© Holger Bergmann 2015 - 2023

Roosevelts Weg in den Krieg. Und Chamberlains. Und Becks.

0) Eingangsbemerkungen:

 

Im Hinblick auf die Vortragsfähikeit der hier behandelten Thematik können, aus- gehend von der Frage, inwieweit amerikanischer Druck hinter der beinharten polnischen Haltung 1939 steckt, einige Detaillierungen und Präzisierungen hilf- reich sein. Was nun wieder zu der Frage führt, inwieweit die Politik des amerikani- schen Präsidenten Roosevelt als ursächlich für den Beginn des Zweiten Welt- kriegs angesehen werden muss. Wenn also ein historisches Werk den Titel "Roosevelts Weg in den Krieg" trägt, führt das zu der Vorstellung, dieses Werk könnte die Frage beantworten.

 

Aber ganz so einfach ist es nicht, andernfalls hätte der Name des Autors, Dirk Ba- vendamm, diesem Kapitel vorangestellt gehört. Man muss zunächst sagen, dass Bavendamm sich, was der Titel verspricht, zuviel vornimmt. Das Werk enthält sehr viel Geschichte und ziemlich wenig Roosevelt. Verglichen mit den hier vorgenom- menen Schlussfolgerungen missversteht Bavendamm auch das Appeasement, insbesondere die Politik von dessen Hauptprotagonisten Neville Chamberlain, er folgt der traditionellen Interpretation der gescheiterten Friedenswahrung, wobei er dem meisterhaft agierenden Chamberlain genauso auf den Leim geht wie fast alle anderen Historiker, die sich mit der Thematik befasst haben, soweit es mir be- kannt ist.

 

Bavendamm meint, Chamberlains offensichtlicher Kurswechsel 1939 hätte vom Grad der zugesicherten amerikanischen Unterstützung abgehangen. Dabei analy- siert Bavendamm aber weder die strategische Lage der USA noch die Großbritan- niens, obwohl er andererseits genügend Anhaltspunkte aufführt. Letzteres gilt eb- enso für die Chimärenproblematik, aber für Bavendamm spielt  sie nicht die ihr zu- kommende zentrale Rolle.

 

Die Lektüre von Bavendamm reicht also nicht aus, um Roosevelt und Chamber- lain zu verstehen, selbiges gilt auch für den Kurs des polnischen Außenministers Beck. Die breite Erzählung von Details, wie sie Bavendamm vornimmt, lässt keine punktgenaue Analyse zu. Mit einem einzigen, 1983 erschienenen Buch kann auch keine ausreichende Einbettung der Vorgeschichte erzielt werden, und die ist, wie hier durchgängig argumentiert wird, nun einmal für das Verständnis der Ereignisse wesentlich.

 

Was man aber sehr wohl mit Hilfe des Bavendammschen Detailreichtums unter- nehmen kann, ist der Versuch, Versatzstücke im Sinne der Eingangsforderungen "Detaillierung" und "Präzisierung" herauszufischen und passend zusammenzustel- len.

 

 

1) Roosevelt und die USA

 

Die Verantwortung für einen Weltkriegsausbruch beim mächtigsten Politiker seiner Zeit zu sehen liegt nahe. In Fall des Zweiten Weltkriegs war dies der Präsident der Vereinigten Staaten Amerikas, Franklin Delano Roosevelt. Seine aggressive Hal- tung Deutschland gegenüber wurde bereits thematisiert, ebenso viele Eingriffe von seiner Seite. Aber inwieweit war Roosevelts Handeln nun tatsächlich kriegs- auslösend?

Roosevelt wird am 04.03.1933 in sein Amt eingeführt und "erbt" mit der Wieder- aufrüstung Deutschlands einen schon vorhandenen, von seinem Vorgänger Hoo- ver initiierten Kurs. Roosevelt war bereits ein sehr erfahrener Politiker und kannte die geostrategische Situation der USA in- und auswendig. Den Werken des Geo- strategen und Seekriegstheoretikers Admiral Mahan war er schon zu Studienzei- ten begegnet. Dem idealistischen Präsidenten Wilson hatte er im Ersten Weltkrieg als aggressiver stellvertretender Marineminister gedient. Auch die antideutschen Positionen seines Verwandten, ebenso Amtsvorgängers, Theodore Roosevelt waren ihm natürlich geläufig.

Die US-interne Lageeinschätzung kann nach Bavendamm noch um einiges weiter in die Vergangenheit zurückverfolgt werden als der hier als Ansatz gewählte Start- termin 1839. Die "Heilige Allianz", der Zusammenschluss der konservativen euro- päischen Monarchien nach dem Ende der Napoleonischen Kriege, richtete sich demnach auch gegen die liberalen Vereigten Staaten, die ja selbst ein "Kind der Rvolution" darstellten, die Monroe-Doktrin von 1823 war hierzu die passende Ant- wort. Die Vorstellung, dass ein wie auch immer gearteter Zusammenschluss der europäischen Mächte die USA gefährden könnte, hielt sich seither hartnäckig, und auch Franklin Roosevelt wird sie mit der "politischen Muttermilch" aufgesogen ha- ben.

Wie der intrigante britische Außenstaatssekretär und spätere "Chefberater" Vansittart, kannte und hasste Roosevelt Deutschland aus eigener Anschauung. Beide hatten eine Phase ihrer Schulzeit in Deutschland verbracht und waren offensichtlich gemobbt worden.

Aber Macht hin, Ressentiments her, man braucht nicht auf den Gedanken zu kom- men, Roosevelt hätte nur irgendwelche Knöpfe zu drücken brauchen, um zum Krieg zu kommen. Er saß, einigermaßen unangreifbar, auf seinem nordamerikani- schen Kontinent, über den Krieg in Europa würden andere entscheiden.
Was konnte Roosevelt nun tun, außer Zwangsvorstellungen der eigenen Angreif- barkeit pflegen zu lassen (und sicher auch selbst zu pflegen), und was tat er? Er konnte die faschistischen Staaten verbal verurteilen und durch eine restriktive Außenwirtschaftspolitik behindern. Er konnte die demokratischen Staaten seiner Solidarität versichern. Er hätte darin auch so weit gehen können, sie auch gegen eine sowjetische Bedrohung schützen zu wollen. Das jedoch tat er nicht!

Im Gegenteil, stets schloss er Stalins Sowjetunion in seine Solidaritätsbekundung- en ein. Warum nun dieses? Linke politische Ausrichtung hin, Sozialpolitik des "New Deal "her, der aus dem Großbürgertum stammende Roosevelt konnte einfach nicht glaubwürdig den Kommunismus fördern wollen. Die Folgerung, eine antisowjetische Politik der USA hätte die UdSSR, aller ideologischen Differenzen trotzend, zum Schulterschluss mit den Faschisten veranlassen können, liegt unter den Voraussetzungen des angelsächsischen Außenpolitikverständnisses nahe. Außerdem waren die USA antikolonial ausgerichtet, während die demokratischen Staaten Großbritannien und Frankreich noch erhebliche Kolonialreiche besaßen.

Was Roosevelt tun konnte, und auch tat, war, Großbritannien durch ein Wechsel- spiel von Drohungen und Beistandsversprechen zum Parieren zu bringen. Die bei- den Atlantikmächte waren auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen. Es spielt dabei keine Rolle, dass Roosevelt den britischen Appeasementkurs verur- teilte, da er ihn, zumindest zeitweise, nicht verstand.

Die britische Haltung war für den Kriegsausbruch entscheidend, und die amerika- nische, also Roosevelts, Haltung, war für die britische mit entscheidend.

 

Chimärenproblematik:
Auch aus Bavendamms Werk sind Elemente der für dieses Werk zentralen These,

des halluzinierten deutsch-russischen Zusammanschlusses "Chimäre", zitierbar. Die Chimäre hätte sich dabei sowohl auf friedliche Art durch ein Bündnis bilden, als auch möglicherweise durch eine gemeinsame Aktion Deutschlands und Ja- pans gegen Russland militärisch erzwingen lassen können. Das anscheinend ge- gen die Chimäre wirksame Mittel, der Krieg zwischen Deutschland und Russland, wurde in Roosevelts Umfeld genauso gefürchtet, da er die russische, wie herbei- gesehnt, da er die deutsche Niederlage bedeuten konnte.
Nach Ansicht von Roosevelts Finanzminister Morgenthau hätte eine konfliktfreie Lage in Europa Deutschland und Japan freie Hand gegen die Sowjetunion gege- ben. Besonders befeuert wurde die Chimärenfurcht laut Bavendamm durch den bevorstehenden Sieg Francos im Spanischen Bürgerkrieg. Roosevelts Botschafter in Frankreich Bullitt formuliert, "es würde der Wunsch der demokratischen Staa- ten sein, daß es dort im Osten zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Deutschen Reich und Rußland kommt." Aber es wurde ebenso thematisiert, dass "Russland seit 1937 im Westen verdächtigt wurde, es würde sich in letzter Minute doch noch mit Deutschland verbünden."

Soweit zur Chimärenpoblematik einschlägige Äußerungen aus Großbritannien stammten oder in den britischen diplomatischen Apparat Eingang fanden, kann man davon ausgehen, dass sie ihren Weg auch über den Atlantik fanden. Lord Lothian, später britischer Botschafter in den USA und Gesprächspartner Roose-velts, sieht 1937 für das Scheitern einer europäischen Verhandlungslösung ein deutsch-russisches Bündnis voraus. Und der französische Senator Graf Castel- lane bemerkt im Februar 1939 Tendenzen für eine deutsch-russische Verständi- gung "sobald wie möglich".
Anfang Juni 1939 bezeichnete sich Roosevelt dem britischen König Georg VI. ge- genüber als "betont anti-russisch." Ein deutliches Anzeichen dafür, dass er nicht nur den Monarchen einwickeln, sondern auch, dass er die Russen, allen Sympa-thiekundgebungen zum Trotz, nur benutzen wollte.

 

Innerer Widerstand in den USA gegen Roosevelts Kriegskurs:
Roosevelts permanentes Reden vom Krieg, seit 1935 verfogte er so etwas wie eine "Germany first!"-Strategie, rief die isolationistische Opposition auf den Plan. Am 31.08.1935 verabschiedete der US-Kongress die Neutralitätsgesetzgebung, die dazu dienen sollte, den Präsidenten an der Kriegstreiberei zu hindern. Bis Kriegsausbruch konnte Roosevelt keine Revision der Neutralitätsgesetzgebung erreichen.

 

"Rheingrenze" als "Erste US-Verteidigungslinie":

Zu verschiedenen Gelegenheiten bezeichnete Roosevelt die "Rheingrenze" als "Erste US-Verteidigungslinie", beispielsweise in seiner "short of war"-Rede Anfang 1939. Die Assoziationen, die bei solchen Worten entstehen, beinhalten nicht nur defensive und zeitgenössische Motive. War doch die "Rheingrenze", wörtlich ge- nommen, eine alte französische Forderung nach Abtretung oder Abspaltung der linksrheinischen deutschen Gebiete, und die "rheinische" westdeutsche Nach- kriegsrepublik sollte dann tatsächlich als "Erste US-Verteidigungslinie" gegen den kommunistischen Osten dienen...

 

Druck auf und Beistandsversprechen für Großbritannien:

Wie bereits andernorts ausführlich argumentiert, handelte es sich bei der strate- gischen Weltsituation der 1930er Jahre im Wesentlichen um eine Neuauflage der- jenigen von vor 1914 und sollte genauso wie diese in einen Weltkrieg führen. Der amerikanisch-britische Schulterschluss war dabei für beide Weltkriege entschei- dend. Dass sich die Briten, die zeitweise wirklich oder dem Anschein nach unab- hängig agieren konnten, letzten Endes dem amerikanischen Führungsanspruch würden fügen müssen, war unausweichlich. Die USA mussten dazu den Briten ihren Beistand versprechen, konnten aber auch bei Bedarf mit dem Entzug dieses Beistands drohen. Dieses Wechselspiel kann in einigen Details beleuchtet wer- den.
Bereits 1924 hatte sich Großbritannien einer Völkerbundsvereinbarung verweigert, den Krieg als Mittel der Politik abzuschaffen. Dies, weil die USA, die dem Völker- bund gar nicht angehörten, das Projekt mit Missfallen betrachteten. Im Jahr 1933 erwarteten die USA von Großbritannien "politische Führung unter Kriegsgefahr". Schon im Oktober 1936, Chamberlain war noch nicht Premier, setzte der amerika- nische Außenminister Hull den britischen Botschafter Lindsay unter Druck, um bri- tische Kooperation zu erzwingen. Was Großbritannien ohne die amerikanische Unterstützung drohte, wusste Chamberlain aber schon 1935.

Der amerikanische Botschafter in London Kennedy hatte sich Ende August 1938 veranlasst gesehen, offensichtlich eigenmächtig Großbritannien der amerikanisch- en uneingeschränkten Solidarität zu versichern - womit er Roosevelt auf Chamb- erlains Appeasement-Kurs gebracht hätte. So einfach konnte Roosevelt den ame- rikanischen Führungsanspruch aber nicht fahren lassen.
In die Sudetenkrise versuchte Roosevelt Lindsay gegenüber mit der Andeutung eines Blockadekriegs gegen Deutschland einzugreifen. Kanada stellte er unter amerikanischen Schutz, um dort amerikanische Flugzeuge zu produzieren. Und über britische Kanäle wollte er Stalin veranlassen, Luftstreitkräfte nach Westen zu verlegen.
Dennoch, bereits Ende 1938, als das Appeasement scheinbar seinen Gipfelpunkt erreicht hatte, traf wie aus dem Nichts über einen Emissär ein praktisch uneinge- schränktes amerikanisches  Beistandsversprechen bei Chamberlain ein. Über den Hebel von Zusagen für Rohstofflieferungen ließ sich das Neutralitätsgesetz umge- hen und die Öffentlichkeit täuschen.
Dass Roosevelt auch anders konnte, machte er Anfang 1939 dem designierten Botschafter Lord Lothian deutlich. Und dass die USA Großbritanien jederzeit und mit vielen Mitteln unter Druck setzen konnten, erklärte Bullitt im Februar 1939 gegenüber seinem polnischen Amtskollegen Lukasiewicz.
Mit den amerikanischen Druckmitteln im Hintergrund, auf Geheiß von Bullitt, wobei dieser wieder einer Anregung von Lukasiewicz folgte, forderte Kennedy am 26.03.1939 Chamberlain zur Abgabe einer Garantie für Polen auf. Chamberlain stimmte zu, verzögerte die Verkündung nur noch für ein paar Tage. Mit der eigen- ständigen britischen Außenpolitik, deren Anschein das Appeasement erweckt hat- te, war es vorbei. Auch wenn die Situation 1939 eher an eine Karikatur derjenigen von 1914 erinnerten, für Deutschland bedeutete das eine neue Einkreisung.

 

 

2) Chamberlain und Großbritannien

 

Auch Neville Chamberlain hat, wie Roosevelt, die Situation der Aufrüstung Deutschlands bei seinem Amtsantritt "geerbt". Dennoch schienen beide mit unter- schiedlichen Strategien vorzugehen. Während man bei Roosevelt meint, er hätte lieber heute als morgen Krieg gegen die faschistischen Staaten geführt, gilt Chamberlain bis heute als gescheiterter, von Hitler betrogener Friedensheld. Dabei vergisst man häufig, dass die erste Kriegserklärung im Zweiten Weltkrieg von Chamberlain ausgesprochen wurde.
Ebenso wird übersehen, dass Chamberlain nicht einfach Roosevelts aggressivem Kurs folgen konnte. Ihm stellte sich eine viel komplexere Aufgabe, und er sollte sie mit "unnachahmlicher Geschicklichkeit" lösen.
Denn die Sicherheitslage des Empires war eine ganz andere als die der USA. Es konnten wohl die USA Japan in Schach halten. Das gleiche galt für Frankreich ge- gen Italien. Ein aufgerüstetes Deutschland hätte in Europa ein Gleichgewicht zur aufsteigenden Sowjetunion darstellen können, bei dem es selbst von britischen "Freunden" eingebettet bleibt.
Aber im Gegensatz zu 1914 hätte Großbritannien nicht darauf vertrauen können, dass Deutschland von sich aus gegen ein in Richtung Meerengen oder Indien ex- pandierendes Russland vorgeht. Der Preis für ein deutsches Eingreifen wäre ein Bündnis zwischen Deutschland und Großbritannien gewesen, was die Briten von den USA entfremdet hätte. Die USA ihrerseits würden infolge ihrer antikolonialen Haltung nicht einfach so die britischen Besitzungen schützen.

Ein dauerhafter Schutz für Großbritannien, auch wenn es dann ohne sein Empire sein sollte, konnte also nur wieder eine Änderung der globalen Machtverhältnisse sein. Mit dem Ersten Weltkrieg war man einen entsprechenden Weg bereits ein- mal erfolgreich gegangen. Was lag in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre also näher, das ein zweites Mal zu versuchen?
Man darf außerdem nicht vergessen: Neville Chamberlain war der Sohn von Jo- seph Chamberlain, der bereits im Jahr 1900 den deutsch-russischen Krieg als im britischen Interesse bezeichnet hatte. Er war der Halbbruder von Austen Chamb- erlain, der 1926 Russland wieder als "Erbfeind in Asien" geortet hatte. Und er war der Nachfolger von Stanley Baldwin als Premier und Anführer der Konservativen Partei, der empfohlen hatte, Hitler nach Osten zu wenden, damit der sich dort, wie Napoleon, den Hals bricht. Man kann davon ausgehen, dass Neville Chamberlain die entsprechenden Äußerungen bekannt waren. Um zum deutsch-russischen Krieg zu kommen, mussten aber erst einmal die "Hindernisse" Tschechoslowakei und Polen aus dem Weg geräumt werden.

 

Wie Roosevelt, den die Isolationisten am Krieg hindern wollten, musste auch Chamberlain gegen heftige innere Opposition ankämpfen, in seinem Fall gegen die Anti-Appeaser, die am liebsten Roosevelts hartem Kurs gefogt wären. Aber Roosevelt und die Anti-Appeaser machten es sich zu einfach. Hätten sie sich durchgesetzt und Deutschland kampflos kapituliert oder wäre früh geschlagen worden, wäre wieder das Machtvakuum in der Mitte Europas entstanden, das man mit der Aufrüstung Deutschlands eigentlich beseitigen wollte, und das dann die Sowjetunion ausgefüllt hätte. Ein Sturz Hitlers infolge Eindämmung Deutschlands hätte die Militäropposition an die Macht gebracht, die man in Großbritannien noch mehr fürchtete als die Nazis.

 

Eine gewisse Retourkutsche gegen die USA, die die Briten nun zum zweiten Mal in Richtung Krieg drängten, konnte man aus der britischen Strategie durchaus auch herauslesen. Denn im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg würden die USA wesentlich früher in den Krieg eintreten, wesentliche höhere Opfer bringen, und sie würden den anschließenden Frieden garantieren müssen. Denn die durch eine deutsche Niederlage entstehende sowjetische Übermacht konnte nur durch ein amerikanisches Gegengewicht ausgeglichen werden, was einen entscheidenden Kriegsauftritt der USA voraussetzte.

 

Chamberlains Appeasement-Politik änderte am grundsätzlichen Schulterschluss zwischen den USA und Großbritannien überhaupt nichts. Beide Länder waren strategisch aufeinander angewiesen, US-Drohungen hin, -Beistandsversprechen her. Es gibt auch Anzeichen, dass Roosevelt und die Anti-Appeaser Chamberlains Kurs letzten Endes doch verstanden.

 

 

 

 

Chamberlain musste auf Zeit spielen, denn die Zeit arbeitete für die Alliierten, musste ein Doppelspiel aufziehen, denn er konnte seine Ziele nur schrittweise er- reichen. Wäre es ihm mit dem Frieden mit Hitler ernst gewesen, hätte er zur Pra- ger Krise anders reagiert oder wäre auf massiven amerikanischen Druck zurück- getreten.

 

Hätten die Appeaser selbst an ihren "Friedenskurs" geglaubt, hätten sie nicht gleichzeitig Großbritannien (und auch Frankreich) massiv aufrüsten müssen. Keine einzige Fundstelle deutet darauf hin, dass die Appeaser den Kontakt zu den Isolationisten gesucht hätten, um das Kriegsrisiko abzumildern. Die engere Zu- sammenarbeit mit den USA war schon vor dem Nachgang zu "Prag" gediehen.

Die angeführten Zitate hierzu sind nicht erschöpfend.

 

 

 

 

 

 

Chamberlain musste also, gegen alle inneren und äußeren Widerstände, zunächst die Tschechoslowakei zerstückeln, um Hitler risikobereit zu stimmen. Er musste sein Teil zur Herbeiführung eines deutsch-polnischen Krieges leisten, obwohl be- kannt war, dass seine Truppen Polen nicht würden helfen können, er also, nicht zuletzt aufgrund amerikanischen Drucks, eine wertlose Garantie abgab. Und er musste darauf hoffen, früher oder später, besser so früh wie möglich, die USA hineinzuziehen, die in Form eines "Revanchekrieges" die Entscheidung herbei- führen würden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tatsächlich war den Briten bewusst, dass sie aufgrund ihres Kriegskurses ihres Empires, das sie ja eigentlich hätten schützen wollen, verlustig gehen würden. Tatsächlich hätte nur der Schulterschluss mit Deutschland das Empire erhalten können. Der Preis dafür wäre aber die Abhängigkeit vom Kontinent gewesen, eine Aussicht, die die Briten seit jeher bekämpften [und in Form des Brexits weiter be- kämpfen]. Die Aussicht auf kulturelle Kontinuität mit der neuen Weltvormacht, die der Gegensatz zum kommunistischen Block binden würde, würde Großbritanniens Sicherheit garantieren und alle Opfer rechtfertigen.

 

 

3) Beck und Polen

 

Die hier gestellte Eingangsfrage nach der Verantwortung Roosevelts bezog sich auch und vor allem auf ein mögliches Einwirken der amerikanischen Politik auf Polen, bzw. genauer um die Frage, ob das polnische Hartbleiben auf amerikani- sche Einflüsse zurückzuführen ist.

 

Diese Frage ist nach Recherchen negativ zu beantworten. Die amerikanischen Einflüsse gab es zwar, sie verstärkten aber nur eine bereits vorhandene polnische Haltung.

 

Und zwar verfolgte Polen die Politik eines "Dritten Europas". Polen wollte, und das wenn nötig auch auf deutsche Kosten, selbst zur Großmacht aufsteigen. Eine Einigung mit Deutschland hätte Polen degradiert, ein Zusammengehen mit Deutschland sogar zum Satellitenstaat (ähnlich den späteren deutschen Kriegs- verbündeten in Südosteuropa). Das war mit den polnischen Ambitionen, verkör- pert vor allem durch seinen Außenminister Jozef Beck, nicht vereinbar. Lieber ging man unter.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Funde zum polnischen und amerikanisch-polnischen Agieren:

Nach Aussage des polnischen Botschafters in Großbritannien Graf Raczynski wäre Polen 1938 in den Krieg gegen Deutschland eingetreten, hätten die europä- ischen Westmächte der Tschechoslowakei beigestanden. Dem war aber nicht so, stattdessen hatte sich Polen an der Zerstückelung des Landes beteiligt. Was an- scheined Roosevelt veranlasste, Beck über seinen Botschafter in Polen Biddle mitzuteilen, "er würde es begrüßen, wenn Polen es vorzöge, seine Konflikte mit Nachbarländern auf friedliche Weise zu lösen." Was man als verklausulierte War- nung vor einem fortgesetzten Schulterschluss Polens mit Hitlerdeutschland ver- stehen kann.

 

Schon am 24.03.1939 ging Beck vom Krieg mit Deutschland aus, und die polni- sche Armee machte teilweise mobil, da ist die britische Garantie noch gar nicht ausgesprochen. Es ist aber schon etwas zweifelhaft, dass diese Entwicklung auf einem Telegramm Bullitts mit der bloßen Frage nach einer polnisch-französisch- britischen Allianz beruhen soll.

 

 

 

Lukasiewicz wiederum sah Polen schon wegen der "englisch-französischen Un- entschlossenheit" untergehen, weshalb der die Garantie bei Bullitt anregte. Militär- isch gesehen blieb es aber bei dieser Unentschlossenheit...

 

Im April 1939 gibt Beck, unter Vermittlung Bullitts, Zusagen, Polen werde auch in einen Westkrieg gegen Deutschland eingreifen - übrigens eklatante Verstöße ge- gen den seit 1934 in Kraft befindlichen deutsch-polnischen Nichtangriffsvertrag. Diesen und das Flottenabkommen mit Großbritannien kündigte Hitler am 28.04. 1939, nicht ohne Polen und Großbritannien zum Abschluss neuer Verträge aufzu- fordern.

 

Beck muss wohl, im Gegensatz zu seiner an Deutschland kommunizerten harten Haltung, an Großbritannien Kompromissbereitschaft in der Danzig-Frage signali- siert haben. Die Briten fielen aber auf diese Manipulation nicht herein. Hätten sie Beck hier ernstgenommen, hätten sie ihn bzw. Polen aufgrunddessen fallenlassen können - sie taten es nicht.

 

Die polnische Halsstarrigkeit wurde jedenfalls durch die USA unterstützt, die unnachgiebige Haltung Polens ausdrücklich gelobt. Es musste aber verhindert werden, dass Polen am Ende als Aggressor dastand. Roosevelt appellierte daher am 11.08.1939 eindringlich an Beck, seine Truppen mögen nicht den ersten Schuss abgeben. Beck gelobte weiter Festigkeit.

 

 

 

 

 

Aber die Polen waren an die Falschen geraten. Das geheime Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt war Roosevelt zur Kenntnis gelangt. Er machte es aber nicht publik, sicher um Stalin und Chamberlain (dieser wegen dessen wertloser Garan- tie) nicht unnötig bloßzustellen und Beck nicht unnötig zu verschrecken...

 

Als die Polen vom geheimen Zusatzprotokoll am Ende dennoch Wind bekamen, versicherte Bullitt Lukasiewicz, es würde NICHT für Polen gelten. Der französi- sche Außenminister Bonnet bestätigte diese Desinformation obendrein...

 

Zur Frage der deutschen Minderheit in Polen:
Hierzu bitte ich die im Anmerkungsteil aufgeführten Werke zu beachten. Beide berichten sowohl übereinstimmend von der äußerst restriktiven, sich verschärfen- den Politik der polnischen Regierung "ihren" Deutschen gegenüber. Als auch lie- fern sie keinerlei Anhaltspunkt dafür, dass die Drangsal dieser Deutschen für Hitlers Kriegspolitik auch nur die geringste Rolle gespielt hätte. Der amerikanische Historiker Blanke bewegt sich sogar zu der Bemerkung, "keine prinzipienfestere deutsche Regierung als die Hitlers wäre in der Lage gewesen, ihre Notlage auf lange Sicht zu ignorieren" - was in letzter Konsequenz einen Befreiungskrieg hätte bedeuten können. Die in beiden Werken kolportierte scharfe antideutsche Stim- mung in Polen lässt das Vorkommen von Grenzverletzungen und -provokationen ausgehend von der polnischen Seite als nicht gerade unwahrscheinlich vermuten.

 

 

4) Kriegsgeständnisse, Kriegsvorhersagen und Kriegsergebnisvorhersagen

 

Wie vor dem ersten Weltkrieg war es auch vor dem Zweiten Akteuren und Beo- bachtern klar, worauf die Entwicklung hinauslaufen würde - auf Krieg und folgend eine neue Ordnung.


Dass sein "Weltfriedensplan" einen "Weltkrieg" nach sich ziehen konnte, war Roo- sevelt schon 1935 klar. Mit dem britischen Emissär Lord Runciman besprach Roosevelt bereits 1937 Details eines deutsch-britischen Krieges. Und im März 1939 schwärmte er von sich durch die amerikanisch-britische Kooperation wohl ergebenden zahlreichen wohl kriegsauslösenden Zwischenfälle im Atlantik. Sowohl die Amerikaner als auch die Sowjets gingen davon aus, als Letzte und Entscheidende in den Krieg einzutreten. Bullitt sagte aber den Kriegseintritt seines Landes präziser voraus als Stalin den des seinen.

 

Die Anti-Appeaser (Churchill wurde bereits oben zitiert) begriffen, dass Chamber- lains Kurs in den Krieg führen würde. Sie begriffen aber nicht, dass ein schneller, kurzer Krieg, so wie sie ihn sich vorstellten, verhindern würde, dass Chamberlain Baldwins kreativen Ansatz in die Wirklichkeit umsetzen konnte. Auch Bullitt warnte vor einem "frühen Krieg in Europa".

Roosevelt sah jedenfalls im September 1938 den Krieg "innerhalb der nächsten fünf Jahre" als unvermeidlich an. Morgenthaus Friedenswille reichte nur so weit, wie Großbritannien und Frankreich nicht kriegsbereit waren. Auch Bavendamm sieht, dass Hitlers Aggressivität in die alliierten Pläne einkalkuliert war.

 

Roosevelts Botschafter in der Sowjetunion Davies sollte unter Weltkriegsaspekten

das sowjetische Rüstungspotenzial auskundschaften und im Baltikum und Skan- dinavien mögliche "Kampfzonen" inspizieren.

 

In der Folge der harten polnischen Haltung, die er selbst verstärkte, sah Biddle den Hitler-Stalin-Pakt voraus. Nach Halifax bedeutet der Zustand zum Zeitpunkt seiner Äußerung (02.02.1939) schon Krieg oder Zusammenbruch des Nazi-Reg- imes. Göring warnte über Henderson die europäischen Westmächte vor einem bevorstehenden Kriegsausbruch aufgrund der aggressiven Reden Roosevelts.

 

Becks Kriegsvorstellung Ende März 1939 wurde oben bereits zitiert. Lukasiewiczs ebenso bereits zitierte Untergangsahnung ist um die Vision eines neuen Welt- kriegs zu ergänzen.

 

Die Folgen der britischen Politik für Menschenleben waren Roosevelt geläufig. Die Folgen der amerikanischen Politik für die europäischen Juden aber ließen den jü- dischen amerikanischen Finanzminister Morgenthau kalt, Hitler hatte ja in seiner Reichstagsrede vom 30.01.1939 die europäischen Juden als Geiseln genommen.

 

Amerikanische Finanzkreise gaben Hitler im März 1939 noch maximal 18 Monate für eine friedliche Politik. Die isolationistische Opposition sah die Kriegsgefahr klar und verweigerte sich vorerst einer Revision der Neutralitätsgesetzgebung.

 

Roosevelts Aprilappell 1939 sollte den Krieg moralisch vorbereiten. Kennedy (05/ 39) und Bullitt (06/39) sehen, dass Krieg für Deutschland der einzige Ausweg ist. Der amerikanische Geschäftsträger in Berlin Geist prophezeit den Kriegsbeginn mit einiger Variabilität korrekt.

 

Biddle sah im Dezember 1938 den Krieg zwischen Deutschland und Polen vor- aus, genauso wie mehr oder weniger den ganzen Krieg. Bullitt nun wieder, dessen "Kriegswunsch der demokratischen Staaten" zwischen Deutschland und Russland bereits oben zitiert wurde, erkennt, dass Deutschland in Russland vermutlich scheitern würde, womit er den Kriegsverlauf vorhersieht. Dieselbe Vorhersage tätigte der deutsche Oppositionelle Carl Friedrich Goerdeler, dessen Analyse über die so genannten "X-Dokumente" in Amerika bekannt war. Goerdeler lobte den von deutscher und britischer Opposition vehement kritisierten Chamberlain für seine Weisheit, Hitler nach Osten expandieren zu lassen...

 

Roosevelt hatte schon zu "Versailles" 1919 geäußert, ein neuer, von Deutschland begonnener Krieg würde "Frieden in Berlin" bedeuten (wobei er selbst verstarb, bevor er sich in Potsdam, nahe Berlin, wieder mit Stalin und Churchill treffen konnte). Die Gestaltung der Nachkriegsordnung, "erst Niederwerfung der Achsen- mächte, dann Integration Europas unter dem Zepter Amerikas", kursierte schon damals. Einen entsprechenden französischen Plan kommunizierte Bullitt 1937 nach Amerika. Letztlich ging es um eine "neue Welt", so der kanadische Premier- minister Mackenzie King im Februar 1939.

 

Wir sahen: Roosevelt, Chamberlain und Beck hatten jeweils ihren eigenen Ansatz, um zum Krieg zu kommen. Es besteht kein Zweifel, dass sie ihn wollten.

 

Um den Krieg zu vermeiden, hätte man sich mit Hitler einigen müssen. Dass des- sen territoriale Ziele begrenzt waren, gaben Chamberlain (S. 353f) und Biddle (mit dem "Schlussstein" eines ukrainischen Vasallenstaats (S. 404, 408f) zu. Deutsch- erseits waren die Wunschvorstellungen gegenüber Polen die einer friedlichen "Globallösung" (S. 406). Auf Hitlers Reichstagsrede vom 30.01.1939 hatte Chamberlain jedenfalls noch positiv reagiert (S. 546, unbeachtlich von Hitlers Judenvernichtungsphantasie). Henderson wollte von Hitler erfahren haben (S. 597 Anm. 91), dass dieser im Fall einer friedlichen Lösung zurückgetreten wäre!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dirk Bavendamm, Roosevelts Weg in den Krieg,

Amerikanische Politik 1914 - 1939, F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung, München - Berlin 1983.

Nicht weiter gekennzeichnete Zitate sind aus diesem Werk.

 

 

 

 

 

 

 

Chamberlains Vorgehen mit "unnachahmlicher

Geschicklichkeit" S. 358, "Roosevelt ausge- trickst" S. 370 Anm. 11.

 

 

S. 79, 272ff. Letzteres Zitat mit der Behauptung, Roosevelts "Weltfriedensplan", verkündet An- fang 1939, hätte Chamberlains Ansätze zerstört.

Dabei zog Roosevelt den Plan bald darauf wie- der zurück, S. 291, nachdem Chamberlain ihm schon zugestimmt hatte!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mahan ist Roosevelt schon zu dessen Internats-

zeiten begegnet, S. 30 (die Zöglinge wurden tat- sächlich auch in "Seestratgie" unterrichtet, S. 29). 1914 fertigte Mahan für den Seestaatssek- retär Roosevelt eine Studie zur Gefahr eines deutschen Sieges über Frankreich und Russ- land an (S. 564). Zu Theodore Roosevelt bspw.
S. 98.

 

Zum angeblichen Bedrohungsszenario durch die "Heilige Allianz" S. 368, Zielrichtung der Monroe- Doktrin (hier traditionell für Südamerika, und ge- gen Großbritannien, das der "Heiligen Allianz" gar nicht angehörte), S. 94.

 

Wie man unter Bedrohungsgesichtspunkten ei-

ne geistige Linie von Ostmitteleuropa nach Süd-

amerika ziehen kann (S. 336), erschließt sich

nicht-angelsächsischen Hirnen schwierig.

 

 

 

Roosevelts Erfahrungen in Deutschland S. 28, Vansittarts SPIEGEL Nr. 19/1958, S. 38.

 

 

 

 

 

 

Wiederholung der Argumentation siehe Haupt- teil in groben Zügen.

Zusammenfassung Deutschlands, Italiens und Japans aus Vereinfachungsgründen als "fa- schistische Staaten".

 

 

 

 

Es gehe nicht um Ideologien, sondern um Inte-

ressen, so Bullitt zu Lukasiewicz, S. 500.

 

 

 

 

 

 

 

Details s.u., insofern den Hauptteil erweiternd.

 

 

 

Fundstellen für Roosevelts Unverständnis S.

124, 163, 277f.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

S. 164, 280.

 

 

S. 403f.

 

Wörtliches Zitat S. 412.

 

 

Wörtliches Zitat S. 416 (Anm. 28).

 

 

 

 

 

 

S. 245

 

S. 506f, in Form eines Berichts an Halifax.

 

 

 

S. 590.

 

 

 

 

 

 

Zu Roosevelts Äußerungen S. 118, seine Stra- tegie S. 109.

S. 58

S. 111.

 

 

 

 

 

 

Entsprechende Zitate, die "europäischen Front- staaten" inklusive Russland als "erste Linie der amerikanischen Verteidigung" (genaue Formu-lierungen variabel) S. 160, 423, 451, 452.

 

 

 

 

 

 

 

 

Siehe Hauptteil.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

S. 203f.

 

S. 110, ebenso von Frankreich. Selbst sahen

sich die USA dazu nicht in der Lage.

 

S. 138.

 

S. 223.

 

 

S. 345.

 

 

 

 

S. 156f.

 

S. 338.
 

S. 342.

 

 

S. 393f.

 

 

 

 

 

S. 428.

 

S. 499.

 

 

S. 529, wörtlich "Abschluß einer Tripel-Allianz

mit Frankreich und Polen".

 

Dass ab da für Verhandlungen kein Spielraum bleibt, sieht Außenstaatssekretär Cadogan (06. 04.1939, S. 579 Anm. 42).

Neues Einkreisungsmotiv S. 569f.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wörtlich bereits o. zitiert S. 358, im Text bezo-

gen darauf, wie Chamberlain seine innenpoliti-

schen Gegner ausmanövrierte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zu Joseph Chamberlain siehe Grenville, S. 315 (1. Teil 4. Kapitel 1898 - 1907).

Zu Austen Chamberlain Rauh Bd. I S. 319 (3. Teil 1. Kapitel).

 

Zu Baldwin Rauh Bd. II S. 36 und englische Wiki- pedia (5. Teil 2. Kapitel). Die Formel "Peace in

Our Time" geht auf Baldwin zurück, der sie 1925

geprägt hatte (S. 373). Ihre Verwendung durch Neville Chamberlain kann also auch als Chiffre auf Baldwin verstanden werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

Zu einer Gelegenheit mäßigte Bullitt Roosevelt

mit der Vorstellung einer kommunistischen Üb-

ernahme Deutschlands (S. 343).

Siehe hierzu im Hauptteil 5. Teil 3. Kapitel, bei Bavendamm einschlägige Zitate des britischen Diplomaten Orme Sargent S. 384, 436.

 

Persönliche Schlussfolgerungen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Einfuhrabhängigkeit der britischen Insel ist bekannt, Roosevelt seinerseits brauchte die bri- tische Flotte (S. 116, 525).

Beispielsweise dadurch, dass Roosevelt (s.a.o. S. 291) seinen "Weltfriedensplan" genau in dem Moment zurückzog, als man meinen konnte, er hätte Chamberlain damit in der Tasche. Das eb- en das Krieg bedeutete, war dem Anti-Appeaser Winston Churchill klar (S. 170).

 

Zeitgewinn-Motive Chamberlains zu verschiede-

nen Gelegenheiten S. 157, 277, 439, 473, 532ff, 599. Doppelspiel-Motive S. 226, 265 (wo er es offen zugibt), 358f.

Er trat nicht zurück, s.o. Zitat S. 529.

 

 

Aufrüstungskurs in Großbritannien S. 177, 371 (Frankreich), 374 (um die Anti-Appeaser zu ap- peasen), 375f inklusive BBC-Propaganda gegen Deutschland trotz "München", 419f auch auf- grund von Geheimdienstmanipulationen, infor- melles britisch-französisch-amerikanisches Bündnis vom 10.02.1939 S. 480f, Gesetzesent- wurf für allgemeine Wehrpflicht in Großbritan- nien 15.02.1939 S.484. Roosevelt und Cham- berlain machten von ihren Vereinbarungen kei- nerlei Aufhebens (S. 494f). Andernfalls hätte man Hitler nur unnötig verschreckt... (persönli- che Schlussfolgerung).

 

Chamberlain hatte die Tschechoslowakei bereits Ende November 1937 verloren gegeben (S. 264, was zum Halifax-Berghof-Besuch passt (5. Teil 3. Kapitel)). Auch bei Bavendamm findet sich ein Zitat zur planmäßigen Neutralisierung der Tsche- choslowakei (S. 330). Ein sowjetisches Hilfsan- gebot, mit dem sich die Tschechoslowakei hätte halten lassen, was im Sinne der Anti-Appeaser gewesen wäre (S. 356f), wies Chamberlain zu- rück (S. 327). Der britische Botschafter in Deut- schland Henderson sah die Eingliederung der "Rest-Tschechei" als unausweichlich an (S. 507). Die britischen und französischen Garan- tien für dieses Gebilde waren überaus lax ge- wesen (S. 515f), eine deutsche und italienische gab es im Grunde gar nicht (Anm. 56).

Der britische Generalstab (S. 472f) und auch Chamberlain selbst (S. 524, 594) wussten, dass nur das amerikanische Eingreifen den Krieg ent- scheiden konnte. Kriegseinschätzung und -vor- hersage der britischen und französischen Gene- ralstäbe blieben, insbesondere unter dem Ge- sichtspunkt der Hilfe für Polen, negativ (S. 531, 582, März/April 1939).

 

 

Britische Erpressbarkeit S. 525. Absehbares Ende des Empires S. 118, 530.

So Lord Lothian, S. 247.

 

 

 

Halifax redete wieder, wie Grey vor dem Ersten

Weltkrieg, wieder vom Sympathieverlust, der

den Briten bei einem anderen Verhalten gedroht

hätte (S. 530, zu Grey 1. Teil Literaturbesprech-

ung "Campbell").

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verwenden wir zum Thema ein Werk von Hans Roos, Geschichte der Polnischen Nation 1918 - 1985, Verlag W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart 1986. Roos kann (S. 5) aufgrund der sprachlich- en Schwierigkeiten, die die polnischsprachige Originallektüre, sicher aber auch die Überfülle bereiten würde, keine Einzelzitate leisten. Wir können und müssen dem Polenspezialisten Roos also Glauben schenken.

Zum "Dritten Europa" S. 157, endgültige Zurück- weisung der deutschen Vorstellungen zum Be- such Ribbentrops in Warschau Ende Januar 1939 S. 159. Dass jeder deutsche Griff nach Danzig Krieg bedeuten würde, kam bei Hitler schon am 26.03.1939 an, Beck machte am 05. 05.1939 klar, dass der Friede zwar ein hohes Gut sei, die Ehre der polnischen Nation aber hö- her stehe, S. 162 (in diesem Block alle Zitate aus Roos).

 

Zu letzterem ergibt die Lektüre von Bavendamm mehr als die von Roos.

S. 386.

 

 

 

 

 

Originalzitat S. 387, Oktober 1938, also nach "München".

 

 

 

 

S. 523, das "Dritte Europa" (s.o. Roos) ist doch etwas umfangreicher als das "nationale Symbol Danzig", S. 524. Dort auch zur polnischen Teil- mobilmachung, Biddle gibt sich zufrieden, Bul- litts Telegramm auf der Vorseite. Eher nachvoll- ziehbar ist der Eindruck (Roos, S. 160) den die Rückgliederung des Memellandes und die Pro- tektoratsverkündung für die Slowakei auf Polen machte.

 

S. 528.

 

 

 

 

S. 572. Es wurde "Einigkeit erzielt", Vorgänge dokumentiert von Bullitt per Telegrammen an Hull vom 07. und 12.04.1939, Anmerkungen 20 und 21. Zeitnähe zum "britisch-polnischen Pakt vom 6. April 1939" bei Roos, S. 162, was Hitler bekannt und von ihm passend eingeschätzt wurde. Seine Aufforderung S. 574.

 

 

S. 583.

 

 

 

 

 

S. 587. Lob an Polen in einer Schrift mit dem ähnlichen Titel "Roosevelts Weg in den Krieg", eine Sammlung von "Geheimdokumenten", he- rausgegeben vom deutschen Außenministerium 1943, Deutscher Verlag Berlin, S. 19, dort zu Dokument Nr. 17, dieses S. 68, ausgesprochen von Bullitt an den polnischen Botschafter in den USA Potocki. Zur systematische Bewertung der Rooseveltschen Aktivitäten gibt die Sammlung für weitere Zitate wenig mehr her.

Appell Roosevelts S. 588, ds. Statement Becks.

 

 

S. 592.

 

 

 

 

 

Bullitt S. 604, f. Bonnet.

 

 

 

Albert S. Kotowski, Polens Politik gegenüber sei- ner deutschen Minderheit 1919 - 1939, Haras- sowitz Verlag, Wiesbaden 1998. Kotowski stammt selbst aus Polen.
Richard Blanke, Orphans of Versailles, The Ger- mans in Western Poland, The University Press of Kentucky, Lexington, Kentucky, 1993.
Eigene Übersetzung von "...; (and) no German government more principled than Hitler's would have been able to ignore their plight over the long run", S. 237. Schlussfolgerung persönlich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

S. 115f.

S. 138f.

 

 

S. 159. Realität siehe 5. Teil 6. Kapitel, aber Hit-

ler hielt sich bis "Pearl Harbor" zurück.

 

S. 161. Zu Stalin auch dessen "Gewichts"- Zitat 5. Teil 2. Kapitel.

 

 

Interpretation von S. 313, zu Churchill s.o. S. 170.

 

 

S. 163.

 

 

S. 337f.

 

S. 412 (Anm. 19).
S. 413.

 

 

S. 120.
S. 121.
S. 122.

 

 

S. 416.

 

S. 485.

 

S. 501.

 

 

Fundstellen s.o. S. 523, 528.

 

 

 

 

S. 370.

S. 550.

 

S. 495.

 

 

S. 555.

 

S. 567.

 

 

S. 571.

S. 587.

 

 

 

 

S. 409.
S. 410.

 

S. 412. Am 24.08.1939 gibt Bullitt dem Frieden

zutreffend nur noch wenige Tage (S. 595).

 

S. 441.

 

 

 

 

 

S. 39.

 

 

 

S. 426f.

 

S. 166 Anm. 6.

 

S. 161 Anm. 25.

 

 

 

 

 

 

Oder mit Stalin (s. 5. Teil 4. Kapitel, dagegen S. 593 angeblich keine polnische Zustimmung).

Hitler wiederholte im August 1939 seine Grund- these aus "Mein Kampf", die Ukraine gegen eine etwaige erneute angelsächsische Hungerblocka- de zu brauchen (S. 578). Stalin hätte u.U. die U-

kraine sogar abgetreten (so der Sowjetbotschaf-

ter in London Maisky, S. 416f Anm. 28a)!

 

Kennedy gab das an Roosevelt weiter.