimmten Zeitpunkt doch virulent wurden, war die Entscheidung zu Angriffen längst aus anderweitigen Gründen gefallen. Wir wissen, es ging im September 1939 nicht nur um Danzig, sondern auch laut Hofer um "Arrondierung des  Lebensraumes im Osten". Schon aus dieser Formulierung geht die Beschränktheit von Hitlers Vorstellungen hervor. Von einer "geopolitisch" bedingten globalen Expansion Deutschlands kann also im konkreten Zusammenhang mit Hitlers Kriegen überhaupt keine  Rede sein.

 

Aus Hitlers Vorstellungen sind genaugenommen nur zwei Kriege bekannt, und beide führte er nicht! Da wäre zum einen der kleine "Krieg um Prag", zu dem es die Westmächte mit Hilfe von "München" nicht kommen ließen. Und eben der berühmte "Lebensraumkrieg", als der der Krieg gegen die Sowjetunion missver- standen wurde. Missverstanden, als dass dieser  Krieg,  und auch hier wiederhole ich mich zunächst, zum einen mit westlicher Genehmigung geführt werden sollte, zum zweiten aus anderweitigen Gründen angefangen wurde, zum dritten taugte die "Lebensraumvorstellung" nicht als strategische Basis (dafür ging sie noch nicht einmal weit genug), und zum vierten vermasselte Hitler diesen Krieg, weil die dem Nazitum inhärente Nekrophilie gegenüber dem "Lebens-" in "Lebensraum" konträr verläuft.

 

Sicher, mit der Machtergreifung des Nazitums war Krieg prädestiniert. Diese Prä- destination war aber sozusagen nur das "Fahrzeug". In Gang gesetzt wurde es, wie in diesem Teil meiner Arbeit ausgedrückt, durch die skrupellose Revisions- und Appeasementpolitik der Westmächte, die sich damit der Ideologie und Macht des Nazisystems für ihre eigenen Zwecke bedienten. Selbst zu Kriegsbeginn 1939 hätte man den "Brandherd" rechtzeitig austreten können. Aber man tat es nicht.

 

Für die eroberten Gebiete in Westeuropa kann man die Formulierung der NS- Herrschaft als "totale Unterwerfung und absolute Entrechtung" nur eingeschränkt annehmen, es existierten rechtsstaatliche Reste. Und was die entsprechenden Gebiete in Osteuropa angeht, war diese Entwicklung, wie oben ausgeführt, nicht Ziel bzw. Ursache, sondern Folge des Krieges. Wäre Hofers Ausdruck "nackte Eroberungspolitik" angemessen, hätte sich Hitler, auch das habe ich  oben bereits ausgeführt, jegliche Verhandlungsversuche vor (und nach) Kriegsbeginn sparen können.

 

Hofer legt in diesem Zusammenhang ein sehr interessantes Dokument vor, näm- lich das so genannte "Schmundt-Protokoll". Es ist als Aufzeichnung von Hitlers Chefadjuntanten vom 23.05.1939 nach diesem benannt. Ausgehend vom "Dan- zig-Zitat" s.o. soll damit natürlich Hitlers absoluter Kriegswille bewiesen werden. Wie dem auch sei, schien zu diesem Zeitpunkt Hitler die strategische Lage ganz gut begriffen zu haben: "England ist der Motor, der gegen uns treibt." Innerhalb des Dokuments finden sich dann z.B. die Illusion, Polen vielleicht isolieren zu können, und Vorstellungen über einen strategischen Krieg gegen Großbritannien. Es ist allerdings nichts darüber bekannt, dass Luftwaffe und Kriegsmarine daraus Konsequenzen zogen. Italien und Japan sollten in diese Überlegungen jedoch nicht mit einbezogen und alles [hitler-typisch] möglichst geheim gehalten werden (obwohl vor allem der Gegner sich entsprechende Überlegungen, natürlich inklu- sive Italien und Japan, leicht selbst anstellen konnte und auch anstellte). Am Ende des Dokuments soll ein Planungsstab mit u.a. besonders phantasievollen und besonders skeptischen Teilnehmern gebildet werden, das nun eine sehr nazi-un- typische Anerkennung des kreativen Geistes. Nur: aus all dem wurde nichts. Ein derartiger Planungsstab wurde nie gegründet, und eine effektive Kriegführung ge- gen Großbritannien unterblieb nicht zuletzt aus rasseideologischen Gründen.

 

 

 

Sofern überhaupt authentisch, war diese realistische Lageeinschätzung Hitlers drei Monate später wieder verflogen. "Von hier aus muß die Tatsache betrachtet werden, daß Hitler trotz dutzendfacher Versicherung von britischer Seite, daß man unter allen Umständen kämpfen werde, an den Ernst dieser Erklärungen bis zum letzten Augenblick nicht glauben wollte. ... Hitler war ein Mensch, der seine Be- rechnungen nicht aufgrund unbstreitbarer sachlicher Gegebenheiten anstellte, sondern die Elemente seiner instinktiv und intuitiv erfassten Visionen als Fakten in die Welt hineinprojizierte." Auch wenn wir uns dieser Beurteilung ohne weiteres anschließen können, passt sie doch nicht zu  Bildern eines einerseits kaltblütig ei- nen "nackten Eroberungskrieg" planenden noch zu denen des zweifelnden, ja häufig verzweifelnden Hitlers. Der Schlüssel zum Verständnis dieser Widersprü- che lieht sicher zum einen in der  Psychopathie Hitlers, zum anderen aber in der Politik  der gegenerischen Staaten...

 

Es ist nicht erkennbar, dass die militärischen Möglichkeiten der Achsenmächte  im Jahre 1939 mehr als kurze, heftige Eroberungszüge, so genannte "Blitzfeldzüge", zugelassen hätten. Es folgte auch aus Hitlers angeblicher Aussage im "Schmundt-Dokument" nichts, man hätte sich auf einen Krieg von 10 - 15jähriger Dauer einzustellen. "[Der italienische Außenminister] Ciano glaubte, die Achse würde wohl militärische Anfangserfolge haben, doch würden die Westmächte "vor allem wirtschaftlich organisierten Zermürbungskrieg von langer Dauer führen"". Italiens Bewaffnungslage war flau und die Mängel konnten nur durch Deutschland behoben werden, auch  rechnete sich Frankreich gegen  Deutschland wenige, gegen Italien aber gute Chancen aus. Ein zur italienischen Botschaft in Berlin zählender Diplomat äußerte in einem Brief an Ciano, dass  "... ein Eingreifen Italiens nur zu interkontinentalen und kolonialen Kriegszügen führen würde, [wobei er einerseits meint, dass] deren Ausgang nicht vorauszusehen sei, und die [andererseits aber] Deutschland praktisch keine Vorteile, Italien aber schwersten Schaden bringen würden." Abgesehen von Pessimismus und innerem Wider- spruch handelt es sich hier um eines der äußerst seltenen Beispiele von globalstrategischem Verständnis auf Seiten der Achsenmächte. Grundsätzlich hätte man nicht nur die Risiken sehen müssen, sondern auch die Chancen sehen können... Zu Kriegsbeginn sah Hitler jedenfalls zutreffend, dass Italiens Teilnahme in beiderseitigem Interesse der Achsenmächte vorerst keinen Nutzen bringen würde.

 

Japans nicht zielführendes Lavieren wurde im Rahmen dieser Arbeit bereits the- matisisert. Nur muss man feststellen, dass das isolierte und exponierte Land in Ostasien nach seinem Ausscheiden aus der Allianz des ersten Weltkriegs über- haupt nur die westlichen Achsenmächte noch als  Freunde haben konnte. Jedoch zeigt sich nicht zuletzt im Verhältnis Hitlers zu Japan die ganze fatale Konsequenz einer rassistischen Grundhaltung, die einerseits das Wesen eines jeden der drei Hauptachsenmächte bestimmte, andererseits aufgrund der dadurch verursachten Ressentiments auch zwischen diesen Mächten eine erfolgreiche gemeinsame Kriegführung von vornherein ihrer möglichen Grundlage beraubte. Das Bündnis- angebot Hitlers an Großbritannien kurz vor Kriegsbeginn nahm zwar Rücksicht auf Italien, aber nicht auf Japan!  Gegenüber dem britischen Botschafter Henderson äußerte Hitler, von einem innereuropäischen Krieg würde einzig Japan profi- tieren!

 

Nach einer über Dahlerus nach Großbritannien gelangten Erläuterung Görings zum deutschen Bündnisangebot dagegen richtete dieses sich durchaus auch gegen Italien, sofern es mit Großbritannien in Konflikt geraten sollte. Nicht zuletzt fühlten sich die Japaner durch den Hitler-Stalin-Pakt aufs Äußerste brüskiert (nicht achtend der Wirkung, dass der Hitler-Stalin-Pakt die Sowjetunion erst einmal nach Westen zu neuen Gebietsgewinnen ablenken sollte, aber das konnten die Japa- ner nicht ahnen, dennoch verschaffte ihnen der Hitler-Stalin-Pakt den Beginn der fast bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs dauernden Ruhephase für ihr mand- schurisches Protektorat). Wenn es noch irgendwelcher Argumente bedurft hätte, zeigt wenigstens diese Missachtung von "Partnern", dass Hitler keinen "großen Krieg" an ihrer Seite plante, was auch Hofer als ursächlich für die Niederlage der Achsenmächte ansieht: "In der völligen Rücksichtslosigkeit gerade auch gegenü- ber verbündeten Mächten liegt der Keim des Zusammenbruchs aller außen- und weltpolitischen Konzeptionen des Nationalsozialismus beschlossen." Die Gegner der Achse konnten diese inneren Widersprüche für ihre Zwecke nutzen. Der ein- zige, der die Chimärenproblematik anscheinend ansatzweise begriffen hatte, war der deutsche Außenminister Ribbentrop: "Sie ["die kapitalistischen westlichen Demokratien", vorhergehender Satz] versuchen heute erneut, durch Abschluss eines Militärbündnisses Rußland und Deutschland in den Krieg zu hetzen."

 

 

 

So unerwünscht die autoritären politischen Systeme der Achsenstaaten auch ein- zusortieren sind und so gelegen ihre Niederlagen kamen, muss man doch kon- statieren, dass eine eng abgestimmte  Koalitionskriegsführung zwischen ihnen als das einzige Mittel erscheint, um den Pläne der angelsächsischen Kriegstreiber etwas entgegenzusetzen.  Es gab sicher Kriegsvorbereitung seitens der Achsen- mächte, aber eben keine erfolgversprechende Kriegsplanung. Auch Hofer konsta- tiert bei Hitler "Wasserscheu".  Die österreichische Landpomeranze besaß für ei- nen Weltkrieg, der auch einen strategischen Seekrieg hätte einschließen müssen, nicht die notwendigen Führungsfähigkeiten. Hofers These, Hitler hätte seine  Geg- ner lieber nacheinander erledigt, stimmt nur bis zum Fall Frankreichs 1940. Danach manövrierte er sich mit seiner Britenduseligkeit und seiner geostrategi- schen Unfähigkeit in eine militärische Sackgasse, aus der er nicht mehr heraus kam und in der ihm  letzten Endes nur noch die sein Land einschließende Selbst- zerstörung blieb. "Die Deutschen sind vom Dämon der Zerstörung besessen" no- tierte Ciano, der dann selbst seiner Opposition gegen seinen Schwiegervater Mussolini zum Opfer fiel, ganz richtig.

 

 

Was teilt Hofer uns in Bezug auf sowjetische Einflussnahmen mit?

 

Bei aller Ablehnung, die man dem Sowjetsystem entgegenbringen mag, muss man der kommunistischen Weltmacht doch eines bescheinigen: in all den Jahren ihrer Existenz ist sie nie ein übertriebenes Risiko eingegangen. Tatsächlich gab es bis zum Ende der 30er Jahre keine konkreten Anzeichen, dass die Sowjetunion ihr gewaltiges militärisches Potenzial  alsbald zu Aggressionzwecken einsetzen würde. Der Sowjetunion entgegenzutreten konnte also, wenn nicht auf Gründen der Verurteilung ihres politischen Systems, auch auf Chimärenfurcht beruhen.

 

 

 

Sowjetischerseits war demnach die Furcht vor einem Zusammengehen der anti- kommunistischen autoritären Staaten mit den westlichen Demokratien gegen sie nicht ganz unbegründet. Die erste daraus resultierende naheliegende Konse- quenz konnte demnach heißen, die "Front" der  Gegner zu spalten und sich mit einer der beiden Seiten, der "faschistischen" oder der demokratischen, zusam- menzutun.  Zur zweiten Möglichkeit legte der sowjetische Außenminister Litwinow als eine seiner letzten Amtshandlungen den Westmächten ein Bündnisangebot vor.

 

Praktisch zeitgleich wurde aber auch in Deutschland um die Verbesserung der Beziehungen nachgesucht. Die Achsenmächte hatten sich im "Antikominternpakt" zu einem, verbal dezidiert, antikommunistischen Bündnis zusammengeschlossen. Dass man  den Antikominternpakt auch ganz anders interpretieren konnte, näm- lich als antiwestliche Camouflage, bewies der neue sowjetische Außenminister Molotow. Inhaltlich bedeutete der Antikominternpakt wenig (verpflichtete die betei- ligten Mächte nur zur "wohlwollenden Neutralität", sollte eine von ihnen mit der UdSSR in Konflikt geraten, s. Wikipedia), aber er motivierte die Sowjetunion, aus dieser angedeuteten Zweifrontensituation heraus, und damit zum Hitler-Stalin- Pakt zu kommen. Einem wirklichen Militärbündnis mit Deutschland verweigerte sich Japan, was dann Deutschland zusätzlich zum Hitler-Stalin-Pakt veranlasste. Molotow ging sogar so weit,  zu behaupten, der Hitler-Stalin-Pakt diene zur Über- windung der deutsch-sowjetischen Gegensätze und damit dem Frieden!

 

 

Die zweite auf der sowjetischen Einkreisungsfurcht beruhende naheliegende Konsequenz bedeutete, die Situation nach Möglichkeit zu eigenen Gebietsge- winnen auszunutzen. Die grundsätzliche Marschrichtung hatte Stalin schon mit seinem "Gewichts"-Zitat vorgegeben. Die Möglichkeit sowjetischer Erwerbungen waren dabei nicht nur im "Geheimen Zusatzprotokoll", wie allgemein bekannt, zum Hitler-Stalin-Pakt vorgesehen, sondern auch über eine besondere Konstruktion im dann nicht mehr zur Unterzeichnung gekommenen Abkommen mit den Westmächten. Über die Figur der "indirekten Aggression", der ein betroffener osteuropäischer Staat seitens Deutschlands ausgesetzt sein konnte, dazu hätte irgend eine Art Bedrohung ausgereicht, sollte der Sowjetunion ein Recht zum Eingreifen verschafft werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Entscheidend für Stalin, den nach ihm und Hitler benannten Pakt abzuschließen, war demnach nicht, wie Hofer meint, das "unerwartet hohe und großzügige Ange- bot, das die Nationalsozialisten präsentierten", sondern die Aussicht auf einen in- nerkapitalistischen Krieg. Welchen "ungeheuren Preis" Hitler nun an die Sowjet- union gezahlt haben sollte, erschließt sich m.e. nicht, es machten doch beide Seiten ein gutes Geschäft auf Kosten Dritter!  Der deutsche Widerstand hatte jedenfalls Großbritannien vor der Möglichkeit des Hitler-Stalin-Pakts gewarnt, und Ribbentrop schob die Schuld für den Vertragsabschluss auf Japan.

 

 

 

Dass der Vertrag nicht Frieden, sondern Krieg bedeuten würde, war beiden Seiten bekannt. Ribbentrop teilte seine Analyse, Großbritannien wollte andere für sich kämpfen lassen, auch Stalin persönlich mit. Im Gegenzug warnte Stalin  Ribben- trop vor der Illusion, Großbritannien würde [in Folge des Pakts] zurückstecken, es würde  stattdessen  "trotz seiner Schwäche schlau und hartnäckig Krieg führen."

 

"Rußland wird nie so wahnsinnig sein, für Frankreich und England  zu kämpfen" notierte General Halder. Aber genau das war die, von Stalin nicht bedachte, Kon- sequenz seines Vertrages mit Hitler. Wenn schon nicht für Frankreich, dann wür- de die Sowjetunion für die Angelsachsen kämpfen und dabei die Hauptlast des Krieges tragen müssen.

 

 

Wichtige Punkte aus Hofers Darstellung der Entwicklung zum Kriegsausbruch

 

Um es vorweg zu nehmen:  Größere Korrekturen an meiner Darstellung (siehe 4. Kapitel dieses Teils) brauche ich auch durch die Lektüre des "Hofer" nicht vorzu- nehmen. Ein überprüfenswerter Punkt wird unten behandelt. Besonderen Wert lege ich auf eine Feststellung: Gegenstand der Diskussion haben nicht die "maß- losen inneren", sondern die "maßvollen äußeren" Forderungen  Hitlers an Polen zu sein,  denn nur diese waren   Gegenstand der außenpolitischen Auseinander-setzung, egal, welche Ausdehnung des  Deutschen Reiches Hitler und andere sonst noch herbeiphantasiert haben mögen. Und dem Argument der "Vor- beugung" kann entgegnet werden, dass vor und nach dem 1. September 1939 genügend Gelegenheit bestand, den "Brandherd" auszutreten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"Großbritannien hatte sich durch seine in der Geschichte der britischen Außen- politik beispiellos dastehenden Garantien an Staaten des europäischen Ostens und Südostens in höchstem Maße auf dem Kontinent engagiert", so Hofer auf S. 51. Die Beispiellosigkeit ist vielleicht nicht ganz ganz gegeben, wenn man sich an die Garantie für Belgien aus dem Jahre 1839 erinnert. Auch wenn in beiden Fällen Großbritannien militärisch wenig tun konnte, um den betroffenen Staaten zu hel- fen (soviel zur Beurteilung dessen, was diese Garantien eigentlich taugten), ge- nügten sie  jedoch in beiden Fällen für Großbritannien, um zum Krieg zu kommen (auch wenn es im älteren Fall 75 Jahre Zeitverzögerung brauchte). Die Garantie durch ein Militärbündnis Polens mit Großbritannien noch auszubauen, mag zur Abschreckung Hitlers gedacht gewesen sein, genützt hat es jedenfalls nichts. Eher sollte die Verkündigung genau einen Tag nach der des Hitler-Stalin-Pakts zeigen, dass man sich von letzterem komplett unbeeindruckt zeigte und Hitlers "friedlich-drohende" Diplomatie nicht ernst nahm. Nur eine weitere Stufe der Kette in den Krieg führenden Eskalationstreppe.

 

Bekanntermaßen war, nach dem "Scheinerfolg" von "München" der  Anlass für die britische Garantie an Polen der "brutale Gewaltakt" von "Prag".  Natürlich  gibt es bei Hofer keine Berücksichtigung des von Deutschland erhofften und von Groß- britannien zunächst (am 19.11.1937 von Halifax in seiner Eigenschaft als Lord- siegelbewahrer) angeboten Gesamtrevirements, das bekanntlich (Danzig und) die Tschechoslowakei als Ganzes einschloss. Natürlich gibt es keine Erwähnung der initialen tschechischen Gewaltanwendung gegen die slowakischen Unabhängig- keitsbestrebungen. Natürlich gibt es  keine Erwähnung des Umstands, dass die Initiative zur Bereinigung der Situation von der tschechischen Seite ausging. Und natürlich gibt es keine Hintergrundanalyse für das Abrücken vom vorgeblichen Appeasement-Kurs auf Grund amerikanischen Drucks. Stattdessen soll Hofers scharfer Tonfall Stimmung machen.

Zutreffend dargestellt ist die frühe harte Haltung Polens gegenüber jeder Ge- bietsrevision. Nachdem Polen dem Westen für die "Stützung" der  Tschecho-slowakei nicht zur Verfügung stand, wundern die westlichen "Maßnahmen" zur "Stützung" der unnachgiebigen und egoistischen Polen schon ein wenig.  Eine Er- klärbarkeit ergibt sich nur, wenn man die zugrundeliegende Strategie versteht...

 

Dagegen sind Behauptungen wie "Die britische Regierung war vielmehr bestrebt, den Polen immer wieder klar zu machen, daß die Garantie Großbritanniens zwar Polens Verhandlungsposition stärken sollte, aber keineswegs etwa gegeben worden sei, um Polen zu einer intransigenten Haltung gegenüber Deutschland anzuregen" und "Großbritannien war nach wie vor bereit, einer vernünftigen Revi- sion der deutschen Ostgrenze zuzustimmen", einfach unwahr! Egal, welche Klimmzüge Halifax auch in seine Anweisungen an seine Botschaft in Warschau eingebaut haben mag, die britische Haltung war nicht geeignet, die Polen zum Nachgeben zu bewegen. Den Krieg erklärten die Briten trotzdem.

 

Ebenso lässt Hofer es unerwähnt, dass die Polen  mit Hilfe des "Zollinspektoren- streits" ihre Position in Danzig mitten in der kritischen Situation des Augusts 1939 auszubauen versuchten. Immerhin werden seitens Hofers auch polnische Über- griffe gegen die deutsche Minderheit eingeräumt (S. 63), doch er meint:  "Es wird aber nie gelingen können, Wahrheit und Lüge hier zu unterscheiden, Wirklichkeit und Übertreibung, Provokation und Gegenwehr auseinanderzuhalten." Solchen Pessimismus sollte man vielleicht nicht teilen. Hitler machte für die Ausschreitung- en anscheinend nicht die polnische Regierung, sondern "Privatinitiativen" verant- wortlich: "Die mazedonischen Zustände an unserer Ostgrenze müssen beseitigt werden." Die polnische Selbstüberschätzung konstatiert auch Hofer (S. 54, die dort beschriebene "Freihandpolitik" des Außenministers Beck erinnert an einen Kiesel zwischen zwei Mühlsteinen...).

 

Inwieweit die Rückkehr Danzigs zum Reich die Existenzgrundlage des polnischen Staates hätte gefährden sollen, kann nicht nachvollzogen werden. In Wirklichkeit ging es auch der anderen Seite "nicht nur um Danzig", sondern man sah zusätz- lich "die Würde des polnischen Staatswesens" in Gefahr. Und die Lebensinteres- sen der Tschechoslowakei hatten außer dem tschechischen Volk und seiner Re- gierung auch niemanden interessiert.

 

Der in den Text des britisch-polnischen Kom­mu­ni­qués vom April 1939 einge- strickte polnische Verteidigungsbeitrag für Großbritannien (S. 68f) erscheint min- destens genauso absurd wie derjenige in Hitlers Angebot an die Briten fünf Monate später, wird aber von Deutschland zum Aufhänger gemacht, den  Nicht- angriffspakt mit Polen zu kündigen (S. 70). Dass es nach "Prag" bald "um Danzig" oder mehr gehen würde, war allen Beteiligten klar.  Einen "Anlass" für ihr Handeln konnte die polnische Regierung demnach auch ohne besondere deutsche Aktion problemlos konstruieren.

 

 

Dass die britische Garantie für Polen außerdem eine Wirkung in die  Gegenrich- tung entfalten würde, nämlich die Sowjetunion gegen ein Bündnis mit dem Wes- ten zu motivieren, stellte der amerikanische Botschafter in Moskau fest. Und dass Hofer meint, die Appeaser hätten Hitler falsch eingeschätzt, trifft entweder nicht zu, oder es handelte sich eben um hochunprofessionelle Diplomatie.

 

Dabei war Chamberlain das deutsche "Minderheiten-Lamento" im Jahre 1939 ge- nauso geläufig wie im Jahre 1938. Aber dann spielte es für Großbritannien keine Rolle mehr... Jozef Beck war der Minderheitenfrage gegenüber zumindest nicht komplett verschlossen, aber er verschleppte sie. Der britische Botschafter in Warschau Kennard war damit jedenfalls nicht zufrieden (S. 462f). "Die Ursachen von Klagen nicht zum Grund für eine Verschlechterung der Atmosphäre zu ma- chen", schlug der britische Außenminister Halifax vor (S. 191). Wie solches von- statten gehen soll, wird wohl sein Geheimnis bleiben. "Wenn wir versäumen, die Freiheiten anderer aufrechtzuerhalten, laufen wir Gefahr, das Prinzip der Freiheit selbst zu verraten, und damit unsere eigene Freiheit und Unabhängigkeit." (S. 195, Sätze aus syntaktischen Gründen leicht umgestellt), so Halifax in der selben Rede. Nur spielte die Freiheit Mittelosteuropas für die angelsächsische Politik in Wirklichkeit keine Rolle. Die Länder würden zunächst von Deutschland, dann von der Sowjetunion  einverleibt oder als Trabanten behandelt werden.

 

 

Besonderes Augenmerk legt Hofer auf die Behandlung des Durchmarschrechts sowjetischer Truppen gegenüber Polen und Rumänien im Zuge der Bündnisver- handlungen mit den Westmächten. Diese scheiterten schließlich aus sowjetischer Sicht daran, dass es über das Durchmarschrecht zu keiner Einigung kam. Sowjet- marschall Woroschilow hatte darüber mit einer britisch-französischen Militärdele- gation in Moskau Verhandlungen geführt. Diese endeten, nachdem die Westmili- tärs keine eindeutigen Zusagen machen konnten, stattdessen die Sowjets auf Konsultationen mit den Regierungen Polens und Rumäniens verwiesen.

An diesem Punkt muss man einwerfen, dass die westliche Delegation "definitiver" hätte verhandeln können. Schließlich handelte es sich bei Polen und Rumänien um souveräne Staaten, über die nicht einfach von dritter Seite verfügt werden konnte. Für die sowjetische Hilfeleistung wäre es auf den richtigen Zeitpunkt an- gekommen. Denn hätte Polen oder Rumänien aus eigener Kraft erfolgreich ge- kämpft, wäre ein Hilfeersuchen an die Sowjetunion nicht erforderlich gewesen. In den  Verhandlungsbeiträgen der westlichen Militärs fehlt jeder Hinweis darauf, ein  sowjetisches  Recht zum Einmarsch von einem Hilfeersuchen Polens bzw. Rumä- niens nach ersten oder gravierenden militärischen Misserfolgen abhängig zu ma- chen.

 

Vor diese Alternative gestellt, hätten Stalin und Woroschilow sich entweder zu einer selbstlosen Hilfeleistung bekennen und das Bündnis unter dieser Bedingung abschließen oder durch Benutzung fadenscheiniger Ausflüchte zugeben müssen, dass sie nur auf eigene Vorteile aus sind. Die moralische Last des Scheiterns des Bündnisses hätte im letzteren Fall die Sowjetunion getragen. So, wie es kam, lag sie bei den Westmächten.

 

Es gibt, wie bereits angedeutet, einen Punkt, wo ich nach Überprüfung von meiner bisherigen Darstellung abrücke und derjenigen Hofers zustimme. Es handelt sich um die Zeitfolge zwischen Bündnisschluss Großbritanniens mit Polen bzw. Bünd- nisangebot Deutschlands an Großbritannien. Bisher war ich der Auffassung, Hitler hätte sein Angebot an Großbritannien als Reaktion auf seine Kenntnis des bri- tisch-polnischen Bündnisschlusses gerichtet, um etwa doch noch eine Änderung des britischen Kurses zu erreichen. Nun zeigen aber andere Quellen außer Hofer, dass Hitler etwa zeitgleich das Angebot an Großbritannien veranlasste und den ersten Angriffstermin auf Polen auf den 26.08.1939 befahl.  Das britisch-polnische Bündnis wurde ihm erst später bekannt, worauf er den Angriff vorerst wieder ab- blies. Ob er einfach die Nerven verloren hatte, wie Manfred Rauh meint (Hitlers Nervenkostüm ist ja ohnehin ein eigenes Thema) oder ihn die Briten schlicht aus dem Konzept gebracht hatten, mag dahingestellt bleiben. Die Darstellung von Schultze-Rhonhof, nach der das britisch-polnische Bündnis bereits am Morgen des 25.08. telefonisch von der deutschen Botschaft in London bekanntgegeben wurde, wirkt nach Quellenvergleich als die unwahrscheinlichere Möglichkeit, vor allem auch dadurch bedingt, dass der Autor Hitler den Angriffstermin auf den 31.08. legen lässt, wodurch die folgenden, bestens dokumentierten Ereignisse (Rücknahme des Angriffsbefehls, der auch alle Einheiten erreicht außer derjeni- gen, die den Jablunkapass einnehmen soll) außen vor bleiben. <Möglicherweise muss die (gesamte) Darstellung Schultze-Rhonhofs doch früher oder später ge- nau abgeglichen werden.>

Entsprechend müsste dann auch der Deutung von Hitlers Handeln bei Hofer ge- folgt werden, der eine Parallele zu früheren Aktionen sieht, in denen bei Hitler gewaltsames Handeln und friedliche Verlautbarungen häufig in Kombination vor- kamen. Aber gerade diese britische Aktion schien Hitlers Prestige entscheidend beeinträchtigt zu haben, wo doch Botschafter Henderson knapp ein Jahr zuvor seine Führung davor gewarnt hatte, Hitler zwischen Prestigeverlust und Krieg wählen  zu lassen. Das britisch-polnische Bündnis war also gerade kein Mittel, um den Frieden zu erhalten, und man kann davon ausgehen, dass die britische Füh- rung genau wusste, was sie tat. Jedoch, dass Hitler einen "unabsehbaren" Krieg beginnen  "wollte", so Hofer auf S. 278, stimmt deshalb noch lange nicht. Diesem Widerspruch wird Hofer noch zum Opfer fallen (siehe hier Schluss).

 

Hitlers Vertragsbrüche waren entweder keine (Aufrüstung), oder innerdeutsch (Rheinland, Österreich kann man auch dazu zählen) oder auf  Initiative bzw. unter letztendlicher Zustimmung der Betroffenen ("Rest-Tschechei").

Die Treue zu den "Prinzipien" der Westmächte, für die sie angeblich den Krieg führten, zeigten  sie deutlich in ihrem Richtungswechsel zwischen 1938 und 1939 bzw. später in Teheran und Jalta.

 

 

Bei der vorübergehenden britischen Freundlichkeit ("Die britische Regierung ist geneigt, das Angebot Hitlers als Gegenstand von Verhandlungen anzunehmen") handelt es sich entgegen der Interpretation Hofers letzten Endes um nichts als Bluff. In einem Telegramm an Kennard gab Halifax die an Polen  weiterzuleitende Marschrichtung vor: Verhandlungen antäuschen, aber in der Sache  hart bleiben!

Dass Großbritannien Deutschland nichts anbieten würde, drückte Henderson in einem Gespräch mit Hitler aus: "Nichtsdestoweniger würden wir uns das Recht vorbehalten, uns ein eigenes Urteil zu bilden über das, was vernünftig sei oder nicht, soweit es sich um Polen oder Deutschland handle. Wir würden unsere Hände in dieser Beziehung frei halten." (S. 325).

 

Welchen Status der "Polnische Korridor" bei einer friedlichen Lösung hätte haben können, dazu würde ich gerne einen Vorschlag unterbreiten, auch wenn er um  Jahrzehnte zu spät kommt. Denn in dem Gebiet wohnte (und wohnt noch) außer Deutschen und Polen das slawische Kleinvolk der Kaschuben. Man hätte also zwischen Deutschland und Polen einen kleinen, putzigen Pufferstaat "Kaschu- bien" mit der Stadt Putzig (polnisch: Puck) als Hauptstadt einfügen können, in dem die drei Volksgruppen gleichberechtigt hätten leben und der sowohl deut- sche als auch polnische Verkehrsverbindungsinteressen hätte zufrieden stellen können.

 

Kriegsvorbereitungen waren dabei nicht nur von deutscher, sondern bereits wäh- rend des ganzen Sommers 1939 auch von polnischer Seite getroffen worden. Die britische Regierung jedenfalls  sah sich veranlasst, die polnische aufzufordern, von Gewaltmaßnahmen gegen die deutsche Minderheit abzusehen und "auf- reizende Rundfunkpropaganda" einzustellen.

 

Dass es während der ganzen  in den Krieg führenden Entwicklung des  Sommers 1939 nie zu deutsch-polnischen Verhandlungen kam,  beruht außer auf der polni- schen Hartleibigkeit auch auf der geschickten britischen Verzögerungstaktik. Die britische Regierung hatte zwar der polnischen zu "Verhandlungen" zu- (s.o.), ihr aber von der Entsendung eines bevollmächtigten Unterhändlers nach Berlin abge- raten. Die Missachtung dieser Formalität durch Polen wird dann letzten Endes zum Kriegsanlass für Deutschland. Da die deutsche Forderung mit einer Frist verbunden war, handelte es sich entgegen Hitlers und Ribbentrops Zusicherungen im Grunde doch um ein Ultimatum. Die Briten, die das ganz richtig beurteilten, verzögerten die Weitergabe nach Warschau, bis die Frist abgelaufen war. "Im übrigen aber zeigt diese Note der britischen Regierung, daß sie nach wie vor alles tun will, um direkte [deutsch-polnische] Verhandlungen möglich zu machen." Das ist eine Fehlbeurteilung,  Herr Hofer! Genau das verhinderten die Briten mit ihrem Vorgehen, zumindest leisteten sie ihren Teil dazu! Denn das "unselige Vorgehen im Falle der Tschechoslowakei im Jahr zuvor" hatte damals einen   Krieg verhin- dert (oder aus Hitlers Sicht: unseligerweise vereitelt), zumindest machte man es seitens der Appeaser in dieser Form geltend! Ähnliches hätte auch im Fall Polens dahingehend gewirkt,  man hätte es zumindest versuchen oder im Sinne des Ap- peasements erwarten können!

 

An dieser Stelle noch einmal zu Hitlers "wahren Absichten". Hofer weigert sich, die "16 Punkte" zu analysieren und zu bewerten, nachdem diese den in Geheim- befehlen und Anweisungen Hitlers dokumentierten "wahren Absichten" nicht ent- sprechen würden.  Zum einen konnte die Gegenseite Hitlers "wahre Absichten", da geheim, nicht kennen, oder, falls sie auf Grund von Indiskretionen doch bekannt geworden wären, zum Gegenstand entsprechender Verlautbarungen machen. Tat sie aber nicht. Wäre die Behauptung,  man hätte Hitler nach "Prag" ohnehin nichts mehr geglaubt, Grundlage einer ehrlichen Politik seitens der Westmächte und Polens gewesen, hätten sie auf dieser Basis jede Kom- munikation mit Hitler verweigern können. Stattdessen deuteten sie Verhandlungs- bereitschaft lediglich an. Warum dieses? Ganz klar: eine auch äußerlich harte Haltung hätte Hitler frühzeitig vom Krieg abschrecken können. Aber mit der ge- wählten Vorgehensweise verletzte man sein Prestige, und ein Hitler musste der- gestalt zum Krieg greifen.

Polen brauchte jedenfalls, solange die britische Garantie existierte, keinen Grund zum Nachgeben sehen, und verhielt sich entsprechend. Eine gleichzeitig friedli- che und deutschen Interessen entsprechende Regelung des Jahres 1939 ist je- denfalls ohne polnische territoriale Zugeständnisse nicht denkbar.

 

 

 

 

Aber noch am 31.08. um 11.30 Uhr erschien Halifax die "Abtretung" Danzigs "nicht gangbar". Als bereits alles zu spät war, nämlich am 01.09. um 0.50 Uhr, sollte Polen nach Halifaxens Meinung dann doch noch seinen Botschafter zur Entgegennahme der "16 Punkte" beauftragen (wo doch Hofer meint, von deren Quatschstatus ausgehen zu können, da sie ja nicht Hitlers "wahren Absichten" entsprächen). Hier sieht man die ganze Durchtriebenheit der britischen Politik, die sich um Inhalte und Prinzipien trotz aller anderweitiger Verlautbarungen nicht das Geringste schert, stattdessen aufs Geschickteste taktiert und sowohl Partner als auch Gegner für ihre Ziele ausnutzt. Hofer ringt sich allerdings nur zu der Fest- stellung einer "Divergenz zwischen den alliierten Mächten" durch (nachdem Frankreich Nachgeben empfahl (s.u.), Polen nichts außer Kontakt zu Deutschland zuließ und Großbritannien sozusagen eine Mittelstellung einnahm, so Hofers Ein- schätzung S. 350).

 

Auch der Papst versuchte vergeblich, seine katholischen polnischen Schäfchen zu Verhandlungen zu bewegen. Das subjektive Verarschtheitsgefühl Hitlers be- schreibt Hofer jedenfalls eindringlich: "Für das Deutsche Reich und seinen Führer aber war es eine ungeheure Zumutung, vergeblich auf einen Bevollmächtigten warten zu müssen." In ultimativer Form und mit der passenden Begründung hätte jeder andere deutsche Reichskanzler auch gegenüber einem souveränen polni- schen Staat einen nachvollziehbaren Kriegsgrund konstruieren können.  Dazu war Hitler aber zu Nazi.

 

Als letzte friedenserhaltende Möglichkeit tauchte die auf Mussolinis Mist gewach- sene Idee einer internationalen Friedenskonferenz auf, bedingt dadurch, dass die Westmächte auch nach Eröffnung der  Kampfhandlungen durch Deutschland zu- nächst keine Ultimaten abgaben (das geschah erst am 03.09.). Frankreich stimm- te dem zu. Großbritannien begrüßte den Vorschlag, wollte ihn prüfen, und tat ihn gleichzeitig als "unmöglich weiter zu verfolgen" ab (typisch britischer Winkelzug). Deutschland wollte seine Zustimmung von der  Reaktion der Westmächte ab- hängig machen, Polen lehnte glatt ab.

 

 

Hofers Urteil: "Trotzdem sind wir nicht geneigt, ein vorschnelles Urteil über jene Politiker zu fällen, die im Herbst 1939 [im Zusammenhang mit der Friedenskonfe- renz] alles taten, um die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs zu verhindern", ist vorschnell. Wer bitte hatte "alles" getan? Mussolini?  Anfangs der Seite hatte Hofer noch geurteilt: "Diese italienische Intervention hatte letztlich illusionären Charakter. Sie war geeignet gewesen, die Diplomatie der Westmächte zu ver- wirren, insbesondere die Abstimmung der französischen und britischen Maß- nahmen schwierig zu gestalten." Mussolini hatte die französische Kriegsunlust bloßgestellt, was die Franzosen dann selbst durch ihre Art und Weise der Kriegführung bestätigten. Hitler wurde dadurch sicher nicht zum Rückzug aus Polen motiviert. Auch Chamberlain soll "bis zum letzten Augenblick" [der war wann?] an der "Idee einer Konferenz" festgehalten haben. Zu welchem Zeitpunkt nun Chamberlain darauf eingeschwenkt war, teilt Hofer nicht mit. Das britische Unterhaus war mit  seinem anscheinend friedensgestimmten Premier jedenfalls "sehr unzufrieden". Die Kriegsstimmung hatte bereits die "ganze englische Bevölkerung" erfasst.

 

Über Chamberlains Psyche hat man sich bisher sicher weniger Gedanken ge- macht als über die Hitlers. Man kann sich aber durchaus fragen, ob die Katastro- phenempfindung, die Hofer ihm zuschreibt, und so weit  sie als authentisch ein- zustufen ist, sich auf den Krieg als solchen oder auf  seine Verantwortung dafür bezog. So gekonnt Hofer auch Taylor in die Pfanne haut, das Zitat, über das wir von Walendy zu Taylor gekommen sind, findet sich auch bei Hofer, wenn auch  an ganz anderer Stelle als die unmittelbar  diesem Text hier vorangehenden. Denn  S. 183 enthält folgendes: "Der amerikanische Präsident hat es nachher auch abgelehnt, einer britischen Anregung zu entsprechen und einen Druck auf Polen auszuüben, da er nicht die Verantwortung für ein neues "München" übernehmen wollte." Nun, "München" oder Krieg war 1939 wie 1938 die Alternative, und das vorstehende Zitat bedeutet nichts anderes, als dass Roosevelt Chamberlain gezwungen hatte, für den Krieg die Verantwortung zu übernehmen!  [unbeachtlich dessen, dass das o.a. Eiern bis Verschleiern der britischen Diplomatie nur dazu diente, Polen den Rücken zu stärken, bis die Schuld für den Kriegsausbruch öffentlich auf Deutschland geschoben werden konnte, Chamberlain kannte die wahren Zusammenhänge].

 

Zu Hofers Auseinandersetzung mit Taylor und Hoggan seien noch einige Beo- bachtungen vermerkt, die eher ein Licht auf Hofer werfen als auf die Objekte seiner Kritik. Taylor sieht ganz richtig, was Hofer ihm auch nicht weiter ankreidet, dass der Wechsel vom Appeasement zur Konfrontation in 1939 durch die west- liche Politik mit zum Kriegsausbruch beigetragen hat. Die geforderte Entsendung eines polnischen Emissärs als "Hácha-Spiel" zu bezeichnen ist zum einen sach- lich nicht gerechtfertigt, weil  Polen deutsche Forderungen, ob berechtigt oder nicht, immer noch hätte ablehnen können. Zum anderen bedeutet die  Unterstüt- zung der Verweigerung der Entsendung durch die Briten, dass sie nicht gewillt waren, das polnische Prestige zu beeinträchtigen, das deutsche aber sehr wohl! Ob Hitler seine Forderungen, die er dem Emissär übergeben wollte, "nicht recht- zeitig bekanntgab", mag Hofer so merkwürdig finden, wie es ihm einfällt. Zur Verständigung auf Sachfragen bestanden jede Menge andere Gelegenheiten seit Frühjahr 1939 (oder sogar Ende 1938).

 

Der Krieg ist nun nicht wegen "diplomatischer Schnitzer beider Seiten" ausge- brochen, sondern weil beide Seiten den Frieden ihren Zielen zuliebe bewusst ge- opfert haben. Bei Hofer fehlt nahezu jede Kritik an der alliierten "Verhandlungsfüh- rung", so weit dieses Wort überhaupt angebracht ist. Dass die britische Politik Polen eben gerade nicht unter Druck setzen wollte, und "Verhandlungen unter Gleichberechtigten" gegenstandslos sind (andernfalls hätte Polen ja von sich aus territoriale Zugeständnisse in Aussicht stellen oder gleich machen können) ist für Hofer britische Friedenspolitik! Hofer übersieht, dass Polen überhaupt nur  durch militärischen Druck seitens Deutschlands und durch die Verweigerung der Unter- stützung durch die Westmächte zu territorialen Zugeständnissen irgendwelcher Art zu bewegen gewesen wäre.

 

 

 

Es kann auch absolut keine Rede davon sein, dass Großbritannien "Vermittlung" irgendwelcher Art anbot, selbst wenn entsprechende Dokumente das Gegenteil behaupten. Denn zu einem Austausch von Argumenten ist es aufgrund der briti- schen Weigerung, auf Polen Druck auszuüben, nie gekommen. Genausowenig  bestand entgegen den dokumentierten Aussagen des  Außenministers Beck zu irgendeinem Zeitpunkt irgendeine polnische Verhandlungsbereitschaft. Hat er je- mals Deutschland darüber informiert? Warum gab er diese Information nur an seine Botschafter in London und Paris, nicht aber an den in Berlin? Es handelt sich hier also lediglich um Täuschungsmanöver, und Hofer fällt aus politischer Nachkriegs-Voreingenommenheit darauf herein.

 

Bewertungsmäßig sei noch anzumerken, dass  Rechtsbrüche wie die "Besetzung der Rest-Tschechei"  fast stets nur auf Deutschland bezogen eine Rolle spielen. "München" war eine Manipulation der europäischen Verhältnisse, die es einem Hitler unmöglich machte, nicht zuzugreifen, als sich die Gelegenheit bot. Dass die "Engländer" mit ihren Rückzugsforderungen von polnischem Gebiet die letzte "Friedenschance" zunichte machten, ist eine durchaus nachvollziehbare Aussage Hoggans, der Hofer auch nicht widerspricht. Gleichzeitig baut er sie mitten in eine Serie von Fälschungsvorwürfen gegenüber Hoggan ein, womit er vermutlich die unwidersprochene Aussage zu diskreditieren sucht.

 

 

Französische Feinheiten bei Hofer

 

Man kann nun an dieser Stelle, nachdem es hieß, Polen hatte zwischen einseiti- gen territorialen Zugeständnissen und Krieg zu wählen, die deutschen Forderung- en gerne verurteilen. Man darf  diese Revisionswünsche aber auch gerne mit den französischen nach 1871 oder auch mit denen von 1919 vergleichen, wobei Frankreich sich zu keinerlei Selbstbeschränkung veranlasst sah und bedenkenlos auch Gebiete fremder Zunge beanspruchte. Hitler meinte jedenfalls, der deutsche, von ihm bekräftigte Verzicht auf Elsass-Lothringen hätte Frankreich eigentlich zu- friedenstellen müssen.

 

Entgegen Hofers Ansicht, Frankreich hätte "alles" unternommen, um "den Frie- den sozusagen um jeden Preis zu retten", muss man feststellen, dass Frankreich mehr oder weniger nichts für den Frieden tat, obwohl der Krieg französischen In- teressen erkennbar nicht entsprach. Eine gewisse französische Opposition gegen den britischen Kriegskurs wurde im  Zusammenhang mit Mussolinis Friedenskon- ferenz-Idee oben bereits angedeutet. Die französische Armee war jedenfalls nicht kriegsbereit, was Ministerpräsident Daladier zwar wusste, was aber, wie immer das möglich gewesen sein sollte, seinem Außenminister Bonnet vorenthalten wurde, damit er es nicht ausplauderte und es Deutschland nicht zu Ohren kam. Ein "erheblicher Teil der öffentlichen Meinung Frankreichs" war jedenfalls defä- tistisch.

 

In Frankreich schien man zwischenzeitlich begriffen zu haben, dass "Frieden" "Druck auf Polen" voraussetzte.  Die Franzosen rieten  in der Situation  zwischen 30. und 31.08., die deutsche Forderung nach einem bevollmächtigten Unterhänd-  ler anzunehmen (ob sie für den Fall der Weigerung Konsequenzen androhten, be- richtet Hofer nicht). Frankreich befürwortete Mussolinis Konferenzvorschlag und war selbst nach Beginn der Feindseligkeiten zunächst bereit, auf einen deutschen Truppenrückzug zu verzichten.

 

Was Frankreich für den Frieden produzierte, waren aber lediglich Worte, keine Taten. Bekanntlich folgte das Land dann den Briten ohne weiteren Widerstand in den Krieg. Bonnet hatte bereits für das Scheitern der Bündnisverhandlungen mit der Sowjetunion Beck und damit Polen die Schuld gegeben. "Frankreich könne nicht zusehen, wie einer seiner Verbündeten vernichtet  werde",  so Daladier am 02.09.. Nun, Frankreich sah zu.

 

 

Schlussbetrachtungen zu Hofer

 

Um meine Argumentationslinie abschließend zu wiederholen: Bei der Beurteilung der Schuld am Kriegsausbruch spielt es  NUR eine Rolle, über  welche Differ- enzen zwischen den beteiligten Mächten der Krieg tatsächlich ausbrach. Deutsche Revisionsforderungen, auch gegen Polen, konnte man als berechtigt ansehen, Hofer tut das an einigen Stellen. Im  vorliegenden Fall, Danzigs und des Korridors, wurde die Revision verweigert und entgegen Hofers Aussagen noch nicht einmal Verhandlungen darüber zugelassen. Druck auf Polen in diese Richtung seitens der Westmächte verdiente entweder kaum die Bezeichnung (Frankreich s.o.), wurde verweigert (USA) oder kam zu spät bzw. wurde als Fake entlarvt (Großbritannien), letzteres verschweigt Hofer.  Gewaltandrohung und -anwendung deutscherseits waren notwendig, wollte man ernstgenommen werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

Dagegen spielt es für die Beurteilung des Kriegsausbruchs KEINE Rolle, was Hitler eigentlich wollte, bzw. darf man auch hier dagegen stellen, was die anderen Mächte mit ihrem Verhalten eigentlich beabsichtigten. Selbst von polnischer Seite wurden  eigene Kriegsgründe vorgebracht (was, außer möglichen, nicht näher bekannten amerikanischen Manipulationen auch die polnische Unnachgiebigkeit erklären würde), und das einen Tag vor der Aktion gegen den Jablunkapass (zu- sätzlich könnte man über polnische Kriegsziele berichten oder spekulieren, aber das lassen wir hier). Hofers irriger Behauptung vom "Versuch einer gerechten Schlichtung auf friedlichem Wege" zwischen Deutschland und Polen muss jedenfalls entschieden entgegengetreten werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es spielt auch keine Rolle für die Beurteilung des Kriegsbeginns, wie Hitler nach Ausbruch der Kampfhandlungen mit Polen umgesprungen ist. Es ist unhistorisch, von Nachkriegs-Moralvorstellungen aus zeitlich rückwärts zu argumentieren und diese zur Beurteilungsgrundlage zu machen. Die Provokationen, denen sich Hitler aus seiner Sicht ausgesetzt sah, erlaubten ihm keinen Rückzug seiner Truppen, Forderungen in diese Richtung waren unangebracht, außerdem hätte eine be- setzte Hälfte Polens bei Friedensverhandlungen mit den Westmächten als Faustpfand dienen können. Die andere Hälfte fiel der Sowjetunion zu deren Be- stimmung zu, woran die Westmächte, siehe oben die gescheiterten Bündnis- verhandlungen, nicht unbeteiligt waren und wogegen sie nichts zu unternehmen gedachten.

 

Die westlichen Kriegsgründe, so wie ich sie verstehe, werden dabei von Hofer aus Werken rechtsrevisionistischer wie kommunistischer Provenienz zitiert, wenn auch  die "Analysen" nicht hundertprozentig treffen: "Für Hoggan ist der Zweite Weltkrieg ein von England bewusst herbeigeführter Konflikt, um das übermächtig gewordene Deutschland niederzuschlagen," so Hofer. Der erste Nebensatz stimmt, der zweite nur zum Teil. Deutschland hatte zwar durch die  Zerschlagung der Tschechoslowakei einen begrenzten Hegemonialstatus erlangt, war aber kei- neswegs "übermächtig", und der Krieg richtete sich nicht einfach gegen Deutsch- land als solches. "Polen spielte dabei den britischen Kriegsplanern in die Hände, in dem es die äußerst vernünftigen und loyalen Vorschläge Hitlers auf englisches Betreiben hin nicht akzeptiert hatte. Das "Versäumnis Polens", auf diesen Gedan- ken einzugehen, und sein darauffolgendes herausforderndes Verhalten gegen- über Deutschland führte schließlich zum deutsch-polnischen Krieg. Dieser örtlich begrenzte Krieg gab England den Vorwand zum Angriff auf Deutschland, was dann zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs führte."

 

So weit wollen wir Hofer über Hoggan zitieren lassen, nicht unerwähnt soll blei- ben, dass es sich dabei für Hofer um "eine totale Umkehrung aller gültigen, weil bisher für historisch fundiert gehaltenen Urteile" handelt. Die "vernünftigen" und "loyalen" Vorschläge halte ich  für maßvolle Forderungen, anhand der Kenntnis der "16 Punkte" mag es jeder der möchte, selbst beurteilen. Richtig ist, dass Polen schon aus eigenem Antrieb hart blieb. "Englisches Betreiben" kann man aber in Folge des Abratens von der Entsendung eines  bevollmächtigten Unter-händlers und der "Abtretung" Danzigs konstatieren. Anhaltspunkte, für  die man die Lektüre Hoggans nicht braucht, man findet sie ebenso bei Hofer. Mit "herausforderndem Verhalten" meint Hoggan wohl die polnische Generalmob-ilmachung. Hierzu muss man feststellen, dass sowohl die deutsche als auch die polnische Armee im Sommer 1939 bereits eine ganze Weile teilmobilisiert waren. Und einen "Angriff Englands" auf Deutschland gab es nicht, wenigstens nicht 1939. Damit befindet sich aber nicht nur Hoggan als Historiker im Unrecht,  son- dern auch Großbritannien als vertragsschließende Macht. Denn die Hilfe-leistungsverpflichtung aufgrund des Beistandspakts mit Polen bezog sich nicht nur auf die Geste einer Kriegserklärung. Gerade die Abstandnahme von  zur Rettung Polens wenigstens gedachten militärischen Maßnahmen stellt einen Verstoß wenn schon nicht gegen den Buchstaben, so doch gegen den Geist des Bündnisses und somit einen Bruch des Pakts durch Großbritannien dar.

 

 

 

 

 

 

Die späteren DDR-Größen Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht zitiert Hofer unter anderem wie folgt: "Gegenüber dem verbrecherischen Plan des englischen und französischen Imperialismus, durch den Krieg das deutsche Volk zu schlagen, ihm ein noch schlimmeres Versailles als 1918 aufzuzwingen und es in den Krieg ge- gen die Sowjetunion hineinzutreiben, ..." (Pieck) bzw. "Ihre Presse [die der "Lon- doner Hochfinanz"] hat in den letzten Wochen offener ausgesprochen, dass durch den Krieg die "Freiheit" errungen werden soll, Deutschland zu zerstückeln und als Kriegswerkzeug gegen die sozialistische Sowjetunion zu gebrauchen." (Ulbricht). Die Genossen Arbeiterführer wiederholen zum einen sowjetische Vorkriegstheo- rie, mit der wir hier konform gehen. Zum anderen bringen sie die zeitliche Folge durcheinander. Denn ein "geschlagenes" oder "zerstückeltes" Deutschland taugt nicht zum Krieg gegen die Sowjetunion. Umgekehrt würde aber der deutsch-sow- jetische Krieg dazu taugen,  Deutschland zu besiegen, und, wenn nicht zu zer- stückeln, dann doch zu teilen, und somit ein deutsch-russisches Zusammengehen auf Dauer zu verunmöglichen.

 

Entgegen Mussolinis Meinung erwies sich der September 1939 doch als ein güns- tiger Zeitpunkt, um den Krieg zu eröffnen. Trotz anfänglicher Bestürzung über die westlichen Kriegserklärungen war Hitler das noch am Abend des 03.09. wieder klar, und die Anfangserfolge der Achsenmächte bestätigen ja diese Sichtweise. Derjenigen Ernst von Weizsäckers "Das war Hitlers und Ribbentrops Krieg gegen England, nicht der des deutschen Volkes," kann hier jedoch nicht zugestimmt werden. Hitler war vom deutschen Volk beauftragt worden, die deutsche Welt- machtstellung zu erkämpfen, koste es was es wolle. Ein deutscher Sieg hätte Hit- ler in der Rückschau zum größten Deutschen aller Zeiten gemacht. Aber Sieg und Nazitum schlossen sich gegenseitig aus. Der Krieg kostete die Deutschen, was er wollte.

 

Mangels genauerer Kenntnis - Hofer liefert hier keine direkten Zitate - kann an dieser Stelle auf "weitere" Friedensappelle des amerikanischen Präsidenten Roo- sevelt nicht eingegangen werden, Hofer bringt lediglich ein langes Telegramm Roosevelts an den italienischen König. Weiter heißt es dann bei Hofer: "Bekannt- lich appellierte Roosevelt dann doch noch zweimal an Hitler, wobei er die Bereit- willigkeit einer amerikanischen Vermittlung andeutete und das polnische Einver- ständnis mitteilte, ohne allerdings damit bei Hitler die geringste Wirkung zu erzie- len." Nach allem, was wir bisher über Roosevelt meinen herausgefunden zu ha- ben, scheint hier ein völlig unbekannter Roosevelt, ein wirklich am Frieden inte- ressierter Staatsmann aufzutauchen. Allerdings verdunkelt Hofer dieses Bild schon mit seinem nächsten Satz wieder: "Nach der Auffassung von Roosevelt selbst, der ja keineswegs ein schlecht informierter Staatsmann oder ein schlechter diplomatischer Taktiker war, scheint der Hauptzweck dieser Botschaftsdiplomatie [nicht Frieden] gewesen zu sein, [sondern] vor aller Welt deutlich zu machen, wer der Angreifer war und wen die  Verantwortung traf." Ein folgender Hinweis Roo- sevelts auf die Kriegsschuld von 1914 - sicher meinte er die deutsche - wirkte sich bestimmt ebensowenig produktiv aus, wie er gemeint war.

 

Bekanntlich hatte sich nicht nur Hitler zwischenzeitlich zu einem Bündnis mit der Sowjetunion durchgerungen. Auch die Westmächte, inklusive der USA, hatten letzten Endes keine Bedenken, mit dieser totalitären Macht zusammenzuarbeiten, wenn sie der Auffassung waren, es diene ihren Interessen. Nicht unterschlägt Hofer das Bündnisangebot Roosevelts an Stalin vom 04.08.1939, wobei für ihn, ich unterstelle hier, er geht mit Roosevelt konform, es sich um  "die Notwendigkeit des Zusammenschlusses aller Abwehrkräfte" handelte. Dabei handelt es sich aber um nichts als um eine krasse Fehlinterpretation der Absichten Roosevelts durch Hofer. Roosevelt wollte Stalin schon 1939 da haben, wo er ihn 1941 mit Hilfe Hitlers hatte. Der wirkliche Türöffner für den Einfall des Bolschewismus nach Europa war, wie Hofer fälschlich durchblicken lässt, nicht Hitler mit seinem Pakt  mit bzw. seiner Niederlage gegen Stalin. Der wirkliche Türöffner waren die USA und Großbritannien, deren  Friedensunwilligkeit Hitler zumindest subjektiv keine andere Chance ließ,  als die Sowjetunion anzugreifen, und die auf den Konferen- zen von Teheran und Jalta Mittelosteuropa ohne Gegenwehr der Sowjetunion auslieferten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es war auch nicht, wie die amerikanischen Rechtsrevisionisten meinen, der ame- rikanische Eingriff in den Krieg wirklich das Problem. Das Problem waren die Nichtunterstützung des deutschen Widerstands, der Pakt mit dem Bolschewismus zur Aufteilung der Welt und "Nebensächlichkeiten" wie die Reinstallation der Mafia in  Süditalien, die zuvor dort von den Faschisten verdrängt worden war.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Selbstverständlich hat Hitler den Zweiten Weltkrieg bewusst und vorsätzlich aus- gelöst, das wird gar nicht bestritten! Aber das Nazitum war nicht nur für deutsche, sondern auch für anderweitige Kriegsabsichten das passende Vehikel, und auch Hofer liefert dafür jede Menge Belege, die man nur richtig zu interpretieren braucht. Eine Revision der  "Kriegsschuldfrage [von 1939]  wie derjenigen von 1914" durch die etablierte Historienschau im allgemeinen ist entgegen Hofers Auffassung also genauso überfällig wie eine solche von Hofers hier bespro- chenem Werk im Besonderen.

 

Folgende Komponenten zum "alliierten Schuldanteil" fehlen bei Hofer:

 

- das Abrücken von "Versailles" und die Genehmigung der deutschen Aufrüstung

- die französische Initiative zur italienischen Abessinienaktion

- die Inaussichtstellung eines Gesamtrevirements durch Halifax am 19.11.1937

- die Anschübe dessen durch die Westmächte  mit "Mai-" und "Sudeten-"Krise

- die initiale  Gewaltanwendung durch die tschechische Seite gegen die Slowaken

- der mögliche Einfluss Roosevelts zum Kurswechsel der Appeaser im März 1939

- mögliche amerikanische Hintergrundmanipultion der polnischen Intransigenz

- die Übermittlung der polnischen Gesprächsbereitschaft und ihres  Gegenteils am entscheidenden 31.08.1939.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"Dass Hitler den Zweiten Weltkrieg mit all seinen unabsehbaren Folgen geplant oder gar vorausgesehen hätte, hat auch kein ernstzunehmender Historiker be- hauptet." Diese mit derjenigen  von Gotthard Jasper ziemlich übereinstimmende Formulierung findet sich bei Hofer auf S. 426. Doch, es gibt einen ernstzuneh- menden Historiker, der dieses behauptet. Es ist niemand anderes als Professor Dr. Walther Hofer. In seinem Wikipedia-Artikel findet sich folgender Satz: "Eine These dieses Buches lautete: «Der Krieg von 1939 ist […] lange geplant, genau vorbereitet und schließlich bewußt ausgelöst worden, vom Führer des Dritten Reiches, in sozusagen alleiniger Verantwortung, allerdings mit diplomatischer Un- terstützung der sowjetrussischen Regierung." Dass man einen "unabsehbaren" Krieg schon rein logisch nicht  planen kann, ist unmittelbar einsichtig. Durch sei- nen Stil versucht Hofer aber gerade diesen Eindruck der (verbrecherischen) Planung der Unabsehbarkeit zu erzeugen. Nicht einmal ein  Historiker sollte sich von seiner moralischen Entrüstung dermaßen davontragen lassen wie Walther Hofer.

Walther Hofer: Die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges. Eine Studie über die internationalen

Beziehungen im Sommer 1939. Mit Dokumen- ten. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1964.

Laut Wikipedia zu Hofer erschien dieses Werk 2007 in sechster Auflage. Dass Hofer sich im Vergleich zur verwendeten Ausgabe korrigiert hätte, ist nicht bekannt. Vielmehr entspricht sei- ne Auffassung unverändert dem Stand der öff- entlichen Diskussion, so weit mir bekannt.

Zum bis heute aktuellen Stellenwert Hofers sie- he http://www.geschichtsforum.de/f68/ursachen-des-2-weltkriegs-42589/.

 

Die Prägung "Entfesselung" geht vermutlich auf Hofer zurück, sein Werk erschien erstmals im Jahr 1952. In der Ausgabe von 1964 setzt Hofer sich in Anhängen mit den Revisionisten Taylor und Hoggan auseinander, wobei er anscheinend

mit Gotthard Jaspers (siehe 4. Kapitel in diesem

Teil) parallel geht (daraus resultiert eine ent- scheidende Schlussfolgerung, welche hier zum Ende noch gesondert behandelt wird). Hofers Aussagen zu Taylor und Hoggan passen in sei- nen sonstigen Kontext, sodass auf die Stellung der Argumente innerhalb dieser Anhänge nicht extra verwiesen zu werden braucht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wiederholt seinen hier die Namen Walendy (2. Kap.), Klüver (3. Kap.) und Wirsing (4. Kapitel, jeweils dieses Teils).

 

 

 

Im Rahmen dieser Vorab-Einschätzung sollen zunächst die Quintessenzen von Hofers Er- kenntnissen vorgestellt werden, während auf Einzelheiten im weiteren Verlauf eingegangen wird.

 

 

Wörtliche Formulierungen S. 48f im Zusam- menhang mit der Prager Krise im März 1939, ungeachtet der Tatsache, dass die Westmäch- te, so meine Argumentation in den Kapiteln 1 - 3 dieses Teils, den "gefährlichen Brandherd" bzw. das "reißende Raubtier" entscheidend mit ge- schaffen hatten. Ausdruck "Bagatellen" gemünzt

auf die "angeblich oder tatsächlich" verfehlte Po-

litik der Westmächte S. 431.

 

 

 

 

Zur Konkretisierung von Hitlers Kriegskurs bei- spielsweise vorherige Buchbehandlung "Krä- mer", dort S. 376, 424ff. Hofer verneint eine Mit- schuld der "anderen Seite" angesichts des un- bedingten Kriegswillens Hitlers, S. 430.

 

Um einen der wichtigsten Argumentationssträn- ge Hofers hierzu handelt es sich um den deut- schen Forderungskatalog an Polen in Form der "16 Punkte", für dessen angeblichen "Alibi-Cha- rakter" Hofer einige Zeugen anführt (Staatsse- kretär Weizsäcker, Dolmetscher Dr. Schmidt, General Halder, S. 347f). Die zweifelhafte Sub- stanz und  die fragwürdige Form des Vortrags der 16 Punkte können aber keine Beurteilungs- grundlage für ihre Berechtigung sein, sich da- rüber auseinanderzusetzen hätte Gelegenheit bestanden. Ebenso hatte Polen seit Ende 1938 genügend Zeit, sich seinerseits um konstruktive Vorschläge zu bemühen, war aber zu keinerlei Entgegenkommen bereit (siehe 4. Kapitel die- ses Teils). Auf die Problematik wird unten zu- rückgekommen. Auch aus Hofers Darstellung geht der Camouflagecharakter der britischen Vorgehensweise hervor (ebenso s. u.).

 

 

 

 

"Diplomatische Schnitzer" sind, s.o. S. 431, "Bagatellen." "Grausamer hat ein Staatsmann [Chamberlain] selten sich selbst und die Welt getäuscht." (S. 40), soviel zu Hofers Konsistenz der Bewertungsweise [nein, Chamberlain hat nur die Welt getäuscht...].

 

"Er [Hitler] schwankte lange, wann, wo und ge- gen wen er den für absolut notwendig gehalte- nen Krieg beginnen sollte;" (S. 429, kursive Her- vorhebungen im Original), dergestalte Zweifel sind bei "Brandherden" und "Raubtieren" (s.o.) allerdings weniger bekannt. Die zur Phase des Polenfeldzugs mehr oder weniger unverteidigte deutsche Westgrenze thematisiert z.B. Manfred Rauh (Literaturangabe s. Einleitung, Bd. II, S. 20f, meine von Rauh abweichende Begründung für das Ausbleiben eines französischen Angriffs siehe erste Literaturschau hier).

 

"Sie [England und Frankreich] mussten ganz von selbst zu Hauptgegnern jeglicher neoimpe- rialistischer Bestrebungen werden. ..., sei es , um die dynamischen Mächte einzudämmen,... ."

(S. 32). Es braucht nur wenig Phantasie, sich eine völlig andere internationale Politik der da- maligen Zeit vorzustellen. Welche Beweggründe

tatsächlich die Politik der traditionellen Mächte bestimmten, siehe hierzu die jeweils ersten Ka- pitel dieses und des dritten Teils.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zu Japans Austritt als erste Großmacht aus dem Völkerbund infolge des schweren Konflikts über China mit dieser ersten "Weltfriedensorga- nisation" S. 24, zu Italiens "Überfall auf Abessi- nien"  S. 27 (wörtliche Übernahmen in Anfüh- rungszeichen). Stellungnahmen hierzu siehe erstes Kapitel dieses Teils.

 

 

 

Wörtliche Zitate (auch u. "Waagschale" S. 39),

zum Ausgang des Ersten Weltkriegs in dieser Arbeit sechstes Kapitel des zweiten Teils.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zur Politik der USA vor dem Zweiten Weltkrieg hier insbesondere zweites und viertes Kapitel dieses Teils. Hofers Funde im weiteren Verlauf.

 

 

Hitlers politische Funktion für Roosevelt S. 36.

 

S. 32: "Es würde schließlich nicht der Wahrheit entsprechen, wenn behauptet würde, die Vorge- schichte des Zweiten Weltkrieges sei gekenn- zeichnet durch eine gemeinsame Verschwörung

der drei neoimperialistischen Mächte gegen den Weltfrieden. Von irgendeiner gemeinsamen Pla- nung kann vor 1940 [und später auch so gut wie] keine Rede sein." Dagegen fasste schon Ende 1937 "der hellsichtige deutsche Botschafter in den USA seine Eindrücke von der öffentlichen Meinung dahingehend zusammen, daß man be- fürchte, Deutschland würde mit den Angreifer- staaten Japan und Italien immer enger zusam- mengehen, und alle drei würden den Weltfrieden

schließlich dauernd bedrohen." (S. 37).

 

Weiteres einschlägiges Zitat (S. 21): "Es ist in der Tat schwer zu fassen, dass Europa nicht rechtzeitig aufgeschreckt wurde." Formulierung "Abwehrkoalition" S. 42. Zum Kriegsgrund der europäischen Westmächte S. 10: "Wenn also am 3. September 1939 aus dem deutsch-polni- schen Konflikt ein europäischer Krieg entstand, dann nicht deswegen, weil die Westmächte zur Aufrechterhaltung des Systems von Versailles zu den Waffen griffen, sondern weil sie die Er- richtung einer deutschen Vorherrschaft über an- dere Nationen verhindern wollten." Wäre es nur darum gegangen, hätte man es ohne die "Befrie-

dungspolitik" einfacher gehabt, Hofers Meinung, die genau das aussagt, s.o. Zitate zu S. 431, 40,

21, sowjetische Schrift S. 133.

 

 

Bestimmt nicht hat Hitler seinen Willen der deut-

schen Nation nur aufgezwungen und seinen Kriegskurs gegenüber dem deutschen Volk ver- schleiert (so in etwa Hofer S. 393f). Das war reine Propaganda, was die Deutschen garantiert

wussten. Sie hatten sich Hitler sicher nicht des- halb ausgesucht, weil er so ungemein friedlich gestimmt war, sondern weil nur seine rigorose Herrschaft, ähnlich der Stalins in der Sowjetuni- on, versprach, sie mit an die Weltspitze zu füh- ren, die anzuwendenden Methoden waren dabei absolut nebensächlich. Die mangelnde Kriegs- begeisterung der Deutschen Anfang September 1939 (S. 394) beruhte nicht auf einer Friedensil- lusion der Bevölkerung, sondern auf einer realis-

tischen Einschätzung der eigenen militärischen Lage, kombiniert mit der Überschätzung der Zielstrebigkeit und der Fähigkeiten der Gegner (persönliche Bewertungen). Keitel-Zitat S. 19.

 

Nichtanerkennung der neuen Ostgrenze durch die Weimarer Republik bereits thematisiert er- stes Kapitel im dritten Teil, insofern ist Hitler durchaus (gegen Hofers Analyse S. 436) der "Fortsetzer der Politik Stresemanns" (wie von Taylor behauptet). "Verspätet" (kursive Hervor- hebung nicht im Original) und "großer Krieg" S. 437. Zu Hitlers "kleinem Krieg" s. vorhergehende

Buchbesprechung "Krämer".

 

Wörtliches Zitat S. 438. Der Frage, wer dann das erste Signal an die Sudetendeutschen zum "Septemberaufstand" gegeben hat, wird hier nicht weiter nachgegangen. Nachdem Konrad Henlein in seinem Wikipedia-Eintrag u.a. als "bri-

tischer Spion" bezeichnet wird, könnte die Spe- kulation nicht komplett aus der Luft gegriffen sein, es hätte vielleicht wieder einmal sein spe- zieller Freund Vansittart dahinter gesteckt haben (so zur "Maikrise", siehe Buchbesprechung "Krämer"). Kurz nach erfolgreicher Flucht 1945, als er sich schon den Amerikanern ergeben hat- te, beging Henlein Suizid. Wurde man so einen lästigen Mitwisser los? (auch das eine Spekula- tion).

Zur "Danziger Frage" "nicht noch weiter vergif- ten"-Zitat 4. Kapitel dieses Teils.

 

 

 

 

 

 

 

Persönliche Einschätzungen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zu "Geopolitik" S. 14f.

 

 

 

 

 

 

Zum Kriegseintritt Deutschlands gg. Polen sie- he 4. Kap., gg. die UdSSR s. 5. Kap., gg. die USA s. 6. Kapitel dieses Teils. Die Entscheidung

zum Krieg gegen die Sowjetunion fällte Hitler be-

reits im Sommer 1940 (Hillgruber, Literaturan- gabe im 5. Kapitel dieses Teils, S. 224) die Vor- stellung dieses Krieges als "rassenideologischer

Vernichtungskrieg" kommt aber erst Ende März 1941 wieder hoch (ds., S. 362).

"Arrondierung" bei Hofer S. 11.

 

 

 

 

 

"Kleiner Krieg" s.o. "Krämer".

 

Die Thematik wurde bereits im dritten Kapitel des vierten Teils angeschnitten.

"Eroberung neuen Lebensraums" bei Hofer S. 14, klar gab es die Vorstellung des Lebensraum-

kriegs in "Mein Kampf", richtig dazu S. 422, die- se war aber für die Kriege gegen Polen und die Sowjetunion zweitrangig und für die "Westkrie- ge" völlig irrelevant!

Hierzu dann im sechsten Teil.

 

 

S. 22: Prädestination der nationalsozialistischen Außenpolitik zum Krieg durch die zugrundelie- gende Ideologie des gnaden- und rücksichtslo- sen "Kampfes ums Dasein". In den Krieg führte aber, wie wir bereits sahen, nicht nur die Nazi- Ideologie, sondern auch die gegnerische Diplo- matie!

Zu löschender "Brandherd" s.o. "Westgrenze".

 

 

Wörtliche Formulierung S. 23.

 

 

 

Ds., S. 48. Insgesamt neige ich dazu anzuneh- men, Hofers moralische Entrüstung verleitet ihn dazu, Ursachen und Folgen zu verwechseln.

 

 

Hofers Dokument Nr. 16, S. 104 - 110, Verweis darauf im Text S. 63. Zum "Schmundt-Protokoll" existiert ein eigener, allerdings wenig aussage- kräftiger Wikipedia-Eintrag. Das Protokoll kann im Internet eingesehen werden: http://www.ns-archiv.de/krieg/1939/schmundt/23-05-1939-schmundt.php.

"Motor"-Zitat bei Hofer S. 107, zu Polen S. 106.

Dagegen wäre bei Hillgruber laut Hitler zu Dönitz

ein Krieg gegen Großbritannien die "finis Germa-

niae" (S. 35 Anm. 35). Zu den Verbündeten Hofer

S. 110.

 

Hierzu Dilks, Literaturhinweis s. 1. Kapitel die- ses Teils, S. 30.

Zum im Dokument "Studienstab" titulierten Pla-

nungsgremium S. 109f. Hillgruber (S. 40 Anm. 52) zweifelt an der Authentizität ("Quellenwert") des Dokuments und stellt die Nichtexistenz des Stabes sowie über den Polenfeldzug hinausge- hender Angriffsplanungen fest. Begründung für das Ausbleiben des Angriffs auf Großbritannien aus "rassischer Hochachtung" S. 352 Anm. 1, dessen Nutzlosigkeit für Hitler S. 144, 155, 167f.

 

 

Wörtliche Zitate Hofer S. 166f, 167.

 

 

 

 

 

 

 

Widersprüchliche Bilder s.o.

 

 

 

 

 

 

 

 

Hillgruber hierzu S. 33 (nur auf Deutschland be- zogen, das aber am ehesten zu einer effektiven Landkriegführung in der Lage war).

"Langer Krieg" Hofer, S. 110.

 

Zu Ciano (mit Zitat) S. 231.

 

Zum italienischen Rüstungsstand und der Pro- blemlösung sein Botschafter in Deutschland

S. 250, Aussagen französischer Militärs S. 219.

Mussolini verlangte umfangreiche Materialliefe- rungen von Hitler (S. 256f), die dieser aber we- der leisten konnte (S. 257f), noch hätten die Ita- liener diese so einfach in Rüstungsgüter umzu- wandeln vermocht.

Zitat. S. 233.

 

 

 

 

 

S. 277.

 

 

 

Zu Japan 1. Kapitel dieses Teils, Stellungnah- men bei Hofer S. 242f.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

S. 280f, zu Italien S. 281 Punkt 2.

So Henderson in einem Brief an Halifax, S. 283 Punkt 7.

 

 

Die Aussagen dieses Blocks (bis unten zu Rib-

bentrop) basieren auf Hofers S. 312 (inklusive wörtliches Zitat).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ribbentrop an den deutschen Botschafter in Moskau, S. 91 Punkt 5 (Brief vom 14.08.1939 im Zuge der zu diesem Zeitpunkt laufenden westlich-sowjetischen Bündnisverhandlungen, auf die unten gesondert eingegangen wird).

 

 

Persönliche Bewertung.

 

Dazu im sechsten Teil.

 

Zur Kriegsvorbereitung S. 424, zur im Wesent- lichen nicht vorhandenen Kriegsplanung s.o..

S. 425: "Der Hauptgrund für diesen militärischen

Verzicht Hitlers [die Invasion in England]" liegt aber zweifellos in seiner eigenen Angst vor dem Wasser".

Aussage Hofers S. 427, 460, sonst persönliche Bewertungen. Auch hierzu sachliche Beschäf- tigung mit der Thematik im sechsten Teil.

 

 

Cianos Tagebucheintrag S. 443 (ohne Datums- angabe bei Hofer, im Zusammenhang mit den "Salzburger Gesprächen" August 1939).

 

 

 

 

 

Persönliche Bewertung.

 

 

S. 21, nach Hofer keine "Absichten" oder "auch nur [dahingehende] Gedanken" Stalins (beina- he wörtlich). Zur Einschätzung der sowjetischen

Politik bereits ausführlich 2. Kapitel "Trio Infernal"

dieses Teils, dort auch zur Chimärenfurcht als anhaltendes Motiv zur Herbeiführung auch des Zweiten Weltkriegs durch die angelsächsichen Mächte.

 

 

 

 

 

 

 

Litwinows Angebot vom 18.04.1939 S. 444f.

 

 

 

Fühlungnahme mit Deutschland S. 445 einen Tag zuvor.

 

 

 

Zu Molotow S. 88, der Litwinow auch deshalb ersetzte, weil letzterer wegen seiner jüdischen Herkunft gegenüber Nazideutschland nicht als vertretbarer Verhandlungspartner erschien (S. 445). Molotows Motivation zum Hitler-Stalin-Pakt

S. 61, ds. f. Japans Zurückhaltung.

Das projektierte Dreiecksbündnis der Achsen-

mächte (S. 261ff) war defensiv ausgerichtet

und somit als Basis für einen gemeinschaftli- chen Eroberungskrieg ungeeignet!

Molotows Erklärungen als Erwiderung sowohl gegen westliche als auch gegen ideologisch be- dingte kommunistisch-interne Kritik S. 128.

 

 

 

 

"Gewichts"-Zitat bereits im 2. Kapitel dieses Teils, bei Hofer S. 148 (Stalins Rede vom 19.01. 1925).

 

 

Begriff der "indirekten Aggression" S. 56, Ab- kommenstext vom 23.07.1939 S. 79. Die West-

mächte führten die Verhandlungen mit der Sow- jetunion so lange dilatorisch, bis Stalin zum Ab- schluss mit Hitler bereit war (persönliche Ein-

schätzung, siehe auch 4. Kapitel dieses Teils).

Bei von der Sowjetunion herausgegebenen Do- kumenten aus dem Nachlass des deutschen Botschafters in Großbritannien Dirksen, nach denen angeblich die Briten zum Abschluss mit Hitler bereit waren, kann es sich nur um von Dirksen ("zunächst", so Hofer) am Auswärtigen Amt vorbei getätigte Privataktivitäten handeln, die er im Erfolgsfall nach Berlin weitergereicht hätte (S. 59). Ein derartiger Erfolg Dirksens blieb

aus.

 

Wörtliches Zitat S. 130, wobei Hofer bereits auf S. 132 (unter Rückgriff auf Dokument Nr. 25, die Rede mit Stalins "Gewichts"-Zitat) argumenta- tiv auf die Richtung des sowjetischen "Fernziels"

der "gegenseitigen Schwächung der Imperialis- ten" einschwenkt. Diesbezüglich richtige Ana- lyse des italienischen Botschafters in Moskau S. 150f. Behauptung "ungeheurer Preis" S. 125.

Benachrichtigung deutscher Diplomaten (aus dem Umfeld Weizsäckers) an Großbritannien S. 117. Ribbentrop 1943 gegenüber japanischen

Offizieren S. 124.

 

Aus einer persönlichen Unterredung zwischen Ribbentrop, Stalin und Molotow in der Nacht vom

23. auf den 24.08.1939, S. 139.

 

 

 

 

Halders Tagebucheintrag S. 112 (22.08.1939) eines hitlerschen Fehlschlusses, denn für das "nie" hätte er den Abschluss mit Stalin tatsäch- lich nicht gebraucht!

Stalins wie auch das spätere kommunistische "Hauptlast"-Lamento sind wohlbekannt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach außen: "Die deutsche Regierung habe bei ihren Vorschlägen nie die Absicht gehabt, le- benswichtige Interessen Polens anzugreifen oder die Existenz eines unabhängigen polni- schen Staates in Frage zu stellen."

Nach innen: "Vernichtung Polens - Beseitigung seiner lebendigen Kraft" (S. 334, erstes Zitat aus

syntaktischen Gründen leicht verändert).

Siehe auch oben zu Hitlers "wahren Absichten".

Dazu Hofer auf S. 457: "Wo die wahre Zielset- zung des Regimes, ..., wirklich zum Ausdruck kommt, kann für keinen halbwegs vernünftigen Menschen noch irgendeinem Zweifel unterlie- gen: in seinen politischen und militärischen Ge- heimbefehlen und in den ihnen entsprechenden Maßnahmen und Aktionen. Von hier hat jede In- terpretation der nationalsozialistischen Politik auszugehen, die wissenschaftlich überhaupt ernst genommen werden will." Beim vorstehen- den Satz handelt es sich um den Kern von Ho- fers Auffassung. Dem entgegne ich, dass zum Ziel der Vermeidung eines Krieges Polen und den Westmächten die Probe aufs Exempel von Hitlers "wahren Absichten" zugemutet hätte

werden können. Die Politik der Kriegsgegner Deutschlands beruhte auf anderen Grundsätzen

als denen einer "wissenschaftlichen Interpreta- tion der nationalsozialistischen Politik".

 

 

 

 

 

Zu "1839" siehe erstes Kapitel erster Teil.

 

 

 

 

 

S. 170. Zum Begriff "Abwehrkoalition" s.o..

Die Hohlheit der Garantie wird von Hofer igno- riert.

 

Persönliche Einschätzung, zur "Prestige- problematik" s.u..

 

 

 

Hofers Beurteilung S. 45, 348.

Siehe hierzu 4. Kapitel dieses Teils.

 

 

 

 

 

Deutsche Aktivitäten zur Förderung der Unab- hängigkeit der Slowakei (S. 442) muss man nicht unbedingt verurteilen. Derartiges kann man unter den Begriff "Politik" subsummieren.

"Bereinigung" abgesehen vom Weizsäcker-Zitat

s.u. S. 466.

 

 

 

Siehe vorgehende Buchbesprechung "Krämer", dort auch und Appeasement-Beurteilung "Rauh" (zuvor) wie auch im ersten Kapitel dieses Teils zur tatsächlichen angelsächsischen Strategie.

 

 

Zitierte Sätze entnommen aus S. 49.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der "Freiheitskampf der deutschen Stadt Danzig

gegen den polnischen Würgegriff" wird von Ho- fer rein propagandistisch gedeutet (S. 62), wo- gegen der Zollinspektorenstreit in einer Rede Halifaxens bei Hofer durchaus vorkommt (Do- kument Nr. 30 auf S. 190).

 

 

Hitler in einem Brief an Daladier, S. 305.

 

 

 

 

 

Mit Danzig verknüpfte polnische "Lebensinteres-

sen" S. 9, 220.

 

"Würde" usf. im polnischen Memorandum an die

deutsche Regierung vom 05.05.1939, S. 75.

 

 

 

Ob sich Hitler "in den Fußstapfen der Bismarck-

schen Englandpolitik" wähnte (S. 272), kann hier

nicht beurteilt werden, jedenfalls scheiterte Hit-

ler an Chamberlain genauso wie Bismarck an

Salisbury (hierzu drittes Kapitel im ersten Teil).

 

"Die deutsche Regierung hat ihrerseits zu einer derartigen Änderung der polnischen Politik nicht den geringsten Anlaß gegeben", aus dem deut- schen Memorandum an die polnische Regierung

vom 27.04.1939, S. 71.

 

Zu diesem Block S. 129.

 

 

 

Wiederholung meiner Beurteilung vom Anfang des 4. Kapitels dieses Teils.

 

Chamberlain verwies am 24.08.1939 (!) darauf, dass "die deutschen Anschuldigungen über Miß-

handlungen der Minderheit in Polen auffallende Ähnlichkeit hätten mit dem Vorgehen gegen die Tschechoslowakei im Herbst 1938"! (S. 169).

"Seiner Majestät Regierung stimmt mit dem Reichskanzler darin überein, daß eine der hauptsächlichsten Gefahren in der zwischen  Deutschland und Polen bestehenden Lage in Berichten über die Behandlung der Minderheiten ihren Ursprung hat." (Punkt 5 aus dem "Vermitt- lungsangebot" der britischen Regierung vom 28.

08.1939, S. 321).

Halifax bezeichnet im Übrigen Polen auf S. 191 als "diskussionsbereit." Das ist nun aber nicht dasselbe wie "einigungsbereit". Tatsächlich kann

noch nicht einmal von einer polnischen Diskus- sionsbereitschaft ernsthaft gesprochen werden.

 

S. 177f, Dokumentation der Moskauer Verhand- lungen  S. 200 - 216, Woroschilow ging nicht von einem uneingeschränkten Durchmarsch- recht ab (S. 209f). Einen Bezug der Verhand- lungen auf einen lediglich im Westen ausgebro- chenen Krieg (S. 177) halte ich für akademisch.

 

 

 

 

Persönliche Überlegungen, ds. nächster Block.

 

 

 

 

 

 

 

"Zum Scheitern verurteilt" (S. 216) hätte ein der- artiges Unternehmen dann nicht sein können, oder man hätte die Unzulänglichkeit der Roten Armee eingeräumt.

 

In letzter Minute (23.08.1939) machte Großbri-

tannien eine aufgrund einer polnischen Konzes-

sion mögliche Einigung entgegen französischen

Engagements und Bedenken durch überpenible

Auslegung zunichte! (S. 174).

 

 

 

<Bisherige Darstellung zum Zeitpunkt der Nie- derschrift 16.06.2017 noch im vierten Kapitel dieses Teils, der Altstand wird ins Änderungs- protokoll übernommen werden.>

Ereignisse bei Hofer S. 273ff.

 

 

Englische Wikipedia zum 25.08.1939 https://en. wikipedia.org/wiki/August_1939# August_25.2 C_1939_. 28Friday.29. Danach nahm Hitler den Angriffsbefehl zurück, nachdem Ribbentrop ihm

vom GB-PL-Bündnis berichtete.

Rauh, Literaturangabe s. Einleitung, Bd. II, S. 25.

 

 

 

Schultze-Rhonhof, Literaturangabe 4. Kapitel dieses Teils, S. 469 Anm. 289 nach ADAP (Ak- ten zur Deutschen Auswärtigen Politik) [die ADAP werden andernorts als manipuliert be- zeichnet]. Angriffsbefehl zum 31.08., was dann s.o. nicht sein kann, S. 471.

Erklärung, warum die Aktion gegen den Jablun- kapass nicht zu einer polnischen Kriegserklär- ung an Deutschland oder die Slowakei führte, s.u. Beck-Zitat S. 462.

 

 

Hofer S. 274.

 

S. 276.

Siehe vorherige Buchbesprechung "Krämer".

 

 

 

Persönliche Bewertung.

Ebenso: Die Deutschen hatten Hitler und die

Nazis nicht zum Zweck betonter Risikovermei-

dung ausgewählt.

 

 

S. 295. Inhaltlich wurde zur Problematik in den

Hauptkapiteln dieses Teils ausführlich Stellung

genommen.

 

S. 297. Hofer sieht neben hehren Prinzipien auf Seiten der Westmächte noch das Motiv der Verhinderung einer deutschen Hegemonie (s.o. Kommentar zu S. 10).

 

 

Wörtliches Zitat S. 314, britisches "Vermittlungs-

abgebot" und Hendersons zwischenzeitlich op- timistische Stimmung S. 315. Halifaxens Tele- gramm Dokument Nr. 61, S. 318f. Es betont in Punkt 2 den britischen Schutz für Polen und sieht (Punkt 4) in polnischer Bereitschaft zu di- rekten Gesprächen keine stillschweigende An- nahme von Hitlers Forderungen. Für solches wird demnach britischerseits keine Empfehlung ausgesprochen, was bedeutet: nicht nachge- ben! (28.08.1939).

 

 

Hitlers Forderung gegenüber Henderson vom 29.08. außer Danzig hätte auch "der Korridor" zu Deutschland zurückzukehren (S. 333), ist vielleicht etwas übertrieben interpretiert, wenn man bedenkt, dass die "16 Punkte" (s.u.) bis auf exterritoriale deutsche Verkehrswege und Ge- bietsrevirements aufgrund von Volksabstimm- ungen darauf verzichteten.

 

 

 

 

Mobilmachungsstatus der polnischen Streitkräf- te S. 331. Britische Demarche S. 336, als Doku-

ment (Nr. 71) Telegramm Halifax an Kennard S. 359.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

S. 338, 360. S. 361: "...untunlich, ... diese Füh-

lungnahme heute schon herzustellen."

Zum Quasi-Ultimatumscharakter der deutschen Forderung verschiedene Dokumente S. 354, 357, 364 (oder hätte man auf das Eintreffen des polnischen Emissärs bis St. Nimmerlein warten sollen?).

Britisches taktisches Verhalten S. 341, daraus auch wörtliches Zitat.

 

Wörtliches Zitat S. 342. Sonst persönliche Be- wertungen.

 

 

 

 

 

 

S. 346. "16 Punkte" als Dokument Nr. 82 auf S. 368ff. [Die Angemessenheit und Klarheit der 16 Punkte bzw. ihre Übereinstimmung mit diploma- tischen Formerfordernissen mag jeder Interes- sierte selbstständig beurteilen].

 

 

S. 348: "Das Entscheidende ist, daß nirgendwo mehr auch nur das geringste Vertrauen in Hitlers

Vertragstreue bestand, nachdem er die feierli- chen Versprechen von München bezüglich einer Garantie der amputierten Tschechoslowakei durch einseitigen Gewaltakt gebrochen hatte." Ich meine, dass diese irrige Beurteilung Hofers bis heute die Grundlage der populären Darstel- lung des "Mainstreams" für die in den Zweiten Weltkrieg führende Entwicklung bildet.

Laut Botschafter Kennard hat Polen keinen Grund zum Einlenken, da sich seine Position seit März verbessert hat. Er selbst teilt keine "Ansichten" mit, übt also [im Einverständnis mit London] keinen Druck aus... (S. 358). Suggesti- on des Hartbleibens durch Betonung der briti- schen Garantie  auch in einem weiteren Tele- gramm Halifaxens an Kennard S. 366.

 

So Halifax an Ciano, S. 379 [Danzig konnte im Übrigen von niemandem "abgetreten" werden, da es als Freie Stadt niemandem gehörte].

S. 349f, erneutes Telegramm Halifaxens an Ken- nard, Dokument Nr. 85 auf S. 375. Der nicht an- ders denn als Ultimatum zu bewertende Cha- rakter der deutschen Forderung wird darin ver- neint, auch mit Hilfe der deutschen Täuschung

versucht man also britischerseits, Polen zu täuschen.

Auch die Westaliierten gaben im Laufe des 01. 09. an Deutschland keine Ultimaten, sondern nur Warnungen ab (S. 386). Wirkung zeigte die- ser Täuschungsversuch aber nur noch bei den Italienern (s.u.).

 

 

S. 382.

 

Wörtliches Zitat aus S. 383. I.f. Hitlers Verhand- lungsunverschämtheit gegenüber einem sou- veränen Staat. Nur ist die Souveränität eines Kriegsgegners für seinen Opponenten nie ein Kriegshindernis.

 

 

 

 

Erstmals Ende Juli 1939, S. 381.

 

 

 

Tatsächliches britisches Ultimatum S. 391, fran- zösisches S. 392. Französische Zustimmung zur und polnische Ablehnung der Konferenz S. 385, britisches Taktieren S. 386f. Deutsches Vermittlungsgesuch an Italien S. 387. Auf briti- sche und französische Rückzugsforderungen hin stellte Italien seine Aktivitäten ein (S. 388).

 

Zitate bis vor  "Unterhaus" S. 389.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

S. 390.

S. 391. Interessanter Kontrast zur Stimmung in

Deutschland (s.o. S. 394).

 

 

S. 389: "Bei Chamberlain kam dazu, dass er den Krieg nicht nur als eine große Katastrophe ansah, die über die Menschheit kam, sondern auch als persönliche Katastrophe, als Zusam- menbruch seiner ganzen [von Hofer missver- standenen, s.o.] politischen Konzeption emp- finden mußte."

Dieses Zitat entspricht dem aus Taylor S. 312f im 4. Kapitel dieses Teils. Taylor schildert die Ereignisse dort im Detail.

 

 

 

 

S. 465, zusammengefasste (und fehlinterpretier-

te) britische Vorgehensweise als Antwort auf Hoggan, der ganz richtig Halifax verantwortlich macht, wenn auch vielleicht mit den falschen Argumenten.

 

 

 

 

S. 448.

 

 

 

S. 447.

 

 

 

 

 

 

S. 448.

 

 

 

 

 

Zitate S. 447, sonst persönliche Schlussfolge- rungen.

S. 462: "Die Polen haben zwar die deutschen Vorschläge entschieden abgelehnt, aber ande- rerseits ihre Bereitschaft zu weiteren Gesprä- chen und zu einer Verständigung mit Deutsch- land ausdrücklich betont." So zu Vorgängen im März 1939. Und welchen Inhalt hätten weitere Gespräche haben sollen, wenn nicht "entschie- den abgelehnte" territoriale Zugeständnisse?

"Gleichberechtigte" hätten miteinander ein "Ge- schäft" zum Ziel gegenseitigen Nutzens ab- schließen können. Nach der vorhandenen Situa-

tion ging es aber um einseitige Zugeständnisse Polens!

 

"England bietet Vermittlung an", so von Hofer tituliertes Dokument Nr. 63, S. 319.

 

 

 

 

S. 468, britischerseits weitergegeben im o.a. Dokument. Unter "Verhandlungsbereitschaft Po- lens" stelle ich mir die Entsendung des Unter- händlers, die Entgegennahme der deutschen Forderungen sowie die grundsätzliche Annah- me der wesentlichsten Punkte vor.

 

S. 466. Hofer zitiert immerhin Weizsäcker so weit, als dass Hácha nach ihm den Startschuss zu seiner eigenen Erpressung gegeben hat. Die- sen Umstand kommentiert Hofer aber nicht weiter.

 

S. 469.

Persönliche Bewertung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Persönliche Überlegung. Hitler stellt diesen Ver- gleich in seinem Brief unten noch nicht einmal an.

 

Oben bereits erwähnter Brief an Daladier vom 27.08., S. 303 (Dokument Nr. 59).

 

 

 

Zitat S. 297.

 

 

 

 

 

Innerfranzösische Kontroverse in "Memoirenpo- lemik" insbesondere zwischen Bonnet und Ge- neral Gamelin S. 179f, darin die entsprechenden

Sachbehauptungen.

 

Zitat S. 182.

 

 

S. 340.

 

 

Bereits oben zitiert, S. 385.

 

S. 469.

 

 

 

 

 

 

S. 178.

 

S. 390.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Etwa S. 49 (s.o.).

Britisches Abraten von der Entsendung eines

Unterhändlers zitiert o. S. 338, 360, 361, takti- sches britisches Verhalten zur Verzögerung der Weitergabe o. S. 341, weiteres Hartbleiben sug-

geriert S. 318f, 358, 366, polnische Unnachgie- bigkeit o. S. 9, 75, 220, 382, 385.

Zu den USA s.o. S. 183. Nach Schultze-Rhon- hof erschien Henderson auf telefonische Anwei- sung aus London bei Weizsäcker und kündigte das Erscheinen des polnischen Botschafters Lipski an (S. 499), was polnische Gesprächsbe-

reitschaft andeutete. Die deutsche Funkaufklä- rung schnitt aber mit, dass Lipski entgegen den deutschen Wünschen keinerlei Vollmacht hatte, also gerade keine polnische Gesprächsbereit- schaft bestand (S. 500, siehe auch 4. Kapitel dieses Teils). Zu spätes britisches Zuraten an Polen Hofer s.o. S. 375.

 

 

S. 462: "Beck und seine Mitarbeiter betonten, daß die Häufung von Zwischenfällen und ande- re provozierende Machenschaften, die Deutsch-

land bis heute gegen Polen inszeniert habe, be- reits einen ausreichenden Grund für Polen dar- gestellt hätten, Krieg zu führen. Jedoch habe Polen die ernste Situation mit Rücksicht auf das

Ganze und mit dem vollen Gefühl der Verant- wortung gegenüber den Verbündeten und ande- ren freundlich gesinnten Ländern betrachtet, aufrichtig bemüht, den Krieg zu verhindern." So Hofer in einer Entgegnung auf Hoggan. Die "Rücksicht auf die Verbündeten" kann man auch

so interpretieren, als dass das eigentlich kriegs- willige Polen nur noch auf die passende Gele- genheit zur erfolgversprechenden Koalitions- kriegführung wartet! (25.08.1939). Der polnische

Botschafter in Frankreich quatschte von einer Offensive der Truppen seines Landes gegen Deutschland! (S. 175).

"Amerikanische Manipulation" s. Zitat Klüver S. 132 im 4. Teil. "Versuch einer gerechten Schlich-

tung", was "nicht bestritten werden kann", Hofer, S. 10. Es wird bestritten!

 

Nach Hoggan verfolgte Hitler in Polen nur be- grenzte Ziele (S. 459). Das tat er sicher nicht.

 

"Es wäre unmöglich gewesen, die dabei ge- brachten Blutopfer sich durch diplomatische Ränke wieder entwerten zu lassen." Hitler tele- graphisch an Mussolini, 03.09.1939, S. 414. Ein Rückzug hätte ihn wieder Prestige gekostet, für Hitler absolut unakzeptabel!

Das geheime Zusatzprotokoll zum britisch-pol- nischen Bündnis schließt andere Staaten außer

Deutschland als Gegner aus (S. 199, Punkt 1 im

Dokument Nr. 32).

 

 

Die Chimärenfurcht als Hauptbeweggrund wur- de bereits oben angesprochen. Sie war auch der Grund für den Ersten Weltkrieg und ist der rote Faden dieser Arbeit.

Wörtliche Zitate in diesem Block entnommen von S. 452. Kursive Hervorhebung im Original.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch dieses Zitat ist von S. 452. Nazi-Quellen

sollte man wirklich nicht kritiklos benutzen, wie

Hofer es Hoggan vorwirft (S. 453). Auch ich fas- se sie nur ungern und mit spitzen Fingern an.

"16 Punkte" bereits o. zitiert als Hofers Doku- ment Nr. 82, S. 368ff, alternativ im Netz https:// archive.org/stream/VorschlagFrEineRegelung DesDanzig-korridorproblemsSowieDer/ 1939- 08-31-16Punkte-vorschlagAnPolen_djvu.txt.

 

"Abraten" Zitate in den Anmerkungen 5 Blöcke oben, "Abtretung" o. S. 379. Mobilisierungssta-

tus der polnischen Armee o. S. 331. Insofern

war eine gewaltsame "Lösung" nicht nur deut-

scherseits bereits längere Zeit ins Auge gefasst.

 

Dokument Nr. 31, S. 196ff. Darin heißt es in Ar- tikel 1: "Sollte eine der Vertragsparteien mit ei- ner europäischen Macht [ausschließlich Deut- schland, s.o. "Geheimes Zusatzprotokoll"] infolge eines Angriffs derselben in Feindseligkei- ten verwickelt werden, so wird die andere Ver- tragspartei der in Feindseligkeiten verwickelten unverzüglich jede in ihrer Macht liegende Unter- stützung und Hilfe gewähren." Ist eine Macht absehbar zu keiner Hilfeleistung in der Lage, sollte sie dann so ein Abkommen schließen? Und tut sie es unter Vorspiegelung des Gegen- teils doch, reizt das nicht den Partner zum Ein- gehen eines ungerechtfertigten Risikos?

 

Zitate S. 224 aus ohne Kenntnis der Primärquel-

le nicht einsortierbaren Veröffentlichungen der damaligen Exilkommunisten zur Rechtfertigung des Hitler-Stalin-Pakts.

 

 

 

 

 

S. vorhergehende Buchbesprechung "Krämer", S. 79, 129.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mussolini mahnt noch am 26.08.1939 bei Hitler eine politische Lösung an (S. 259). "Was nun?"

hatte Hitler Ribbentrop auf dessen Meldung der

britischen Kriegserklärung gefragt.

Optimismus bei Hitler an Mussolini (s.o.) S. 414.

Weizsäcker-Zitat S. 454.

 

Persönliche Überlegungen.

 

 

Hierzu vierter Teil dieser Arbeit.

 

 

 

S. 235, 314.

S. 234, Dokument Nr. 43 auf S. 251f. Viktor Em- anuel konnte als konstitutioneller Monarch Roo- sevelts Botschaft nur an Mussolini weiterleiten.

 

Wörtliche Zitate S. 235.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Roosevelt handelte entgegen der Reputation der

Sowjetunion, nachdem die "Wesensgleichheit"

der totalitären Systeme amerikanischerseits zu- gegeben wurde (Hillgruber, S. 560 Anm. 117). Zu Beginn des Russlandfeldzugs schwappte eine antibolschewistische Welle durch die Öffentlich- keit Kontinentaleuropas und der Türkei, (Konti- nentaleuropa ds., S. 500f Anm. 96, Türkei "Freu- dentaumel" ds., S. 497) nachdem "bis 1939" [bzw. 1941] "der stalinistische Terror den natio- nalsozialistischen stark überschattet hatte" (ds., S. 516, fast wörtliches Zitat dort).

<Zitate im Vorsatz verbessert 24.07.2017>

Bündnisangebot Roosevelts bei Hofer S. 66.

Zitat "Abwehrkräfte" S. 463. Folgend heißt es

auf S. 464, "Hoggan macht aus Bemühungen, der deutschen Aggression Einhalt zu gebieten, einfach Kriegstreiberei. Aus Interesse an Erhal- tung des Friedens wird unter seinen Händen In- teresse an einem europäischen Krieg." Kein Widerspruch Hofers folgt, nur die Missbilligung steht. Aber Anfang August 1939 gab es keine "deutsche Aggression", und Roosevelts einsei- tige Verurteilung des Nazitums bei Bevorzugung des Stalinismus findet auch bei Hofer in dem o.a. Bündnisangebot ihren Ausdruck.

"Geschichtliches Verdikt", Hitler habe "dem Bol- schewismus die Tore nach Europa geöffnet", S. 467. Zum Kriegseintritt Deutschlands gg. die UdSSR s. 5. Kapitel dieses Teils. Nach "Tehe- ran" Vorbereitung der Einbeziehung der "besetz-

ten Länder" in den kommunistischen Machtbe- reich z.B. bei Ingeborg Fleischhauer, Die Chan- ce des Sonderfriedens, Siedler Verlag, Berlin 1986, S. 221.

 

"...denn wenn man das Eingreifen der Vereinig- ten Staaten in den Krieg als Fehler oder gar Ver-

brechen verurteilt, muß man konsequenterwei- se die nazistische Gefahr bagatellisieren..." bzw.

"...als Rettung Europas vor dem Bolschewis- mus präsentieren!" (S. 473). Muss man keines- wegs. In diesem Fehler sind die amerikanischen

Rechtsrevisionisten, die ihn machen, und Hofer, der ihn als zwangsläufig betrachtet, vereint.

Zum deutschen Widerstand 3. und 5. Kapitel dieses Teils. Zur Kooperation des US-Militärs mit der Cosa Nostra bei der Invasion in Sizilien Arti-kel "Collaborations between the United States government and Italian Mafia" der englischen

Wikipedia.

 

Aussagen in Hofers Vorwort zur Ausgabe von 1964, S. 5.

 

 

Hier erarbeitete Schlussfolgerungen.

Wie o. S. 5, "Kriegsschuldfrage" wahrscheinlich im Zusammenhang mit der bereits 1959 laufen- den "Fischer-Kontroverse".

 

 

 

 

 

S. 1. Kapitel des dritten Teils.

S. 1. Kapitel dieses Teils.

S. 3. Kapitel dieses Teils.

Ds. und vorangehende Buchbesprechung "Krä- mer". Folgender Spiegelstrich 4. Kapitel dieses Teils. Ds. zu Roosevelt ("Wirsing-Zitat").

 

Ds., s.a.o. "Klüver-Zitat" S. 132.

Ds. bzw. nach Schultze-Rhonhof s.o. S. 499f.

<Schultze-Rhonhof, der hier für die eine Seite der Information, die Gesprächsbereitschaft, auch "nur" den französischen rechtsradikalen Autor Benoist-Méchin als Quelle angibt (Anmer-

kungen 367 und 369, das Gegenteil aus einem Werk von Dahlerus), benötigt wie gesagt eine Überprüfung. Nur passt der Sachverhalt bestens

zur auch von Hofer konstatierten Prestigeverlet- zung Hitlers (s.o. S. 276, wenn auch dort im Zu- sammenhang mit dem britisch-polnischen Bündnis, aber direkt s.o. S. 383).>

 

 

Formulierung "unabsehbar" bereits o. S. 278.

 

Die Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte sind Hofer bekannt, er zitiert daraus, nimmt aber keinen Bezug auf Jasper, der den älteren Text verfasst hat (1962).

 

Der Satz ist zitiert aus einem SPIEGEL-Artikel (Nr. 24/1962, S. 34 - 45, in sehr revisionisti- schem Ton gehalten, was damals wohl auch beim SPIEGEL üblich war), ohne Seitenangabe. Er findet sich in der mir vorliegenden Ausgabe nicht. Die Kombination von "unabsehbar" und "geplant", wenn nicht im selben Satz, dann doch

im selben Buch, ist aber m.e. typisch Hofer und wenn schon keine Sachbehauptung, dann aber ein suggestives Ressentiment.